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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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siehst du, daß hier was neu ist? Alles ist neu. Das Ding ist ein einziges Labyrinth. Ich hasse Einkaufen, und ich hasse Einkaufszentren. Sie verkörpern die schlimmste Form menschlicher Homogenisierung; alle sehen gleich aus, haben dieselben Läden ...«
    »Hier sind nur Discountläden.«
    »Keine Individualität mehr«, klagte er. »Was ist aus den altmodischen Geschäften geworden? Du weißt schon, Geschäfte, die an einer richtigen Straße liegen, vielleicht mit einem kleinen Parkplatz dahinter.«
    »Du wirst alt.« Marge bog nach links ab. »Du ziehst dich doch gut an. Wo kaufst du ein?«
    »Es gibt ein paar Geschäfte, die kennen mich und mein Portemonnaie. Die rufen mich vor dem Ausverkauf an. Ich geh nach Ladenschluß hin.«
    »Toller Service. Und du regelst nicht zufällig ein paar Strafzettel für sie?«
    »Wenn ich das nur könnte.« Er fuhr sich durchs Haar. »Würde bei den Frauen Wunder wirken.« Sie lächelte. »Hast du da plötzlich Schwierigkeiten?«
    »Mit Frauen ist es immer schwierig, nichts gegen euer Geschlecht. Sieh dich doch bloß mal hier um. Wie voll das ist.«
    »Hier sind nicht nur Frauen. Auch Männer sparen gern.«
    »Hat was mit Ratio zu tun, Marge. Wenn mir was gefällt, dann kaufe ich es. Für Frauen ist es nicht nur Einkaufen, sondern ein Abenteuer.«
    Marge verdrehte die Augen. »Anstrengender Abend, Oliver?«
    Er merkte, daß er jammerte. Bedrückt starrte er durch die Windschutzscheiben. »Die Dinger deprimieren mich einfach.«
    Marge war beunruhigt. Das paßte nicht zu Oliver. Er war oft zynisch, sogar unausstehlich. Aber deprimiert — nein.
    Er sagte: »Eigentlich hatte ich einen sehr schönen Abend.«
    Marge wartete auf mehr. Als nichts kam, fragte sie: »Heißt das, sie hatte tatsächlich was in der Birne?«
    »Nur zu deiner Information, ich kann auch Eindruck auf Frauen machen, die nicht total hirnlos sind. Wenn ich mich anstrenge, kann ich sogar eine Unterhaltung führen ... «
    »Scott, du klingst, als hättest du Verstopfung. Was zum Teufel ist los mit dir?«
    »Hab ich doch gesagt. Ich hasse Einkaufszentren ... da drüben.« Er zeigte nach rechts.
    Der Tatort war mit gelbem Absperrband eingekreist. Marge parkte hinter vier Streifenwagen. In einem davon war Milt Korman gekommen. Seit kurzem gab es die Anordnung, Zivilfahrzeuge nur dann zu benützen, wenn es um den Überraschungseffekt ging. In anderen Fällen waren Streifenwagen erwünscht. So erweckte man den Anschein von größerer Polizeipräsenz. Marge mußte daran denken, als sie aus ihrem Honda stieg.
    Die Tür von Kormans Streifenwagen stand auf. Das Opfer saß auf dem Rücksitz, ihre in Sandalen steckenden Füße baumelten über dem Asphalt. Sie sah aus wie Anfang dreißig, hatte ein rundes Gesicht und große braune Augen, die durch geschickt aufgetragenen Eyeliner noch größer wirkten. Etwas Schminke war ihr über die Wange gelaufen und gab ihr das Aussehen eines traurigen Clowns. Sie hatte platinblondes Haar und trug glänzenden, kupferroten Lippenstift. Korman lehnte am Streifenwagen und schrieb was auf seinen Block. Er war Ende fünfzig. Sachlich, nüchtern, mit dickem, graumeliertem Haar, geröteter Haut und einer vom Boxen und Trinken verformten Knollennase. Als er Oliver und Marge sah, winkte er sie herüber. »Das war kein einfacher Autodiebstahl, sondern ein Überfall. Die hätten euch sofort rufen sollen. Okay, ich erzähle euch, was ich weiß, und dann könnt ihr das Opfer befragen ... Die Sache war so. Sie hat eingekauft, suchte ihr Auto ... « Er sah hoch, ließ den Blick über den Parkplatz schweifen. »Ziemlich unübersichtlich hier.«
    »Sind diese Einkaufszentren nicht zum Kotzen?« warf Oliver ein.
    »Ja, ich hasse Einkaufen«, grummelte Korman. »Also, sie hatte sich verlaufen und war so damit beschäftigt, ihr Auto zu suchen, daß sie nicht gemerkt hat, ob ihr jemand gefolgt ist oder nicht.«
    »Der Täter war definitiv männlich?« fragte Oliver. »Sie sagt ja.«
    Marge wurde lebhaft. »Hat sie ihn gesehen?«
    »Nein. Wartet doch mal.« Korman wurde sauer. »Laß mich zu Ende erzählen, ja? Sie hat nicht gemerkt, ob ihr jemand gefolgt ist. Schließlich drückte sie auf den Panikknopf und fand ihr Auto.«
    »Noch so was Beschissenes an Einkaufszentren. Man vergißt dauernd, wo man sein Auto geparkt hat«, sagte Oliver.
    »Kann ich vielleicht ausreden?« fragte Korman. »Sie hat auf den Panikknopf gedrückt und ihr Auto gefunden. Wollte die Tür öffnen und spürte plötzlich jemand hinter

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