Die Rache ist Dein
sich. Hat den Kerl nicht gesehen. Er hat sie gegen die Motorhaube geschubst, Gesicht nach unten, und dann zu Boden gestoßen.«
»Sie weiß also nicht, ob es ein Mann war.«
»Er hat geredet. Es war ein Mann.«
»Mit Akzent?« fragte Oliver.
»Weiß ich nicht.« Korman kniff die Augen zusammen, weil die Stoßstangen das grelle Sonnenlicht reflektierten. »Der Täter nahm ihr die Autoschlüssel ab und fuhr weg. Ich hab sofort eine Fahndung nach dem Auto rausgegeben. Irgendwelche Ergebnisse?«
»Bisher nicht«, erwiderte Oliver.
»Merkwürdig«, sagte Korman. »Wie weit kommt man in einem roten BMW-Kabrio? So was ist doch sehr auffällig. Kann natürlich sein, daß der Täter einen Sattelschlepper in der Nähe stehen hatte und das Auto sofort in den Anhänger gefahren hat. Vielleicht solltet ihr eine Fahndung nach so einem Sattelschlepper rausgeben.«
»Entweder das, oder es gibt eine Hehlerwerkstatt in der Nähe.«
»Davon weiß ich nichts. Aber es hat in letzter Zeit genug Carjackings gegeben, daß sich eine Hehlerwerkstatt lohnen würde.« Korman schüttelte den Kopf. »Wollt ihr das Opfer jetzt verhören?«
»Ja, gut«, sagte Marge.
Korman ging mit ihnen. »Ms. Mills, darf ich Ihnen Detective Dunn und Detective Oliver vorstellen? Sie würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.« Die Frau sah zu Marge hoch, senkte den Blick wieder auf ihre Fingernägel - lange, harte Acrylnägel, im selben leuchtenden Kupferrot wie ihr Lippenstift. Sie klang resigniert, wie das typische Opfer. »Ich bin müde. Ich will nach Hause. Können die Fragen nicht warten?«
»Es wird nicht lange dauern«, sagte Marge. »Sollen wir jemand für Sie anrufen?« fragte Oliver. »Ich hab schon mit meiner Schwester telefoniert.«
»Kommt sie her?«
»Ja.« Die Frau hielt sich den Kopf. »Na gut, ich rede mit Ihnen, bis sie kommt. Was wollen Sie wissen? Ich hab ihn nicht gesehen.«
»Aber Sie haben ihn gehört«, stellte Marge fest. »Ja.«
»Männlich?«
»Definitiv.«
»Wie klang er?« fragte Oliver.
»Wie ein Wahnsinniger.« Sie funkelte ihn an, sah wieder in ihren Schoß. Männer, merkte Oliver, standen ganz oben auf ihrer Abschußliste.
»Hatte er einen Akzent?« hakte Oliver nach. Stacy schürzte die Lippen. »Nein, er klang amerikanisch. Wieso?«
»Nur aus Informa ... «
»Nein, Sie haben aus einem bestimmten Grund gefragt.« Sie wurde aufgeregt. »Warum? Haben Sie einen Ausländer in Verdacht?«
Marge meinte beruhigend: »Ich wünschte, wir könnten Ihnen mehr sagen, aber ... «
»Ihr Bullen seid doch alle gleich!«
Was weiß sie von Bullen? fragte sich Oliver. »Hatte er eine Waffe?«
»Ich hab keine gesehen. Aber ich glaube, er hat mir eine an den Kopf gehalten. Ich fühlte was Hartes.« Tränen rannen Stacy über die Wangen. »Er hat mich getreten ... einmal in die Rippen und einmal in den Rücken. Ich bin ziemlich stark, aber verdammt ... er hat mir weh getan. Ich hab Schmerzen!«
»Das tut mir sehr leid.« Marge wandte sich zu Korman um, formte lautlos das Wort Krankenwagen? Korman schüttelte den Kopf.
»Sie haben die Sanitäter weggeschickt?« fragte sie Stacy.
Die Frau zuckte die Schultern. »Diese Ambulanzen sind der reinste Betrug. Denen geht es doch nur um hohe Krankenhausrechnungen. Die stecken alle unter einer Decke ... Ich will nicht, daß mich jemand anfaßt, den ich nicht kenne.«
Marge konnte das gut verstehen. »Aber Sie lassen sich doch untersuchen?«
»Meine Schwester bringt mich zu meinem Arzt. Sie hat ihn schon angerufen.« Stacy atmete tief durch. »Glauben Sie, daß Sie mein Auto finden werden?«
»Wir arbeiten daran«, antwortete Korman.
»Das heißt nein. Ich möchte wirklich in Ruhe gelassen werden, bis meine Schwester kommt.«
»Haben Sie die Stimme des Mannes oder irgendwas an ihm erkannt?« fragte Oliver.
Sie sah ihn an wie einen Idioten. »Nein.«
»Sie glauben also nicht, daß es ein Racheakt war?«
»Nein!« Stacy wurde unruhig. »Warum sollte ich? Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ms. Mills«, fragte Oliver, »kennen Sie einen Mann namens Armand Crayton?«
Stacys Gesicht wurde ausdruckslos. »Warum stellen Sie mir diese Fragen?«
Oliver warf Marge einen überraschten Blick zu. »Tut mir leid, wenn ich Sie aus der Fassung ... «
»Die ganze Sache hat mich aus der Fassung gebracht! Sie machen es nur noch schlimmer.« Stacy stieg aus dem Streifenwagen. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe.«
Aber Oliver hakte nach. »Ich komm nur drauf, weil mich dieser Überfall an Crayton
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