Die Rache ist Dein
daran hindern?«
»Sie könnten mich wieder knebeln. Inzwischen wissen wir beide, daß Sie mich vollkommen in der Hand haben.«
Er antwortete nicht. Cindy wertete das als Zeichen fortzufahren. »Sie glauben, daß ich Sie reinlegen wollte, Sir. Sagen Sie mir bitte, wie.«
»Red keinen Scheiß!« Er hieb mit solchen Wucht auf das Armaturenbrett, daß ihr schmerzender Körper zusammenzuckte. Jetzt keuchte er ... lauter als sie. »Lüg mich nicht an, verdammt. Was bildest du dir eigentlich ein, Decker? Wir wissen beide ganz genau, warum du nach Belfleur gefahren bist!«
Sie öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu. Ihre Gedanken überschlugen sich. Belfleur, Belfleur ... was hatte er mit Belfleur zu tun? Und dann traf es sie wie ein Schlag ins Gesicht.
Sie hatte sich derart auf Bederman konzentriert, war so überzeugt von seiner Schuld gewesen, daß sie den Rest der Liste gar nicht erst überprüft hatte! Hätte sie das getan, wäre sie zweifellos auch auf seinen Namen gestoßen - und vielleicht noch auf andere. Auf der Liste konnten jede Menge Polizisten stehen. Eigentlich glaubte sie nicht an Konspiratonstheorien, aber im Moment konnte sie an nichts anderes denken. Sie alle! Alle waren sie hinter ihr her, weil sie dachten, sie wisse etwas. Sie wußte tatsächlich etwas. Sie wußte, daß sie mit Craytons Tod zu tun hatten ... und der Entführung von Bartholomews Frau ... und dem Überfall auf Stacy Mills. Cindy wußte etwas, aber sie wußte nicht alles. Gewiß nicht genug, um dafür zu sterben. Aber das wußte er nicht. Er dachte, sie hätte sich das alles zusammengereimt. Er hatte ihre Fähigkeiten überschätzt, so wie sie ihn unterschätzt hatte.
Decker wartete nicht, bis Oliver den Motor abstellte. Scott hatte kaum hinter Cindys Auto gehalten, da sprang Decker schon raus.
Gott segne Hayley Marx und ihr Ortungsgerät, dachte er. Zumindest vorläufig, weil Decker ihr immer noch nicht ganz traute. Er sprintete zur Beifahrertür des Saturn, aber sie war verriegelt. Die Fahrertür war zwar zu, jedoch nicht verschlossen. Er riß sie auf, schaute hinein.
Cindy war nicht da.
Decker öffnete den Kofferraum.
Da war sie auch nicht.
Was ihn gleichzeitig mit Erleichterung und Entsetzen erfüllte. Er hatte keine Leiche gefunden — danke, danke, Gott — aber Cindy war verschwunden. Die Ungewißheit trieb ihn zu hektischer Aktivität. Er durchwühlte ihre Handtasche, fand ihre Waffe und den Geldbeutel. Scheine und Kleingeld. Lippenstift, Kugelschreiber, Kreditkartenquittungen. Decker steckte sie ein. Wo war Cindys Brieftasche mit Ausweis und Dienstmarke? Marge berührte seine Schulter, und er zuckte zusammen.
»Entschuldige«, sagte sie. »Ich wollte dich nicht ... «
»Ihre Waffe ist hier.« Decker drehte sich um, atmete schwer. »Sie hatte nicht mal die Chance, ihre Waffe zu ziehen!«
»Wir finden Sie, Peter.«
»Sag mir wie!« Decker wischte sich über die feuchten Wangen. »Sag mir wie«
Oliver war zu ihnen getreten. »Vielleicht ist sie aus dem Auto gesprungen und hatte keine Zeit, ihre Waffe mitzunehmen.«
»Sie hätte sie mitgenommen.« Decket stieg aus, lief unruhig auf und ab. »Sie hätte ganz automatisch danach gegriffen. Der Kerl hat sie hinter dem Steuer vorgezerrt ... «
»Die Fahrertür war aber zu«, warf Oliver ein. »Was?«
»Wenn du jemanden hinter dem Steuer vorzerrst, packst du ihn um den Hals und schleifst ihn zu deinem Auto. Du nimmst dir nicht die Zeit, die Tür zu schließen.«
»Die stößt du mit dem verdammten Fuß zu!« knurrte Decker.
Marge flüsterte Oliver fast unhörbar »Halt die Klappe« zu und rieb sich die Stirn. »Peter, wir müssen das als Tatort melden.«
»Dann mach das!«
Marge gab die Meldung durch, griff nach der Taschenlampe. »Ich geh die Böschung runter. Seh zu, ob ich was finden kann.«
Eine beunruhigende Bemerkung, weil alle wußten, was sie meinte. Oliver hätte mit Marge gehen und ihr helfen sollen. Aber der Gedanke, daß Cindy vielleicht tot dort unten lag, war ihm unerträglich. Das Bild würde ihn für immer verfolgen. Er verfluchte seinen Egoismus und seine Schwäche, konnte sich aber nicht dagegen wehren. Oliver warf einen Blick zu Decker, der haltsuchend am Saturn lehnte, das Gesicht mit der Hand bedeckt.
»Ich bleib wohl besser hier.« Mit einem Kopfrucken deutete er auf Decker.
»Ja, okay.« Marge machte ein paar Schritte, stolperte. Sie zwang sich, nicht zu weinen, bevor sie außer Sichtweite war. Erst an der Böschung fing sie leise an zu
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