Die Rache des stolzen Millionärs (German Edition)
die Frau vor und schüttelte ihre Hand mit festem Holzfällergriff. „Ich bin die Immobilienverwalterin hier in Tribute und die Besitzerin des Supermarktes der Stadt.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen.“
Die Frau nickte und sah sich um. „Nettes Plätzchen, doch es muss was getan werden.“
„So ist es“, stimmte Tess ihr zu.
„Ich habe nie verstanden, warum Damien es so hat herunterkommen lassen. Das ist nicht seine Art.“
Nein, das war nicht seine Art. Und er hatte das Haus so lange vermodern lassen, bis er die Zeit gefunden hatte, eine frühere Freundin zu erpressen, es auf Vordermann zu bringen. Tess dachte nicht, dass es angebracht war, Wanda darüber in Kenntnis zu setzen. Sicher, die Frau hatte Damien beim Vornamen genannt, also waren sie vielleicht Freunde, vielleicht wusste sie genau, wer Tess war und was sie hier machte.
„Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich hier so hereingeplatzt bin?“, nahm Wanda das Gespräch wieder auf.
„Sie sagten, dass Sie die Verwalterin sind …“
„Sicher, ich kümmere mich um die Heizung und das Wasser, aber Damien wollte, dass ich Ihnen das hier gebe.“ Sie zog einen dicken Umschlag aus ihrer Jackentasche hervor und händigte ihn Tess aus. „Hier.“
„Was ist das?“
„Er hat es heute Morgen überwiesen. Er dachte, dass Sie möglicherweise mehr brauchen, als er Ihnen gegeben hat“, erklärte Wanda. „Für die Renovierung des Hauses. Er möchte, dass Sie es auch einrichten.“
Tess schaute in den Umschlag. Ein dicker Packen Hundertdollarnoten. Großer Gott. Er hatte ihr schon vier Mal so viel gegeben. Aber auf der anderen Seite konnte man nicht wissen, welche Probleme in einem älteren Haus aufkommen könnten. Sie wandte sich wieder an Wanda. „Gibt es ein Möbelgeschäft in der Stadt?“
„Nein.“
„Lampen, Haushaltswaren?“
„Es gibt ein Haushaltswaren-Geschäft in Tribute – es liegt an der Hauptstraße, neben dem Diner –, und Sie können Möbel und Einbauleuchten in Jackson bekommen, das liegt etwa fünfzig Meilen entfernt.“ Sie hielt einen Moment inne, dann fuhr sie fort: „Allerdings denke ich, dass Damien eine landestypische Einrichtung vorziehen könnte. Einige Leute hier in der Gegend bauen selber Möbel, ich werde mit ihnen reden.“
„Arbeiten die schnell? Ich stehe ein wenig unter Zeitdruck.“
Wanda zuckte die Schultern. „Kommt darauf an.“
Tess seufzte. Es sah so aus, als ob sie alles selbst herausfinden musste. Sie schenkte Wanda ein knappes Lächeln und sagte: „Ich werde zum Hotel hinüberfahren und einchecken.“
„Ruby’s Hotel?“
„Ja, ich habe es im Telefonbuch gefunden.“
Angespannt sah Wanda gegen die Decke.
„Stimmt etwas nicht?“
„Nein.“
Erschöpft ließ Tess ihre Schultern sinken. „Was denn? Ist Ruby ein Axt-Mörder oder so was in der Art?“
„Nein, Ruby ist reizend.“ Sie wies auf den Umschlag in Tess’ Hand. „Es ist nur, bevor Sie ins Hotel fahren, müssten Sie erst mal hierhin gehen.“
Tess sah sich die Adresse auf dem Umschlag an. „Was ist das?“
„Damien bittet Sie, um vier Uhr dort zu sein.“
„Wann um vier Uhr?“
„Heute“, entgegnete Wanda gelassen.
Tess schaute auf ihre Uhr. „Jetzt ist es halb vier.“
Die ältere Frau machte eine abwehrende Handbewegung, als ob das kein Grund zur Besorgnis sei. „Es ist nur eine kurze Fahrt. Ich sage Ihnen, wo Sie langfahren müssen.“
Seufzend griff Tess nach ihrer Handtasche, um einen Stift zu suchen. Eigentlich hatte sie das Haus sauber machen wollen, bevor es dunkel werden würde. Verdammter Damien mit seinen Forderungen. „Also, was befindet sich an dieser Adresse?“, fragte sie. „Eine Vertragsfirma, ein Installateur oder so was?“
Wanda zuckte wieder die Schultern. „Oder so was.“
Zornig blickte Tess sie an. „Hat Damien Ihnen gesagt, dass Sie mir mit Ihren ausweichenden Antworten auf die Nerven gehen sollen?“
Darauf verzog die Frau ihren Mund zu einem vielsagenden Schmunzeln und zeigte auf den Stift in Tess’ Hand. „Ich erkläre Ihnen jetzt, wie Sie fahren müssen.“
3. KAPITEL
Die Fahrt dauerte nicht einmal fünf Minuten, doch es ging bergauf, und die Straßen waren glatt, während allmählich die Dämmerung hereinbrach. Als Tess die Auffahrt hochfuhr und das Haus sah, dachte sie, dass sie die Wegbeschreibung falsch verstanden hätte. Sie überprüfte, ob sie die richtige Adresse angesteuert hatte.
Wer, um alles in der Welt, wohnte hier, fragte sie sich. Ein Künstler?
Weitere Kostenlose Bücher