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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Blödsinn war. Er hätte nur zum Sims schauen müssen, wo die anderen Fotos standen. Cindy schaute sich um, blickte über die Schulter, schloß die Wagentür auf. Sie stieg ein, verriegelte sofort die Türen. Nach einem letzten Blick ließ sie den Motor an.
    Vielleicht hatte Oliver es in der Hand gehalten und schnell abgestellt, als sie ins Zimmer kam. Weil er nicht wollte, daß sie ihn damit erwischte. Das klang schon wahrscheinlicher.
    Man kennt das ja. Man ist bei Fremden, wird neugierig und faßt Dinge an, die einen nichts angehen. Dann kommt jemand ins Zimmer, und man will nicht beim Herumschnüffeln ertappt werden. So war es bestimmt gewesen. Oliver hatte das Bild verstellt. Sie würde ihn fragen ... nachdem er die Rechnung bezahlt hatte.

8
    Als sie auf den Tisch zuging, stand Oliver auf. Er war von der alten Schule, genau wie ihr Vater, hielt Frauen vermutlich die Tür auf und rückte ihnen den Stuhl zurecht. Ganz anders als ihre eigene Generation, wo jeder auf sich gestellt war — gut fürs Selbstvertrauen, schlecht für die Manieren. Scott sah gut aus, viel eleganter als am Abend zuvor. Er trug ein Kamelhaarjackett über einem cremefarbenen Hemd, dazu eine rote Krawatte und schwarze Hosen. Cindy ergriff seine ausgestreckte Hand. Statt ihre zu schütteln, zog er sie an sich und gab ihr einen Kuß auf die Wange , lehnte sich dabei über den Tisch. Er ließ sie los, musterte sie.
    »Hübsch siehst du aus.«
    »Danke. Du auch.«
    »Ich seh hübsch aus?«
    »Ah, ich meinte gut. Du siehst gut aus.«
    »Gut ist okay. Ich bin sogar mit hübsch einverstanden. Setz dich doch.«
    Cindy rutschte auf die rote Lederbank ihm gegenüber. Der Tisch stammte aus einem anderen Zeitalter, hatte eine Linoleumplatte, die wie Marmor aussehen sollte. Er war so klein, daß sich ihre Knie berührten. Cindy zog die Beine an. Falls Scott es bemerkt hatte, äußerte er sich nicht dazu. Das ganze Restaurant erinnerte an vergangene Zeiten, als Hollywoods Ruhm noch das Grauman's Chinese Theater und The Walk of Farne bedeutete statt Piercingläden und Tätowierungssalons. Die Inneneinrichtung erinnerte an eine Art Jagdhütte mit Balkendecke, Deckenfries und Jagdbildern von Hirschen, Hasen und Hunden. Die Stiche hingen an dunkel getäfelten Wänden. Altes Holz ... gutes Holz. Eine Bar mit Spiegelwand zog sich durch den ganzen Raum; die Spezialität waren trockene Martinis mit einer Olive oder — für die Kultivierteren — einer Perlzwiebel. KeHnerlehrlinge, zu erkennen an ihren grünen Westen und dem Lächeln, gössen Wasser ein und brachten Brot. Ein Ober, zu erkennen am roten Jackett und der verdrießlichen Miene, reichte ihnen die Speisekarten und fragte, ob sie etwas trinken wollten. »Wein zum Essen?« fragte Oliver.
    »Gerne.« Cindy sah zum Ober hoch. »Irgendwelche Spezialitäten, die nicht auf der Karte stehen?«
    Der Ober betrachtete sie mißtrauisch. »Die Karte wird täglich neu geschrieben.«
    »Oh.« Cindy überflog die Tageskarte. »Und alles, was da drauf-steht, ist vorrätig?«
    »Die Linguine mit Langostinos, das Westernomlett und das Hummerbisque nicht ...«
    »Warum stehen sie dann auf der Karte?«
    Der Ober funkelte sie an. »Wollen Sie mit dem Besitzer sprechen?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Möchten Sie bestellen, Ma'am?«
    Die Karte war reichhaltig und sehr klein gedruckt. »Kann ich mir ein paar Minuten Zeit lassen?«
    Der Ober drehte sich um und ging.
    »Ob wir den je wiedersehen?« fragte Cindy.
    »Wenn du weiter so viel meckerst, wahrscheinlich nicht.«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich hab nur eine einfache Frage gestellt.«
    Oliver sah sie an. »Muß Spaß gemacht haben, dich großzuziehen.«
    Cindy lächelte. »Kann mich nicht erinnern, daß mein Vater sich beschwert hätte.«
    »Vielleicht nicht bei dir ... «
    »Wieso? Hat er was zu dir gesagt?«
    Oliver war verblüfft über die Schärfe ihrer Frage. »Nein. Ich mach nur Konversation. Schwerer Tag heute, Decker?«
    »Eigentlich nicht ... abgesehen von dem betrunkenen Russen, den ich heute nachmittag verhaftet habe.«
    Er sah auf. »Wie ist es gelaufen?«
    »Er ist in der Ausnüchterungszelle, und ich bin hier. Was man wohl als Sieg für die Gesellschaft und auch für mich ansehen könnte.« Sie schwieg. »Nee, auf der Arbeit läuft alles gut.« Sie rollte die Schultern. »Alles okay.«
    Oliver ließ die Karte sinken und betrachtete sie. »Du wirkst angespannt ... so wie du da sitzt.«
    »Bin ich nicht.« Zum Beweis ließ sie die Schultern hängen.
    »Meine

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