Die Rache ist Dein
Vega?«
»Mir geht es gut, Rina, vielen Dank. Du hast ein sehr schönes Haus.«
»Danke.« Rina war schon oft mit Vega zusammen gewesen, aber heute war das Kind zum ersten Mal im neuen Haus. »Ich hoffe, du bist hungrig, weil ich eine Menge gekocht habe.«
Vega lächelte, aber ihre Augen blieben traurig.
»Sie möchte mit in die Synagoge gehen, Ima«, sagte Jacob.
»Wer?« fragt Rina.
»Vega.«
»Ich sehe, es ist ein Problem, wenn ich mitgehe«, sagte Vega. »Ich bleibe hier.«
»Nein, es ist kein Problem«, widersprach Rina. »Nur sitzen Männer und Frauen getrennt, und ich gehe Freitag abend gewöhnlich nicht mit.«
»Dann sitze ich eben alleine«, sagte Vega. »Das macht mir nichts aus.«
»Unsere Gottesdienste werden in einer anderen Sprache abgehalten«, sagte Rina. »Wenn du gehst, möchte ich, daß jemand dabei ist, der dir alles erklärt.« Sie wandte sich an Marge. »Falls es dir nichts ausmacht, auf Hannah und den Lammrücken aufzupassen, würde ich sie gern begleiten.«
»Das macht mir überhaupt nichts aus.« Vega strahlte. »Betet ihr dort auch?«
»Ja, da wird sehr viel gebetet.« Rina sah zu Cindy. »Du behältst deine Schwester und das Essen auch im Auge, ja?«
»Marge und ich kriegen das schon hin.«
Sammy kam hereingerannt. »Hab's vier Minuten vor der Zeit geschafft. Bist du fertig, Yonkel? Wo ist Dad? Wir sind spät dran.«
»Bin schon da, bin schon da.« Decker kam aus dem Schlafzimmer.
Vega sah die drei Männer an. »Verlangt eure Religion, daß ihr beim Beten nasse Haare habt?« Die drei lachten laut auf. Vega war entsetzt über den schrecklichen Fehler, den sie gemacht zu haben meinte. Aber Rina legte den Arm um sie. »Nein, unsere Haare müssen zum Beten nicht naß sein. Obwohl es fast so aussieht. Wir können morgen nicht duschen, daher duschen viele Leute noch mal vor dem Sabbat. Manchmal reicht die Zeit nicht, die Haare zu trocknen.« Zu Decker sagte sie: »Ich gehe mit in die Synagoge.«
»Ach ja?«
»Ja. Vega möchte mitkommen, Marge und Cindy passen auf Hannah auf. Yaakov, sag deiner Schwester, sie soll den Fernseher ausmachen. Es ist Zeit, die Kerzen anzuzünden. Möchtest du auch eine Kerze für den Sabbat anzünden, Vega? Ich habe noch welche.«
»Wenn ich darf«, sagte Vega.
Wieder hatte Marge ein schlechtes Gewissen. Innerhalb von Minuten hatte Rina eine stärkere Beziehung zu dem Mädchen hergestellt, als es ihr in sechs Monaten gelungen war. »Ich zünde auch eine an«, platzte Cindy heraus. Decker starrte seine Tochter an.
Cindy erwiderte seinen Blick. »Ich bin Jüdin, falls du das vergessen hast.«
Rina spürte die Spannung zwischen ihnen. »Möchtest du mit in die Synagoge kommen, Cindy?« Cindy wußte, daß Rina sie mit einbeziehen wollte. Aber in der orthodoxen Synagoge fühlte sich Cindy immer so unwissend. Sie hatte Schwierigkeiten, dem Text zu folgen, und mußte sich an den anderen orientieren, was die Rituale betraf. Trotzdem wußte sie mehr über das Judentum als Vega. Wenn der Teenager mutig genug war, sich auf fremdes Territorium zu wagen, warum sollte sie dann zögern?
Andererseits, wenn sie hierblieb, konnte sie mit Matge über Roseanne Barkley und die gestohlenen Kennzeichen reden.
Aber wäre es nicht gut, die Arbeit eine Weile zu vergessen? Und vielleicht schuldete sie einer höheren Macht Dank? In letzter Zeit war sie sehr nachlässig damit gewesen. Rina sagte gerade: » ... sag euch was. Warum gehen wir nicht alle?«
»Ich auch?« Marge deutete auf ihre Brust. »Machst du Witze?«
»Wir tragen Hosen«, bemerkte Cindy.
»Keiner wird sich daran stoßen«, erwiderte Rina. »Ich fände es schön ... falls es euch nichts ausmacht, daß das Essen ein bißchen verkocht ist ... «
»Ima, es ist schon spät«, drängte Sammy. »Geht vor. Wir kommen nach.«
»Nein, wir gehen alle zusammen«, verkündete Decker. »Als Familie ... wenigstens dieses eine Mal.«
Sammy stöhnte. »Hannah ist nicht mal angezogen.«
»Dann zieh sie an.«
»Ich zieh sie an«, sagte Cindy.
»Überlaß das den Jungs, Cindy. Wie müssen die Kerzen anzünden.«
»Ich will euch nicht aufhalten.«
»Tust du auch nicht. Geh und zünde die Kerzen an. Wir warten auf dich.« Decker schenkte Vega ein freundliches Lächeln. »Dann wird unser Haar vielleicht noch trocken.«
18
Das Essen war nicht angebrannt. Decker fand es köstlich - Gemüsesuppe mit Markknochen, Taboulisalat mit Minze, Lammrücken, gegrilltes Hähnchen, Brokkoli, mit Rosmarin geröstete Kartoffeln. Ja,
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