Die Rache des Stalkers
Sie sich an Stellen ab, an denen Sie nicht Gefahr laufen, ihn zu verlieren. Falls Sie den Verdacht haben, dass er Sie bemerkt hat, verhaften Sie ihn und bringen ihn ins Präsidium.«
Nacheinander bestätigten ihr die Kollegen, die Anweisung verstanden zu haben.
Sie sahen dabei zu, wie Zander mit der Frau ein gut besuchtes Café ansteuerte und sich dort eine Weile mit ihr angeregt unterhielt. Als die beiden die Lokalität verließen, war die Frau glänzend gelaunt und flirtete hemmungslos mit dem Verdächtigen. Anschließend brachte er sie zu sich nach Hause.
***
Einer Gewohnheit folgend, blickte Zander aus einem der großen Fenster, während sich das Mädchen für die ersten Fotos bereit machte. Er hatte ihr vorgeschlagen, sich auf einen Stuhl zu setzen, die Lehne nach vorne, ihre Arme darauf gestützt, die Hände das Gesicht umschließend. Plötzlich sah er, wie sich vier Personen mit gezückten Waffen seinem Haus näherten. Panisch fragte er sich, wie sie ihm auf die Spur gekommen waren und was er nun tun sollte. Die Frau als Geisel nehmen oder flüchten? Er überprüfte die andere Seite des Gebäudes, auf der er niemanden entdeckte.
»Du siehst toll aus«, sagte er mit leichtem Zittern in der Stimme. »Aber mir ist es hier etwas zu dunkel. Ich hole schnell einen weiteren Scheinwerfer aus dem Keller.«
»Okay.«
Eilig durchquerte er den Raum, verschwand in seiner Küche und öffnete den Notausgang. Nun machte es sich bezahlt, diese ungewöhnliche Bleibe angemietet zu haben.
***
»Die Zielperson flüchtet«, unterbrach Manhold die Gesprächspause. Die Konferenzschaltung hatte die ganze Zeit fortbestanden, damit die Kriminalkommissarin involviert war.
Er und seine Partnerin Ulrike Kremer beobachteten, wie der Verdächtige, der unvermittelt auf dem Bürgersteig aufgetaucht war, zu seinem Wagen hastete und losraste.
»Verfolgen Sie ihn!«, befahl Anja. »Ein Team kümmert sich um die junge Frau. Ich brauche ihre Aussage.«
»Wir bringen die Frau ins Präsidium«, meldete sich Stumpf, der sich bereits vor Zanders Wohnungstür befand.
Kremer drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Volvo war zweihundertfünfzig Meter vor ihr. Rücksichtslos raste Zander über eine rote Ampel und löste die fest installierte Radaranlage aus.
»Einen Monat Führerscheinentzug«, murmelte sie. Kaum hatte sie es ausgesprochen, überfuhr auch sie das rote Signal. Wieder blitzte es.
»Dito«, meinte Manhold.
Mit einhundertzwanzig Stundenkilometern jagten sie die Verdunstraße entlang. Die ersten Hinweisschilder auf die Stadtautobahn tauchten auf. Manhold informierte die Kollegen, in welche Richtung der Verdächtige fuhr. Trotz hoher Geschwindigkeit hatten sie nichts von seinem Vorsprung aufholen können.
In etwa achthundert Metern Entfernung tauchte eine auf Grün stehende Ampel auf. Während sie auf die Kreuzung zurasten, sprang die Signalanlage auf Gelb.
»Mist!«, fluchte Kremer, da auf der kreuzenden Straße Autos warteten. Die Polizisten hatten bislang nicht ihr Blaulicht aufs Dach montiert, damit niemand Zander den Weg frei machte. Nun griff Manhold zur mobilen Sirene. Das Licht wechselte auf Rot, der Volvo überquerte die Kreuzung. Kremer hupte wild, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Die Autofahrer schienen die Situation zu erfassen, doch auf dem Bürgersteig näherte sich ein Radfahrer in auffälligen Schlangenlinien. Da ihm die Fußgängerampel Grün anzeigte, rollte er unbeirrt weiter.
»Scheiße!«, brüllte Manhold.
Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, lenkte Kremer abrupt nach links und verlor die Kontrolle. Der Wagen schlingerte auf eine Verkehrsinsel zu. Zwei dort wartende Passanten brachten sich panisch in Sicherheit. Scheppernd rammte das Auto ein Verkehrsschild und ein Reifen platzte. Für Wagen Drei war die Verfolgung beendet.
***
Mit einhundertfünfzig Stundenkilometern näherte sich Zander der nächsten Kreuzung. Bis zur Stadtautobahn waren es noch tausend Meter. Plötzlich schoss von rechts ein Wagen mit Blaulicht auf seine Spur. Erschrocken riss er das Lenkrad nach links.
***
»Wir sind wieder im Spiel«, gab Klaus Haag der Kommissarin Bescheid. Er und sein Partner Manfred Hoffmann hatten sich lange Zeit auf der Parallelstraße befunden und wollten Zander nun schneiden. Sie waren vor ihm auf die Friedrichstraße gebogen, doch da er mehr Geschwindigkeit besaß, zog er gleich und gewann eine halbe Wagenlänge Vorsprung.
»Wir dürfen ihn nicht auf unsere Spur ziehen lassen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher