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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wiederfinden und weiterrasen. Sie sah ihn in die Hügel hinauf, zurück zum Angeles Crest National Forest rasen. Noch einmal scharf nach rechts, nach links, wieder nach rechts, tiefer hinein in die Wildnis, zum Park, auf gewundenen, kurvenreichen Straßen. Cindys Saturn fing an zu stottern, das erste Zeichen, daß der Motor bald aufgeben würde. Sie konnte nicht schneller fahren, verlor den Camry, sah nur noch den Rest seiner Auspuffwolke.
    Nun blieb ihr nichts übrig, als langsamer zu fahren. Ihr Herz schlug immer noch wie wild. Sie griff nach dem Handy, wollte das Kennzeichen durchgeben, wurde von einem Hinweisschild abgelenkt.
    STRASSE ENDET NACH SECHS METERN.
    Straße endet.
    Und tatsächlich landete sie gleich darauf in einer Sackgasse am Rande eines Parks mit Picknicktischen und Grillplätzen. Hinter der Wiese und den Tischen führten Pfade durch das hohe Gras in die dicht bewaldeten Berge.
    Der Parkplatz war leer. Cindy bog ein, stellte den Motor ab und sah Rauch aus der Motorhaube quellen - deshalb hatte sie immer einen Fünf-Liter-Kanister mit Wasser dabei. Sie beschloß, sich ein bißchen umzusehen, während der Motor abkühlte. Die Handtasche über der Schulter, stieg sie aus und schloß die Autotür. Sie nahm ihre Waffe heraus, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gab. Hier schien außer ihr kein Mensch zu sein.
    Sie schaute in die Ferne, beschattete die Augen mit der Hand. Alles wirkte unberührt. Ein paar Vögel schwebten träge am milchigen Himmel. Kein Spur einer Invasion des Homo sapiens, nur das Gezwitscher der Vögel und Summen der Insekten, die das letzte Sonnenlicht nutzen. Bald würde es dämmern.
    Cindy schlenderte zu den Picknicktischen hinüber, hoffte, Reifenspuren zu finden, aber da war nichts. Eine kurze Überprüfung des Gebüschs zeigte ihr, daß die Blätter intakt waren. Nichts war runtergedrückt, umgeknickt oder abgebrochen. Sie mußte eine Abzweigung übersehen haben, nachdem sie den Camry auf dem Weg hier rauf aus den Augen verloren hatte.
    Wieder betrachtete sie ihre Umgebung. Die fast vollkommene Stille wurde kurz von dem klagenden Heulen eines Coyoten unterbrochen. Gleich darauf wurde sein Ruf von anderen erwidert, laut und durchdringend wie Sirenen. Es dauerte fast eine Minute und ließ ihr Herz schneller schlagen. Ihr Blick schoß hierhin und dorthin, während sie die aufdringlichen Mücken abwehrte. Dann hörte sie in der Ferne das Rumpeln eines Autos. Beißender Geruch stieg ihr in die Nase. Hatte der Camry gewendet und nahm jetzt sie in die Zange? Sie rannte zurück zum Auto, warf sich auf den Vordersitz und duckte sich, die Waffe in der Hand, so daß sie gerade noch aus dem Fenster sehen konnte.
    Ein weißer Mustang tauchte auf, mit brummendem Motor. Kies knirschte unter seinen Reifen. Er parkte etwa drei Meter entfernt.
    Stille.
    Cindy merkte, wie ihr die Waffe aus der schweißnassen Hand glitt. Rasch wischte sie die Hand an der Hose ab, umklammerte den Griff, spürte das Herz im Hals. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihr Kopf drohte zu zerspringen. Komm schon, Baby dachte Cindy. Zeig dich endlich.
    Knirsch, knirsch, knirsch. Wer da kam, bewegte sich langsam. Schließlich sah Cindy ein Paar flache schwarze Loafers unter den Aufschlägen einer schwarzen Hose - einer Damenhose. Sie hob den Kopf ein paar Zentimeter, um besser sehen zu können.
    Zu ihrer totalen Verblüffung stand da Hayley Marx. Ihre Kollegin trug einen weiten Seidenblazer über einer weißen Bluse. Ein gelb und schwarz gemusterter Schal war locker um den Hals geschlungen. Grotesk war ein viel zu schwaches Wort für das, was Cindy bei ihrem Anblick empfand. »Hey«, rief Hayley. , Cindy richtete sich auf, und Hayley machte einen Satz zurück. Cindy sah die Hand der Kollegin in der Tasche verschwinden, rollte schnell das Fenster runter und rief: »Ich bin's. Decker.«
    » Decker?« Hayleys Verblüffung klang echt. »Was zum Teufel machst du hier?« Cindy steckte die Waffe weg, öffnete die Tür und stieg langsam aus. Sie machte ein paar Schritte, bemerkte, daß ihre sogenannte Freundin noch immer die Hand in der Tasche hatte und vermutlich nach ihrer Waffe suchte. »Dasselbe könnte ich dich auch fragen, Marx.«
    Hayley sah sie verwundert an, lächelte dann. »Sieht so aus, als würden wir einander niederstarren.«
    »Gefecht im O.K. Corral«, sagte Cindy.
    Beide schwiegen. Cindy zwang sich, langsam zu atmen, entspannt dazustehen, und wartete ab, als sei Marx ein Kind, das etwas zerbrochen hat. Hayley

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