Die Rache ist Dein
der vierspurigen Straße an. Ein Kilometer, zwei, drei ...
Der Camry war da, hielt jedoch Distanz. Und mit jeder Kurve und Biegung fiel er weiter zurück. Cindy konnte jetzt wenden und auf das Beste hoffen. Aber es war noch immer viel Verkehr. Besser, sie wartete noch ein bißchen. Vielleicht noch einen Kilometer.
Allmählich wurde die Besiedlung dünner, machte offenem, unbebautem Land Platz. Die Straße stieg an, der Motor jaulte. Und die Straße wurde immer schmaler.
Cindy schaute in den Rückspiegel: Der Camry war verschwunden. Tja, das war einerseits gut, andererseits nicht. Sie war erleichtert, aber auch bitter enttäuscht. Sie hätte das Kennzeichen feststellen müssen!
Hatte der Camry ganz aufgegeben oder verfolgte er sie in sicherem Abstand? Sollte sie vielleicht wenden und versuchen, ihn zu erwischen? Es hatte keinen Zweck, tiefer in die Berge zu fahren, den Lockvogel für ein Phantomauto zu spielen. Die Straße schlängelte sich durch ein dichtes Waldgebiet. Cindy fühlte sich angeschnitten.
Dreh um, Cindy! Das ist doch idiotisch!
Nur ging das jetzt nicht, weil das Gelände neben der zweispurigen Straße rechts und links dreißig Meter tief abfiel. Unter dem dichten Laub der Bäume wurde es bereits dämmrig. Cindy zog eine Grimasse. Den Camry-Mann hierher zu locken, war ihr wie eine prima Idee vorgekommen. Gott, war sie impulsiv!
Keine Panik!
Irgendwo mußte es doch eine Wendemöglichkeit geben.
Reiß dich zusammen, Decker. Paranoia ist eine gefährliche Sache.
Noch eine Minute weiter, und immer noch nichts. Aber die Straße wurde breit genug für zwei Fahrspuren und Seitenstreifen. Und ihr Auto war klein genug, das zu nützen.
Sie hielt auf dem Seitenstreifen und wartete. Kein Camry kam den Berg hochgetuckert.
Verdammt. Wieder eine Gelegenheit verpaßt!
Sie wendete, fuhr bergab in Richtung ihres ursprünglichen Ziels, überlegte, ob sie den Camry ihrem Vater gegenüber erwähnen sollte. Natürlich würde Dad entweder die Wände hochgehen vor Sorge oder sie für eine unfähige Kuh halten ... was sie war.
Die Straße hinunter. Abwärts, abwärts, abwärts, mit quietschenden Reifen um die Kurven. Ja, sie fuhr zu schnell. Ja, die Sache hatte ihr mehr zugesetzt, als sie zugeben wollte, obwohl der Camry alt und verbeult war und dringend gewaschen werden mußte.
Bergab, bergab, bergab, bis sie die Ebene erreicht hatte, auf dem Foothill Boulevard zurück zum Freeway fuhr. Sie drehte das Radio an, stellte es ab. Von der Musik bekam sie Kopfweh. Sie war fünfzehn Minuten von Dads Haus entfernt. Der Abend dort würde ihr guttun, wenn es auch keine reine Entspannung war. Hannah würde sie sofort mit Beschlag belegen, mit ihr Puppen spielen wollen oder ein Videospiel ...
Mr. Camry war wieder da.
Wie zum Teufel hatte sie ihn übersehen können?
Zwei Wagenlängen hinter ihr. Jetzt mußte sie handeln. Sie brauchte nur ein bißchen Platz. Eins, zwei, drei ... los! Jetzt oder nie, Deck. Und mit Gefühl!
Sie riß das Steuer herum, die Reifen quietschten protestierend. Aber ihre Taktik ging ins Auge; ihr plötzliches Ausscheren verriet dem Camry, daß sie ihn entdeckt hatte. Das Auto ruckte vorwärts und schoß davon. Sofort geriet sie ins Schleudern, drehte sich wieder in den Gegenverkehr, krachte fast in einen Explorer und einen Taurus, die in letzter Sekunde bremsen konnten und beinahe zusammengeprallt wären. Ein wütendes Hupkonzert schrillte los, begleitet von Flüchen Leckt mich doch, dachte sie. Ich werde verfolgt, ihr Idioten!
Sie hätte tot sein können, verschwendete aber kaum einen Gedanken daran, wie knapp sie davongekommen war. Ihre Wut trieb sie voran; eine innere Stimme warnte sie vor weiteren Dummheiten, gleichzeitig brüllte Cindy Obszönitäten. Der Camry war einige hundert Meter vor ihr, wurde aber immer schneller. Cindy trat das Gaspedal durch, schlängelte sich mit weit überhöhter Geschwindigkeit durch den Feierabendverkehr, versuchte, den Abstand zu verringern. Der Fahrer des Camrys schien ein Profi zu sein, denn er beschleunigte nahtlos, während Cindy ruckend und schlingernd aufschloß. Schließlich sah sie ihn die Auffahrt zur 210 hochrasen. Sie hupte, wechselte die Spuren, erreichte den Freeway vier Autos hinter ihrer Beute. Der Verkehr war dicht, gab ihr aber trotzdem einige Bewegungsfreiheit. Mit zusammengekniffenen Augen konnte Cindy Teile des Kennzeichens ausmachen: 4-A-C — dann entweder ein O oder ein D ...
Bleib dran, Baby. Behalt ihn auf jeden Fall in
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