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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dem Bildschirm.
    »Ein Chevrolet, Baujahr 51«, las Beaudry ab. »Tja, das paßt. Nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Eingetragen auf einen Anatol Petruke ... « Beim Buchstabieren kniff er die Augen zusammen. »P-e-t-r-u-k-i-e-v-i-ch.«
    »Petrukievich«, sagte Cindy. »Klingt russisch.«
    Möglich. »Auf jeden Fall ist der Mann betrunken.« Cindy schaltete Rotlicht und Sirene ein. Der Laster wurde weder langsamer noch schneller. Er fuhr einfach im Schneckentempo weiter. Beaudry nahm das Megaphon vom Haken. »Fahren Sie das Fahrzeug an die Seite. Sofort.«
    »Glaubst du wirklich, daß er weiß, was ein Fahrzeug ist, Graham?«
    »Er wird's schon kapieren.« Sie fuhren langsam weiter, beobachteten den Laster. »Wird er langsamer?«
    »Bei zehn Kilometer pro Stunde ist das schwer zu sagen.« Sie wartete. »Ja, er schlingert zum Bordstein rüber.«
    »Siehst du, er hat verstanden, was Fahrzeug bedeutet.«
    »Vielleicht lag es am Blinklicht und der Sirene.«
    »Du bist einfach ein schlechter Verlierer. Kopf oder Zahl, Decker?«
    »Zahl.«
    Er warf die Münze, klatschte sie auf seinen Handrücken, zeigte ihr den Quarter; George Washington grinste sie an.
    »Ich hab gewonnen, du übernimmst den Fahrer«, meinte Beaudry.
    »Immer bin ich die Glückliche.« Sie verdrehte die Augen. »Aber wer braucht schon Glück? Eine gute Polizistin sorgt selbst für ihr Glück, stimmt's?«
    »Wenn du das sagst, Decker.«
    Cindy parkte hinter dem verchromten Dinosaurier, stieg aus, ließ die Tür zum Schutz offen. Sie wartete ab, ob der Fahrer im Wagen blieb. Was er tat, zumindest für den Augenblick.
    Sie öffnete ihren Halfter. Vorsichtig, die Hände auf den Hüften, ging sie an der linke Seite des Fahrzeugs nach vorne. Auf der Fahrertür prangte eine Werbung, MALERARBEITEN BESTER QUALITÄT, in großen schwarzen Buchstaben. Darunter ein lächelnder Pinsel. Die Telefonnummer gehörte zu einem Anschluß in Hollywood. Mr. Petrukievich war also von hier. Oder zumindest hatte er hier sein Geschäft.
    Cindys Hand lag auf der Waffe, ihr Blick war extrem wachsam. Als sie sich dem Fenster näherte, wurde die Fahrertür geöffnet.
    »Bleiben Sie im Wagen, Sir«, sagte sie streng.
    Entweder ignorierte er sie oder verstand sie nicht; die Tür schwang weiter auf und zwei Füße landeten auf dem Boden. Cindy machte sich auf das Schlimmste gefaßt, denn als er stand, überragte er sie. Er war nicht nur groß, sondern auch sehr kräftig. Vierschrötig und bullig. Mindestens so groß wie ihr Dad.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir«, befahl sie.
    Er erstarrte, schaute verwirrt. Seine Haut war bleich, ein helles Rosa, bis auf die Nase, die an eine riesige Erdbeere erinnerte. Glattes, bernsteinfarbenes Haar, das über seine breite Stirn gekämmt war. Sein Bart war dünn und blond. Er stank nach Alkohol.
    Cindy hielt nach Beaudry Ausschau, hoffte auf seine Unterstützung, aber offensichtlich hatte ihr Partner selber Probleme. Im Führerhaus hatte noch ein Passagier gesessen, ebenso groß wie der Fahrer. Und wahrscheinlich genauso betrunken, denn er schwankte. Graham hatte Mühe, ihn aufrecht zu halten.
    Der Fahrer wippte inzwischen auf den Füßen. »Ich hab nix gemacht.« Er nickte heftig, das Haar flog ihm in die Augen.
    Cindy blieb stehen, sagte langsam und deutlich: »Sir, gehen Sie zurück, steigen Sie wieder ins Auto.«
    »Zurück?« Das kam als «zurück« raus. Der Mann runzelte die Stirn, drehte sich um und zeigte Cindy seinen Rücken.
    »Nein, nicht den Rücken. Zurück in den Laster. In den Laster! Drehen Sie sich um — drehen ...« Sie ließ den Zeigefinger kreisen. Der Mann gehorchte, drehte sich um sich selbst. »So?« Er war voll wie eine Haubitze, aber nicht aggressiv. Ihn in den Laster zurückzubefördern, war ausgeschlossen. Sie legte ihm die Hand auf die fleischige Schulter, damit er sich nicht weiter drehte. Sein Körper torkelte vorwärts, während sein Kopf immer noch hin und her schaukelte. Er stolperte, tastete mit beiden Händen nach der Kühlerhaube. Unter anderen Umständen wäre es die reinste Slapstick-Komödie gewesen. So war er ein Koloß von einem Betrunkenen, der jede Minute gefährlich werden konnte.
    Wachsam sagte Cindy: »Zeigen Sie mir bitte Ihren Führerschein, Sir.«
    Dem Mann gelang es, sie anzusehen. Sein Blick war verschwommen.
    »Ihren Führerschein.« Cindy versuchte ihre Aufforderung pantomimisch darzustellen. Er schaute nur verständnislos. Sie rief Beaudry zu: »Spricht deiner englisch?«
    »Glaub ich nicht«,

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