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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hin. Marge zögerte, stand auf und schüttelte sie. »Danke, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Mr. Bartholomew.«
    »Dafür können Sie mir wirklich danken, Detective. Denn ich verdiene an die zwanzigtausend Dollar pro Stunde. Also dürfte mich dieses kleine Gespräch zehntausend gekostet haben — der Preis der kleinen Diamantenspange, die meine Frau gern haben wollte. Und jetzt, wo mich dieses Gespräch zehntausend gekostet hat, werde ich die Spange nicht kaufen.« Wieder das Vielfraßlächeln. »Sie haben also Ihren Zweck erfüllt. Denn wenn sie mich fragt, warum ich ihr die Spange nicht gekauft habe, werde ich es auf die Polizei schieben.«

16
    Auf dem Hollywood Freeway versuchte Cindy, sich von dem Müll des Tages zu befreien. Mißmutig und übermüdet zu sein, war schon schlimm genug. Aber Beaudry hatte die Dreistigkeit besessen, ebenfalls schlechter Laune zu sein, und die Schicht war die Hölle gewesen. Er hatte sich vor jeder Verhaftung gedrückt und ihr die Drecksarbeit überlassen, hatte sie wie eine blutige Anfängerin behandelt. Obwohl ihre Probezeit in sechs Wochen um war, blieb er der Boß. Also hatte sie Befehle entgegengenommen und alles geschluckt. Zwei wütende Cops mit geladenen Waffen und einer Shotgun, für acht angespannte Stunden zusammengesperrt. Ein Wunder, daß sich Polizisten nicht häufiger erschossen.
    Und dann Tropper, der plötzlich ihr Kumpel war, ihr zunickte und ihr seine Schreibarbeiten gab. Normalerweise konnte sie Menschen gut einschätzen, aber bei ihm wußte sie nicht, ob er sie als Arbeitstier ansah oder aufs Kreuz legen wollte. Sie ging ihm aus dem Weg, wo immer sie konnte, fürchtete aber, daß es auffallen könnte.
    Ihr Auto begann zu ruckeln. In ihrer Empörung hatte sie das Gaspedal ganz durchgetreten. Sie fuhr jetzt hundertdreißig und schaute sich instinktiv nach bösen Bullen um, die ihr einen Strafzettel verpassen würden. Dann lächelte sie. Sie war ja selbst der Feind. Sollte ein Kollege vom LAPD sie anhalten, würde sie vermutlich davonkommen. Aber die Highway Patrol war etwas anderes. Die kannte keine Gnade, weil die Zeiten hart waren, die Einkünfte knapp und es keine Zusammenarbeit mehr zwischen den einzelnen Behörden gab. Zu spät geboren, um Strafzettel unter der Hand zu regeln — was für ein Scheiß!
    Wieder schaute sie rasch in den Rückspiegel, ging ein wenig vom Gas. Kein Streifenwagen in Sicht, aber ein roter Toyota Cam-ry mit verbeulter Stoßstange und ohne vorderes Nummernschild — sechsunddreißig Dollar Strafe -, der ihr Tempo mithielt, obwohl sie immer noch hundertzwanzig fuhr. Das Auto war etwa fünf Jahre alt und brauchte dringend eine Wäsche. Sie blinkte, fuhr nach rechts, wurde langsamer und wartete darauf, daß der Camry sie überholte, damit sie das hintere Nummernschild sehen konnte. Aber er überholte nicht, verlangsamte ebenfalls. Ja, er wurde nicht nur langsamer, sondern wechselte ebenfalls die Spur und fädelte sich zwei Autos hinter ihr ein. Sie fragte sich, warum es ihr wichtig war, das Nummernschild zu sehen. Sie hatte frei, war auf dem Weg zu ihrem Vater und einem hoffentlich entspannten Abendessen, was kümmerte sie da ein minderes Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung?
    Sie fuhr unkonzentriert. Jetzt war sie zu langsam. Autos überholten sie rechts und links. Sie gab Gas, sah in den Rückspiegel. Der rote Camry hatte den Abstand verringert, war auf der anderen Spur anderthalb Längen hinter ihr.
    Vergiß es, Decker , Cindy wußte nicht, warum Beaudry schlechte Laune gehabt hatte, aber sie wußte genau, wieso sie mißmutig war. Das hatte was mit rätselhaften Botschaften, verstellten Fotos, umgeräumten Pullovern und Scott Oliver zu tun. Ihr Groll gegen ihn verblüffte sie, also lag es nicht nur an seinem unausstehlichen Verhalten. Sie war einsam; Scott war eine kurze Atempause gewesen. Wieder schoß ihr Blick zum Rückspiegel. Der Camry war immer noch hinter ihr. Unwillkürlich wurde ihr die Brust eng, und ihr Magen verkrampfte sich. Ihr kam der Gedanke, daß das Auto sie verfolgte, aber das war lächerlich. Warum sollte jemand sie verfolgen? Erhob der Crayton-Fall sein häßliches Haupt? Aber sie hatte nichts mit Crayton und seinen Machenschaften zu tun. Und doch war der verdammte Camry nach wie vor da. Komm schon, Decker. Du leidest an Verfolgungswahn. ISS
    Sie erreichte das Autobahnkreuz im Valley, und der stetige Verkehrsstrom kam nur noch im Schneckentempo voran, alle Auffahrten verstopft, so weit das Auge

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