Die Rache ist Dein
ich, daß Selbstmitleid verzeihlich ist.«
»Allerdings.« Decker führte sie ins Wohnzimmer. Cindy betrachtete das Durcheinander. »Sieht gar nicht so schlimm aus, wie ich es in Erinnerung habe. St. Scott hat wohl aufgeräumt. Hey, Oliver« , rief sie, »gehört Hausmeisterarbeit zu deinem Tätigkeitsbereich?«
Oliver antwortete aus der Küche: »Fenster putz ich nicht, aber ich mache Kaffee. Willst du welchen?«
»Hab ich denn noch eine Kaffeekanne?« fragte Cindy. »Ja.«
»Hab ich Kaffee?«
Oliver öffnete den Kühlschrank, rümpfte die Nase. Kein schöner Anblick. »Ein halbes Päckchen hat er dir übriggelassen.«
»Ich hätte gern welchen«, sagte Decker. »Das ist aber normaler, kein koffeinfreier«, warnte Cindy. »Ist schon okay.«
»Mehr als okay. Um diese Uhrzeit eine Notwendigkeit.« Oliver goß Wasser in die heil gebliebene Kaffeemaschine. »Außerdem bin ich schon tagelang ohne Schlaf ausgekommen. Wobei sinnlos betrunken zu sein möglicherweise als Unterkategorie von Schlaf gilt.«
Cindy lächelte und lehnte sich an ihren Vater. Decker legte ihr den Arm um die Schultern. »Setz dich, Schatz.«
»Wohin? Mein Sofa ist im Eimer.« Cindy sah sich um, setzte sich auf die heile Sofalehne, die Hände schlaff im Schoß. »Der Fußboden ist sauberer. Was habt ihr mit dem Müll gemacht?«
»Eingetütet.« Oliver kam zurück ins Wohnzimmer. »Dein Dad und ich nehmen ihn uns später vor. Wahrscheinlich wird Marge uns dabei helfen.«
»Muß sie das erfahren?« stöhnte Cindy.
»Du kannst nichts dafür, Cin. Du hast das nicht verschuldet«, beruhigte sie Decker. »Je mehr Leute wir da dransetzen, desto besser.«
»Gut, solange du nicht die Polizei von Culver City anrufst. Das hier ist schließlich meine Wohnung, und ich habe das Recht, den Einbruch nicht zu melden.«
»Und wenn es nun ein Serieneinbrecher oder Vergewaltiger war?« fragte Decker. »Es ist deine Pflicht.«
»Wenn du wirklich denkst, daß das dahintersteckt, dann ruf an. Aber erspar mit weitere Fragen über Armand Crayton. Außerdem ist Crayton schon über ein Jahr tot. Ich weiß nicht, was das hier mit ihm zu tun haben könnte.«
»Warum erwähnst du ihn dann?« wollte Decker wissen.
»Ich weiß es nicht!« Sie schüttelte den Kopf. »Du sagst, es sei nicht meine Schuld. Aber wenn es das doch war ... weil ich vielleicht jemanden vor den Kopf gestoßen habe?«
»Wen denn?« fragte Oliver.
»Das ist das Problem. Da gibt es viele.«
Decker zog seinen Notizblock raus. »Du hast doch jemand in Verdacht. Dir geht das schon eine Weile im Kopf rum, das merke ich.«
»Das war nur so ein Gefühl. Bis jetzt hab ich mich nie körperlich bedroht gefühlt.«
»Also fangen wir an«, meinte Oliver. »Hat sich irgendein Kerl dir gegenüber in letzter Zeit merkwürdig verhalten?«
»Nein.«
»Feindselig?« hakte Decker nach. »Nein.«
»Hast du in den letzten paar Wochen jemanden auf die Palme gebracht?«
»Ich bring die Leute nicht auf die Palme. Ich ... geh ihnen aus dem Weg. Wenn ich vor einem Rüpel meine Ruhe haben will, halte ich ihn auf Distanz.«
»Bist du momentan in so einer Situation?« fragte Decker.
»Ich hab das im übertragenen Sinne gemeint. Niemand interessiert sich für mich.«
»Im Gegenteil, Cindy. Irgend jemand interessiert sich sehr für dich. Du bist verfolgt worden. Oliver hat mir erzählt, daß der Camry hinter dir her war. Warum hast du nichts gesagt?«
Cindy antwortete nicht. Das war auch nicht nötig. Decker drängte nicht, konnte aber seine Irritation nicht ganz verbergen. »Wann ist dir aufgefallen, daß der Wagen dich beschattete?«
»Ich war schon im Valley. Irgendwo auf dem Hollywood Boulevard. Da hab ich ihn zum ersten Mal bemerkt. Aber er kann mir schon von dem Moment an gefolgt sein, als ich das Polizeirevier verließ.«
»Was ist nun wirklich passiert?« fragte Decker. »Diesmal bitte die Wahrheit.«
Cindy fing den skeptischen Blick ihres Vaters auf. »Schimpfen ist unnötig. Ich hatte nicht vor, den Camry zu stellen. Ich wollte nur das Kennzeichen. Aber ich hab mich verraten. Oder der Fahrer war sehr gerissen. Sobald er merkte, daß ich ihm auf den Fersen war, ist er abgehauen. Und ich hab darauf reagiert. Ich hab ihn gejagt.«
»Der Camry ist vor dir geflohen?«
»Ja.«
»Und du hast ihn in Angeles Crest verloren?«
»Ja.«
»Und bis dahin ist nichts Merkwürdiges passiert?«
Oliver mischte sich ein. »Erzähl ihm von dem Bilderrahmen.«
»Welcher Bilderrahmen?« fragte Decker.
»Der
Weitere Kostenlose Bücher