Die Rache ist Dein
Er hielt ihr Vorträge, genau wie er es mit seinen Söhnen gemacht hatte. Immer war er so darauf bedacht gewesen, die Worte rauszubringen, hatte nie darüber nachgedacht, wie sehr seine brutalen Bemerkungen ihnen zusetzten. Cindy starrte in ihr Weinglas. »Willst du wissen, was die Ironie bei dem Ganzen ist?« Oliver nickte.
»Eigentlich bin ich schüchtern«, sagte sie. »Ich versteck das hinter Überlegenheit. In der Welt der Cops ist es besser, egoistisch zu sein als schüchtern.« Sie blickte auf und sah ihm in die Augen. »Wenn du auch nur die geringste Furcht zeigst, kriegst du keinen Partner.«
»Das stimmt.«
»Wenn die Jungs wüßten, wie nervös ich war, würden sie mich in Salzsäure schmeißen.«
»Am Anfang ist jeder nervös.«
»Für Frauen ist das anders.«
»Da hast du sicher recht ... «
»Besser fressen als gefressen werden.« Sie senkte den Blick. »Übrigens, wer hält mich für klug? Oder hast du das erfunden, um mich zu trösten?«
»Nee, hab ich nicht. Zum Beispiel der Detective, mit dem ich mich gestern getroffen habe. Rolf Osmondson. Er sagt, du seist klug.«
Sie blieb skeptisch. »Keine Ahnung, wie er darauf kommt. Ich hab ihn gestern zum ersten Mal gesehen.«
»Offenbar hat er dich schon früher bemerkt.«
»Plötzlich bemerken höherrangige Detectives Anfänger in Uniform?«
»Wenn der höherrangige Detective heterosexuell und der uniformierte Anfänger eine hübsche junge Frau ist, kannst du darauf wetten, daß er sie bemerkt. Craig Barrows hat dich auch erwähnt.«
»Craig Barrows?«
»Den kennst du auch nicht?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Ungefähr meine Größe. Schmales Gesicht. Sandfarbenes, dünnes Haar. Blaue, blutunterlaufene Augen ...«
»Ja, genau. Ist der nicht bei der Mordkommission?«
»Ja.«
»Klar, jetzt erinnere ich mich«, sagte sie. »Etwa drei Monate, nachdem ich in Hollywood angefangen habe, hat einer der Alten eine Party gegeben und uns Anfänger tatsächlich eingeladen. Sogar ein paar Höherrangige waren das. Ich hab vielleicht zehn Minuten mit Detective Barrows geplaudert.« Cindy schob den Salatteller weg. Sofort räumte der Jungkellner ihn ab. »Und aus diesem einen Gespräch schließt er, daß ich klug bin?«
»Du mußt ihn beeindruckt haben.«
»Das war bestimmt mein rotes Haar.«
»Du schiebst sehr viel auf dein Haar, weißt du das?«
Sie kicherte und sah in das mißmutige Gesicht des Obers. Er stellte die Scholle vor sie hin. »Für die Dame.«
»Oh, vielen Dank.« Cindy biß in eine Fritte. »Ausgezeichnet.«
Der Ober lächelte! »Gern geschehen.« Er servierte Olivers Garnelen. »Noch Wein?« Dabei sah er Cindy an. »Der scheint Ihnen zu schmecken.«
»Wem schmeckt Wein nicht?« flüsterte sie ihm zu. »Danke. Ein halbes Glas. Ich muß noch Platz für den Nachtisch lassen.«
Der Ober schenkte ihnen beiden ein. »Wäre sonst noch was?«
»Im Moment nicht.« Cindy sah Oliver an. »Oder?«
»Nein, alles bestens«, erwiderte Oliver. »Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, wiederholte der Ober. »Vorsicht mit den Gräten.«
Er verschwand.
»Sieh an, jetzt ist er um uns besorgt«, meinte Cindy. »Er will nicht, daß wir an einer Gräte ersticken. Der Junge taut auf!«
»Entweder das, oder du bist so besäuselt, daß sich deine Wahrnehmung geändert hat.«
»Mag sein, mag sein.« Sie aß noch eine Fritte. »Warum sagst du, ich sei besäuselt?«
»Weil deine vorher blassen Wangen Farbe bekommen haben.«
»Ach so. Das ist nur das Make-up.«
Oliver lachte. »Worüber hast du dich mit Craig unterhalten?«
»Wie bitte?«
»Craig Barrows. Auf der Party. Ihr habt zehn Minuten geplaudert, hast du gesagt.«
»Gott, das ist schon so lange her.« Sie versuchte sich zu erinnern. »Ich glaube, es ging um Armand Cray... « Hitze schoß ihr ins Gesicht. »Um den Fall Armand Crayton. Mein Partner Graham Beaudry und Slick Rick Bederman waren auch dabei.«
»Wann war das? Vor ungefähr sechs Monaten?«
»Das kann hinkommen. Alle Zeitungen hatten darüber berichtet. Irgendwie unheimlich, daß seine Frau alles mit angesehen hat.« Sie sah zu Scott, der sie intensiv betrachtete. »Nur so Geplauder.«
»Cindy, was verschweigst du mir?«
»Was soll das heißen?«
»Herzchen, du bist rot geworden. Was ist mit Armand Crayton? Hast du den Kerl gekannt?«
»Was geht dich das an?«
Oliver legte die Gabel klirrend ab und lehnte sich zurück. »Was mich das angeht? Der Fall ist nicht abgeschlossen, meine Liebe. Was verschweigst du?«
Cindy wartete
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