Die Rache ist Dein
eigentlich auf ihren Kaminsims gehört. Mit einem Foto von Hannah.« Oliver sah sich um. »Ich kann es nirgends sehen.«
»Ich hab es.« Decker holte Hannahs Foto aus der Tasche. »Hab's vom Boden aufgehoben.«
»Manipulierst du Beweisstücke, Dad?« fragte Cindy.
»Zumindest hast du deinen Humor nicht verloren. Was war mit dem Bilderrahmen?«
»Ach, völlig unwichtig. Nicht der Rede wert.«
»So unwichtig, daß du mich danach fragen mußtest?« Oliver wandte sich an Decker. »Am Tag, nachdem ich sie heimgebracht hatte, rief sie an und fragte, ob ich Hannahs Foto vom Kaminsims auf den Tisch gestellt hätte, stimmt's?«
»Ja, auf den Tisch«, bestätigte Cindy. »Ich fand das Bild auf dem Tisch, kann mich aber nicht erinnern, es dort hingestellt zu haben. Die Familienfotos stehen immer auf dem Kaminsims.« Sie zuckte die Schultern. »Wenn wir schon bei diesem Blödsinn sind, sollte ich wohl auch den Zettel erwähnen.«
»Jemand hat einen Zettel mit der Aufschrift Nicht vergessen in ihrem Streifenwagen hinterlassen«, erklärte Oliver.
»Himmel!« rief Decker. »Was sollst du nicht vergessen?«
»Keine Ahnung, Dad!« schnappte Cindy. »Ich weiß nicht mal, ob der Zettel für mich bestimmt war. Und nein, ich hab ihn nicht mehr. Ich hab ihn weggeschmissen. Woher sollte ich ahnen, daß er vielleicht wichtig ist?«
Decker hielt sich zurück. »Sonst noch was?«
»Okay. Ich erzähl euch jetzt alles. Normalerweise hab ich meine Baumwollpullover auf der rechten Seite, die aus Wolle auf der linken. Sie lagen andersrum. Vielleicht hab ich das gemacht. Vielleicht war's aber auch der Einbrecher.«
»Jemand war vor heute abend an deinen Sachen?« fragte Decker.
»Vielleicht.« Cindy rutschte hin und her. Die Armlehne des Sofas war einfach nicht zum Sitzen gedacht. »Das ist alles. Ich schwör's, auch wenn du mich auf die Folterbank schnallst, das war's.«
»Wann hat das alles angefangen?«
»An dem Abend, als Scott mich heimgebracht hat. Da hab ich zum ersten Mal bemerkt, daß das Foto nicht an seinem Platz stand.«
»Was war das für ein Datum?«
»Warte. Das war der Tag, an dem ich mich mit Osmondson getroffen habe.« Oliver blätterte in seinem Taschenkalender, nannte Decker das Datum.
»Also vor etwa einer Woche.« Decker wandte sich an Oliver. »Gab's einen Autoraub an dem Tag?«
»Nein. Ist sonst noch was an dem Tag passiert, Cindy?« fragte Oliver.
»Nichts.«
»Vielleicht während deiner Schicht?« fragte Decker. »Hast du jemanden verhaftet, der geschworen hat, sich an dir zu rächen?«
Cindy schüttelte den Kopf. »Verbrecher reden, drohen ständig. Aber ich kann mich an nichts Spektakuläres erinnern.«
»Was hast du an dem Tag gemacht?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Hast du jemanden auf der Arbeit vergrätzt?« wollte Oliver wissen. »Ich weiß es nicht!«
»Cindy, du erinnerst dich an den Abend bei Bellini's. Du hast mit Hayley und noch einer Frau am Tisch gesessen — einer Schwarzen ... keine Polizistin. Eher eine Zivilistin.«
»Rhonda. Sie ist Sekretärin bei den Detectives.« DA
»Ich kenne Rhonda«, warf Decker ein.
»Ja, das hat sie erwähnt. Ich soll dich von ihr grüßen.«
»Kann ich vielleicht mal meinen Gedanken zu Ende bringen?« bellte Oliver. »Also gut, du und Hayley und Rhonda. Worüber habt ihr geredet?«
»Über Männer. Daß die guten entweder verheiratet oder schwul sind. Ich hatte schlechte Laune und hab ziemlich viel Bier gekippt.«
»Warum hattest du schlechte Laune?« fragte Decker. »Dad, ich hab selten gute Laune.«
Decker strich sich über den Schnurrbart. »Okay. Versuchen wir es andersrum. Die Frauen ... seid ihr zusammen gekommen? Oder hast du sie dort getroffen?«
Cindy atmete aus. »Ich bin mit Graham gekommen ... Graham Beaudry, meinem Partner.«
»Als du ihm zugeteilt worden bist, fandest du ihn ganz in Ordnung«, meinte Decker. »Gilt das immer noch?«
»Ja, im großen und ganzen. Graham isr ein bißchen faul, aber kein schlechter Kerl.«
»Hat er dich je angemacht?«
»Nein. Beaudry behandelt mich wie ein menschliches Wesen.«
»Im Gegensatz zu wem?«
»Nach außen hin benehmen sich alle einwandfrei. Aber sie reden hinter meinem Rücken.«
»Worüber?« fragte Decker.
»Daß ich patzig bin ... überheblich ... arrogant, weil mein Vater Lieutenant ist.«
»Und, stimmt das?«
»Ja, leider.« Cindy biß sich auf die Unterlippe. »Ich glaube, das war der Tag, als wir uns mit der Lady rumschlagen mußten, die mit einer Kanone auf die Eier
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