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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Sichtweite.
    Sie gewann an Boden, aber der Saturn war nicht das schnellste aller Autos und für filmreife Verfolgungsjagden nicht geschaffen.
    Und du auch nicht!
    Als sie das Kennzeichen deutlicher sehen konnte, las sie sich die Buchstaben und Zahlen laut vor, lernte sie auswendig. Vor ihnen lag das Autobahnkreuz, und der Camry hatte beschlossen, auf die 450 zurückzufahren. Der Fahrer schien erbarmungslos aufs Gas zu gehen, denn der Wagen ruckte und schoß dann mit Lichtgeschwindigkeit davon. Als Cindy mehr Gas geben wollte, jaulte und ratterte ihr Saturn protestierend. Trotzdem verlor sie das rote Auto nicht aus der Sicht. Ein Kilometer, eineinhalb, zwei ...
    Sie konnte das Kennzeichen durchgeben, aber um das Handy zu benützen, hätte sie langsamer fahren müssen, und wäre noch weiter zurückgefallen. Jetzt, wo sie das Kennzeichen wußte, spürte sie neuen Schwung und wurde anmaßend. Sie wollte das Schwein stellen, rausfinden, wer zum Teufel er war und warum er ihr folgte. Zumindest nahm sie an, daß es ein »Er« war.
    Drei Kilometer, vier ...
    Bei Devonshire bog er ab. Hervorragend! Das war genau die Richtung zu ihrem Vater. Vielleicht konnte sie den Verbrecher festnehmen und rechtzeitig zum Essen sein. Sie mogelte sich zur äußersten rechten Fahrspur durch, schoß mit weit überhöhter Geschwindigkeit in die Ausfahrt und ordnete sich links ein. Aber am Ende der Ausfahrt wurde sie von einer roten Ampel aufgehalten. Frustriert schlug sie auf das Steuerrad ein, sah den roten Camry über die Devonshire East in der Gegenrichtung davonrasen.
    Sie saß fest! Obwohl sie das erste Auto auf der linken Spur war! Sie war versucht, links abzubiegen, aber das hieß, das Schicksal zu sehr herauszufordern. Ihr Glück war für heute verbraucht. Sie wühlte in ihrer Handtasche nach dem Handy. Als sich die Vermittlung meldete, bat sie um die Nummer der nächstgelegenen KFZ-Zulassungsstelle. Bis sie die Nummer bekam, war die Ampel auf Grün umgesprungen. Mit dem Gefühl, unsterblich zu sein, bog sie sofort verbotenerweise links ab, verließ sich auf das instinktive Bremsen der anderen Fahrer. Sie trat aufs Gas. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie den Camry.
    Was sie zuerst freute, aber, als dann die Vernunft einsetzte, verblüffte. Aller Logik nach hätte er längst in einer Seitenstraße verschwunden sein sollen. Was machte er hier noch?
    Wenn er verschwunden wäre, hätte sie das Kennzeichen durchgegeben und es dabei bewenden lassen. Aber jetzt wurde der Kerl persönlich. Verhöhnte sie. Cindy dachte nicht daran, sich von diesem Arschloch lächerlich machen zu lassen.
    Wieder gab sie Gas, versuchte, den Abstand zu verringern. Aber der Camry schien einen aufgemotzten Motor zu besitzen, denn er raste die Devonshire hinunter, wechselte von einer Spur auf die andere mit der Geschicklichkeit eines Taschendiebes. Wurde schneller, wann immer es ihr gelang, andere zu überholen. Verspottete sie, machte sich über sie lustig.
    Du kriegst mich nicht. Ich bin unschlagbar.
    Und sie ließ sich darauf ein. Folgte ihm, fuhr wieder nach Osten. Cindy raste dem Camry hinterher, der an allen Ampeln Glück hatte. Schließlich wurde er von einer roten Ampel und Querverkehr aufgehalten, schlingerte auf zwei Rädern in einer Haarnadelkurve nach rechts, stieß fast mit einem entgegenkommenden Kombi voller Kinder zusammen. Cindy schrie auf. Okay! Das reichte! Sie würde ihn durchgeben. Sobald sie eine Hand frei hatte.
    Denn jetzt fühlte sie sich erst recht verpflichtet, dem Dreckskerl zu folgen, ihn nicht zu verlieren. Sie hupte, zeigte den anderen Autos ihre Dienstmarke, quetschte sich zwischen ihnen hindurch. Gleich darauf hatte sie freie Fahrt. Sie trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, ihr Auto ruckte vorwärts wie ein Springteufel. Immer noch hupend folgte sie dem Camry, bis er von einem Fleck zu einer sichtbaren Form wurde. Von einer Form zu einem Auto.
    Ihr Wagen begann zu rütteln, die Türen klapperten klagend, die Fenster ratterten ungehalten. Sie sah das Auto schon auseinanderbrechen, die Reifen unter dem Chassis wegrollen und die Metallteile nach allen Seiten fliegen.
    Warum bretterte sie hinter ihm her? Sie hatte das Kennzeichen, sie hatte eine Beschreibung des Autos. Warum konnte sie es damit nicht genug sein lassen? Sie sollte nach den Regeln spielen. Statt dessen gab sie hier den Cowboy. Aber sie konnte nicht aufhören.
    Das ist doch verrückt!
    Sie sah den Camry nach rechts abbiegen, ins Schleudern kommen, die Balance

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