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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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an sich.«
    »Wie das?«
    Rina unterbrach. »Leute, könnt ihr die Diskussion über die Arbeit nicht wenigstens bis nach dem Dessert verschieben?«
    »Entschuldige«, sagte Marge.
    »Ich bin schuld«, gab Decker zu. »Ich bin unverbesserlich.«
    »Ja, das bist du«, stimmte Rina zu. »Ima?« rief Sammy.
    »Oh Gott. Ich hab sie zu lang mit Sammy allein gelassen. Er kriegt die Krise.«
    »Du projizierst«, sagte Decker leise.
    Sie gingen zurück ins Eßzimmer. »Vielleicht kannst du uns helfen, Ima«, meinte Sammy. »Ich hab Vega die Gründe der biblischen Opferungen erklärt. Im Hebräischen bedeutet das Wort korban — Opfer — nicht Opfer im wörtlichen Sinne. Der Wortstamm ist abgeleitet von dem Begriff sich nahekommen. Opfer werden Gott nicht um seinetwillen, sondern um unseretwillen dargebracht. Gott braucht keine Opfer. Aber wenn wir Gott opfern, kommen wir ihm näher.«
    »Das Töten von Tieren bringt dich näher zu Gott?« Marge blieb skeptisch. »Es bringt dich deiner Bedeutungslosigkeit näher«, erklärte Rina.
    »Dafür brauche ich kein Opfer«, sagte Decker. »Armer Dad. Fühlst du dich belagert?«
    »Im Moment nicht, aber das kannst du sicher ändern.«
    »Wir schlachten die Tiere nicht selbst«, fuhr Rina fort. »Das tun andere für uns, und wenn wir das Fleisch kaufen, machen wir uns keine Gedanken, wo es herkommt. Das ist nicht gut. Man sollte darüber nachdenken, daß etwas Lebendiges sterben mußte, damit wir es essen können. Wenn wir unsere Kühe selbst schlachten müßten, wären wir bestimmt alle Vegetarier.«
    »Warum befürwortet eure Religion dann, daß ihr Fleisch eßt?« fragte Vega.
    »Sie befürwortet es nicht, Vega, sie erlaubt es nur«, sagte Sammy. »Das ist nicht das Ideal.«
    »Obwohl es gut schmeckt«, fügte Decker hinzu.
    »Vor der großen Flut waren die Menschen Vegetarier«, erklärte Sammy. »Du weißt von Noah und der Sintflut?«
    Vega schüttelte den Kopf.
    »Wir sollten eigentlich Vegetarier sein. Daß wir es nicht sind, ist ein Fehler. Aber Gott betrachtet den Menschen als fehlerhaftes Wesen und erlaubt uns, Fleisch zu essen. Doch nur, wenn wir darüber nachdenken. Daher gibt es so viele jüdische Rituale für das Schlachten von Tieren.«
    Rina ergänzte: »Wenn Juden Gott opfern, ist darin die Botschaft versteckt, daß sie Gott danken, weil er uns leben läßt. Das Leben des Tieres liegt in ihrer Hand, so wie ihr Leben in der Hand Gottes liegt. Tiere zu schlachten, um ihr Fleisch zu essen — soll, obwohl es erlaubt ist — uns an unsere Verletzlichkeit erinnern. Seine Grenzen und Sterblichkeit zu kennen, bringt einen näher zu Gott.«
    Cindy kam zurück ins Eßzimmer. Sie schien die letzten Worte gehört zu haben. »Das stimmt.
    Verletzlichkeit lehrt einen, die eigene Bedeutung in der Welt anders einzuschätzen.«
    Decker warf ihr einen fragenden Blick zu. Cindy zuckte die Schultern. »Sie will das Angelspiel spielen, Rina. Ich hab gesagt, ich würde dich fragen.«
    Rina schaute sich am Tisch um. »Ist Jacob bei euch?«
    Cindy nickte.
    »Was ist los mit dem Jungen?« murmelte Rina. Zu Cindy sagte sie: »Nur ein paar Runden, Cindy, sag ihr das. Mehr nicht, egal, wie sehr sie bettelt.«
    »Wenn sie schwierig wird, bring ich sie dir zurück. Das ist der Vorteil daran, die große Schwester zu sein.«
    Vega kniff die Augen zusammen, schaute sehr ernst. »Opferungen sind sehr interessant! Vielleicht sollte ich mir Notizen machen.«
    »Ich finde Opfern beunruhigend«, sagte Marge. »Wenn Töten falsch ist, warum es dann nicht verbieten?«
    »Die jüdische Religion akzeptiert menschliche Schwächen, indem sie sie ritualisiert«, entgegnete Rina.
    »Nicht alle menschlichen Schwächen«, verbesserte Decker. »Na ja, Ehebruch nicht, falls du das meinst«, sagte Rina. Decker lächelte.
    »Aber es gibt viele sexuelle Dinge, die ritualisiert sind«, warf Sammy ein.
    »Wie die mikwe, das rituelle Tauchbad?« fragte Decker. »Das auch. Aber ich denke an eschetjafat toar ... «
    » Was ist das?« fragte Decker.
    »Ich erklär's dir später«, sagte Rina. »Das ist ein ganz anderes Thema. Sammy, hol deinen Bruder und räumt den Tisch zu Ende ab.«
    »Ich helf dir«, sagte Vega zu Sammy. »Ich bin in derselben Altersgruppe wie du. Wir können weiterreden, während ich abwasche und du abtrocknest. Dann kann sich Jacob noch ein bißchen bei seiner Schwester ausruhen.«
    »Das finde ich auch, Ima«, stimmte Sammy zu. »Ich mach das schon. Laß Yonkie in Ruhe. Er ist völlig

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