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Die Rache ist Dein

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Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gehört. Cindy schlug die Adresse im Telefonbuch nach und entdeckte, daß das Paar nur sechs Kilometer von Dad entfernt wohnte, in einet Seitenstraße. Wahrscheinlich ein Gebiet mit einzeln stehenden Häusern, keine Wohnblocks, obwohl das nur geraten war. Nach einigen weiteren Telefonaren hatte Cindy Roseannes Führerscheinnummer raus und kannte jetzt Größe, Gewicht und Alter der Frau: braunes Haar, haselnußbraune Augen, neunundzwanzig Jahre alt - im besten Alter für Kinder. War die Frau in einen der Autoraubfälle verwickelt? Um das rauszufinden, mußte Cindy an die Berichte rankommen, und das war per Telefon schwierig. Außerdem war es Freitag, nach sechs, und die meisten Detectives waren schon nach Hause gegangen.
    Sie konnte Dad fragen. Dad kannte alle Fälle, die seine Leuten bearbeiteten. Aber dann würde er Fragen stellen. Was schließlich zu der Sache mit dem Camry führen würde. Es war unfair, ihn am Sabbat mit ihren Angelegenheiten zu belasten. Der Mann brauchte schließlich auch mal einen Ruhetag.
    Sie konnte Oliv ... aber der war mit Hayley aus.
    Blieb noch Marge. Ja gut, das war ihr Wochenende und auch sie hatte dienstfrei, genau wie Dad. Aber Freitag war für sie kein heiliger Tag, und Cindy wußte, daß sie mit Marge reden konnte, ohne daß die gleich ausrasten würde. Sollte diese Roseanne Opfer eines Autoraubs sein, mußte Cindy ihre Kollegen über den Camry informieren. Sie steckte den Notizblock in die Handtasche und sah vom Küchentisch auf. Rina beobachtete sie. »Mir geht's gut und dem Brokkoli auch«, sagte Cindy.
    Rina schaute in den Topf, rührte rasch noch einmal um. »Sehr gut. Dein Vater macht sich Sorgen um dich.«
    »Dad macht sich ständig um irgendwas Sorgen.«
    »Ja, aber diesmal scheint es anders zu sein. Ist alles in Ordnung?«
    Bevor Cindy antworten konnte, klingelte es an der Tür. »Das sind bestimmt Marge und Vega«, meinte Rina.
    »Ich geh schon.« Cindy stand auf, doch Jacob war schneller. Auch er war gewachsen, nicht so sehr wie sein Bruder, aber dennoch. Sein Hemd hing aus der Hose, die Fransen seines Gebetsschals schauten darunter hervor. Schwarze Hose und schwarze Loafers. Er fuhr sich durch das feuchte schwarze Haar, befestigte seine Jarmulke mit einer Haarklammer. »Hi«, sagte er. »Hi«, erwiderte Cindy.
    Jacob öffnete die Tür. Er sah Marge an, dann Vega. Trotz ihrer dreizehn Jahre war Vega klein und zart. Ihre mokkafarbene Haut spannte sich über ihren hohen Wangenknochen. Ihre blauen Augen blickten stets aufmerksam und abschätzend. »Hi, Jacob«, sagte Marge. »Das ist meine Tochter Vega.«
    Jacob lächelte. Sein Gesicht wirkte jetzt offener, lebendiger. »Hi. Kommt rein.« Vega betrachtete ihn ernst. »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Keiner bewegte sich. Schließlich sagte Marge: »Du kannst reingehen.«
    Vega machte einen zögernden Schritt. Marge schloß Cindy in die Arme. »Wie geht's dir?«
    »Gut.«
    »Keiner hat auf dich geschossen?«
    »Heute nicht.« Cindy wurde rot.
    »Was war das?« fragte Jacob.
    »Nichts«, erwiderte Cindy. »Ist schon lange her.«
    »Klar, niemand erzählt mir was«, maulte Jacob. »Kann ich euch was zu trinken bringen?«
    »Nein, danke.« Marge griff nach Vegas Hand. »Du kannst dich setzen.« Vega betrachtete immer noch staunend ihre Umgebung. »Setz dich auf die Couch, Vega«, sagte Marge.
    Aber das Mädchen zögerte. Jacob mischte sich ein. »Marge hat mir erzählt, daß du Schach spielst. Ich muß zur Synagoge ... zum Tempel. Aber nach dem Essen können wir eine Partie spielen, wenn du willst.«
    Vegas Augen wurden groß. »Du gehst in einen Tempel:«
    » Ahm, nicht in so einen, wie deiner war. Einen Tempel für Juden. Ich bin Jude. Weißt du, was das ist?«
    »Das ist eine Religion.«
    »Ja. Meine Religion.«
    Vega sah zu Marge, dann zu Jacob. »Du kannst ruhig Fragen stellen, Vega«, meinte Marge. »Ich habe eine Bitte«, brachte das Mädchen hervor. »Ich möchte mit Jacob in den Tempel gehen.« Sofort hatte Marge ein schlechtes Gewissen. In ihren Enthusiasmus, Vega das moderne Amerika nahezubringen, hatte sie keinen Gedanken an Religion verschwendet. Selbst fast eine Atheistin, dachte Marge nur selten an Gott. Aber in diesem Augenblick wurde ihr klar, wie sehr Vega die Spiritualität gefehlt hatte.
    »Geht das, Jacob?« Als der Junge zögerte, reagierte Vega sofort. »Wenn es nicht geht, ist das auch okay.«
    Rina kam herein. »Hallo, hallo, hallo!« Sie umarmte Marge und lächelte Vega an. »Wie geht's dir,

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