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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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deinen Verbindungen hättest du es spielend schaffen können, wenn du die Dinge richtig angepackt hättest. Du weißt, was ich meine? Aber du hast ein Problem, Decker. Du mußt dich immer vordrängen. War schlimm genug, daß du dein vorlautes Mundwerk nicht halten konntest und mich blamieren mußtest. Aber als du dann Scheiße gefressen hast, dachte ich, ich könnte ... die Zügel ein bißchen lockerlassen.« Wie gnädig, dachte Cindy. Selbst in Gedanken konnte sie ihren Sarkasmus nicht unterdrücken. Er fuhr fort: »Weil du mich, falls du die goldene Dienstmarke bekämst — oder eher, wenn du sie bekämst — nicht für ein totales Arschloch halten würdest. Kapierst du, was ich sagen will?« Cindy hatte kapiert. Absolut. Sie hatte seinetwegen Scheiße gefressen, und er war bereit gewesen, ihr zu vergeben. Aber was hatte sie falsch gemacht? Hatte ihm das noch nicht gereicht? Was verlangte der Drecksack denn noch? Hätte sie ihm in der Asservatenkammer einen blasen sollen? »Jep, du hast mich echt für dumm verkauft. Ich dachte wirklich, du würdest mir in den Arsch kriechen. Aber ich bin eben dumm und ungebildet. Ich hab nicht gemerkt, daß du mich ausgetrickst hast, dich bei mir eingeschleimt hast und mich gleichzeitig leimen wolltest. Das war wirklich beschissen, Cindy. Macht mich total sauer. Dafür wirst du bezahlten. Und nicht zu knapp. Ich sag dir das, damit du das alles verstehst.«
    Aber Cindy verstand überhaupt nichts. Was hatte sie getan, um ihm den Eindruck zu geben, daß sie ihn leimen wollte?
    Er schnalzte strafend mit der Zunge. »Du konntest ja keine Ruhe geben und einfach nur mitspielen. Mußtest deine Nase in Sachen stecken, die dich nichts angehen.«
    Wovon zum Teufel redete er bloß? Sie hatte nicht gegen ihn intrigiert ... hatte nichts getan, was auch nur im entferntesten mißverstanden werden konnte ...
    »Was wolltest du damit beweisen, daß du da runtergefahren bist, hä?«
    Wo runter gefahren?
    »Wolltest Daddy anschmieren wie du mich angeschmiert hast?« Anschmieren, dachte Cindy. »Damit angeben, daß du besser bist als Daddy, was? Daß du seine Fälle lösen kannst. Gehst du so mit Vorgesetzten um? Weißt du was, Decker? Daddy hätte dir schon längst den Arsch versohlen sollen. Dann würdest du jetzt nicht in diesem Schlamassel stecken, weil du wüßtest, was sich gehört, statt so verdammt neugierig zu sein! Ich hab versucht, dich zu warnen. Hab dir Notizen geschickt. Hab dich durch die Gegend gejagt. Hab dir Zeichen gegeben — kleine und große. Hat alles nichts genützt. Jetzt hast du's rausgefunden, und das hast du nun davon!« Cindy grunzte.
    »Ich versteh kein Wort«, knurrte er.
    Dann nimm mir den Knebel ab! Sekunden später wurde ihr Wunsch erfüllt. Mit einer schnellen, groben Bewegung riß er den Knebel runter, bis das Ding ihr wie ein Tuch um den Hals hing. Er hatte so fest daran gezerrt, daß sie befürchtete, gleich noch ein paar Zähne verloren zu haben. »Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden, Sir.«
    Es überraschte sie nicht, daß nur Genuschel rauskam. Mund und Lippen waren geschwollen. Erstaunlich, daß er sie verstand. Zumindest glaubte sie das, weil er lachte. Ein häßliches, tiefes Lachen wie das eines Hexenmeisters, wenn es die überhaupt gab. Und vielleicht gab es sie, denn das hier erinnerte sie verdammt an Wells' Vision von der Hölle.
    »Bei deiner tollen Schulbildung und dem geschwollenen Gerede, das du sonst von dir gibst, hätte ich dich nicht für so blöd gehalten«, sagte er.
    »Aber ich weiß wirklich nicht ... « Sie hielt inne. Wenn das so weiterging, hatten sie sich bald festgefahren. Sie würde dies sagen, er das. Benutz deine tolle Schulbildung!
    Sie dachte an ihre Psychologievorlesungen, besonders an Milton Erickson und die Kunst des Unerwarteten. »Danke, daß Sie mir den Knebel abgenommen haben.«
    Schweigen.
    »Wonach riecht es hier?« fuhr Cindy fort, wehrte sich verzweifelt gegen die Wirkung des einschläfernden Knebels. »Ist das Chloroform? Wo um alles in der Welt haben Sie das her? In Krankenhäusern wird es längst nicht mehr benutzt. Muß Sie ganz schön Mühe gekostet haben, welches aufzutreiben. Aber andererseits halte ich Sie auch für einen sehr einfallsreichen Mann.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich hab einiges auf dem Kasten, erinnern Sie sich?« Erneutes Schweigen.
    Sie versuchte es noch mal. »Kann ich was sagen, ohne daß Sie gleich sauer werden?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Kann ich's probieren?«
    »Kann ich dich

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