Die Rache ist Dein
Muskeln sind etwas steif. Kommt vom Tippen. Du weißt schon, über die Tastatur gebeugt, ohne Rückenstütze. Bei der Polizei wird nicht sehr ergonomisch gedacht.«
»Was hast du denn getippt?«
»Berichte. Was ziemlich mühsam ist, weil man sie in einem bestimmten Format tippen muß. Darauf achten muß, daß die Worte nicht über den Rand hinausgehen, weil sie sonst zwischen den Zeilen stehen statt drauf, wenn man das Formular ausdruckt. Ich dachte, eine heiße Dusche würde helfen. Hat sie auch, aber nur kurz.«
»Warum tippst du so viele Berichte?«
Cindy legte die Karte weg. Sofort erschien der Ober. »Haben Sie sich entschieden?«
Für sie klang das wie Haben Sie sich entschieden zu gehen? Bitte? »Ja, danke. Ich nehme die Scholle. Ist die ... ach, schon gut.«
»Wenn Sie eine Frage haben, stellen Sie sie ruhig. Ich mag zwar bellen, aber ich beiße nicht.« Cindy lächelte. »Wie ist sie zubereitet?«
»Leicht paniert und in der Pfanne gebraten«, erwiderte der Ober stoisch. »Als Beilage Salzkartoffeln. Sie können aber auch Pommes frites haben.«
»Ja, lieber das.« Sie reichte ihm die Karte. »Danke.«
»Gern geschehen.« Er wandte sich an Oliver. »Und für Sie, Sir?«
»Ich hätte gern die Garnelen und eine Flasche von Ihrem besten Chardonnay.«
»Einen Caesarsalat für zwei als Entree?«
»Ja, warum nicht?«
Der Ober verschwand ohne weiteres Getue. Cindy flüsterte: »Ob er in unser Essen spuckt?«
»Glaub ich nicht.«
»War ich diesmal höflich genug?«
»Etwas besser.« Er lächelte. »Warum tippst du so viele Berichte?«
»Aus Gefälligkeit.« Cindy sah zur Decke hoch. »Ich vervollständige Sergeant Troppers Berichte - eine Arbeit, die er haßt -, damit ich nicht mehr bei ihm Verschissen hab.«
»Tropper?« Oliver dachte kurz nach. »Muß nach meiner Zeit gekommen sein. Warum hast du bei ihm Verschissen?«
»Du meinst, außer daß ich eine Frau bin und dazu noch eine mit Collegeabschluß? Tja, ich hab es gewagt, eine schwierige Situation kompetent zu lösen. Das hat ihm nicht gefallen.«
Oliver hob die Augenbrauen. »Die Polizei bevorzugt Teamspieler, Cindy.«
»Ich hätte also beiseite treten und ... «
Sie verstummte, als der rotbefrackte Ober mit einer Weinflasche und dem Caesarsalat an den Tisch kam. Er stellte die Teller vor sie hin, entkorkte die Flasche, goß Oliver einen Probeschluck ein. Scott schwenkte den Wein im Glas, roch, probierte. »Ja, der ist gut.«
Sofort schenkte der Ober die beiden Gläser voll und stellte die Flasche in einen Eiskühler. »Pfeffer für den Salat?«
»Gerne«, erwiderte Cindy.
Der Ober holte eine Pfeffermühle und knallte sie vor Cindy auf den Tisch. »Bedienen Sie sich.« Er stapfte davon.
Cindy verteilte großzügig Pfeffer auf ihrem Salat. »Der Mann mag mich nicht. Vielleicht liegt es an meinen roten Haaren.«
»Vielleicht liegt es an deinem Benehmen.«
»Oh, bitte!« Cindy spießte ein Salatblatt auf, steckte es in den Mund und kaute langsam. »Normalerweise würde mich das ärgern. Aber das Essen ist zu gut. Spannung ist schlecht für die Verdauung.«
»Allerdings.« Oliver hob sein Weinglas.
Sie stießen an. »Auf was trinken wir?« fragte Cindy. »Auf die gute Teamspielerin?«
»Wie wär's damit, dich vor Gefahr zu bewahren?«
Cindy nahm einen Schluck. »Gefahr von den Verbrechern oder meinen Kollegen? Wolltest du mich nicht aufklären?«
»Halt dir den Rücken frei.«
»Fällt schwer, wenn man hinten keine Augen hat, Scott.«
»Ich meine es ernst, Cindy. Du mußt hin und wieder über die Schulter gucken. Du bist viel zu überheblich. Ich weiß nicht, ob es an deiner Unerfahrenheit liegt oder an deiner Bildung, der Stellung deines Vaters oder deiner sprühenden Persönlichkeit. Aber du mußt dir deiner selbst bewußt sein. Wichtiger noch, du mußt wissen, wie dein Verhalten auf deine Kollegen wirkt. Da draußen auf der Straße hängt dein Leben von ihnen ab.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Siehst du, das ist ein großer Irrtum. Und ein gefährlicher dazu.« Er senkte die Stimme, beugte sich vor. »Du kannst nicht auf dich aufpassen. Keiner kann das da draußen. Jeder muß den anderen im Auge behalten. Polizeiarbeit ist Teamarbeit, Herzchen. Wenn du was allein machen willst, werde Spion.«
»Tja, das ist eine Idee. Diese schicken Sonnenbrillen!«
»Du bist schlagfertig, das muß man dir lassen.« Er lehnte sich zurück. »Nur hilft dir das nichts gegen eine 375er. Oder selbst eine 22 er.«
»Weißt du was,
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