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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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halb eins angerufen. Sie hat mir erzählt, daß ihr drei euch den Camry angesehen habt, der in Angeles Crest einen Abhang hinunter gestürzt ist. Cindy soll ihn beschattet und irgendwo da oben verloren haben.« Er schaute Decker bestätigungheischend an. »Und?« fragte der.
    »Marge wollte, daß wir ... sie und ich ... morgen dahin fahren. Also eigentlich heute. Da ich nur zehn Minuten von hier entfernt war, dachte ich, ich könnte deiner Tochter ein paar Fragen stellen.«
    »Um halb eins nachts?« Decker blieb skeptisch.
    »Ich sah Licht in ihrer Wohnung, sie war also noch wach.« Oliver steckte die behandschuhten Hände in die Taschen. »Was soll die Frage? Denkst du, ich hatte was anderes im Sinn? Nein. Und selbst wenn, geht dich das nichts an.«
    »Ganz im Gegenteil, das Wohlergehen meiner Tochter geht mich verdammt noch mal durchaus was an.«
    »Verdammt hab ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.« Decker merkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten, ganz unwillkürlich, weil Scott recht hatte. Cindys Privatleben war allein ihre Sache. Und Scott war zwar nicht gerade ein Tugendbold, aber er war immer ehrlich. Und er war hier, in Cindys Wohnung, half ihr, ging das ganze Chaos durch, wo er ohne weiteres mit den verschiedensten Ausreden hätte abhauen können. Trotzdem blieb Decker angespannt und wütend. »Weißt du was über die Geschichte hier?«
    »Ich hab keinen blassen Schimmer«, blaffte Scott. »Wieso zum Teufel soll ich was wissen?« Decker hätte ihn am liebsten geschlagen. »Hör auf, dich zu verteidigen. Ich dachte nur, sie hätte dir vielleicht was gesagt.«
    Decker klang nicht nur wütend, sondern auch gekränkt. Oliver sagte: »Sie hat was davon gemurmelt, daß der Camry hinter ihr her war statt umgekehrt.«
    »Großer Gott!« Decker sackte gegen die Wand, empfand Entrüstung und Versagen. »Herr im Himmel, warum hat sie mir das nicht erzählt? Das wirft auf jeden Fall ein völlig anderes Licht auf die Situation.«
    »Hör zu, können wir den persönlichen Kram für eine Weile beiseite lassen und uns auf den Tatort konzentrieren?«
    »Ich hab dich noch nie leiden können.«
    »Ich kann dich auch nicht leiden«, erwiderte Oliver. »Ich finde dich arrogant und selbstgefällig und eingebildet, weil du das verdammte Glück hattest, eine schöne junge Frau zu heiraten, der du dich als jemand dargestellt hast, der du nicht bist. Und du hältst mich wahrscheinlich für einen oberflächlichen, abgebrühten, ungehobelten, lächerlichen alternden Babyboomer mit einem ungesunden Hang zur Jugend und vor allem zu jungen Mädchen. Aber ich bin ein guter Polizist und du auch. Können wir jetzt weitermachen?«
    »Von mir aus.«
    »Auf den ersten Blick weiß man nicht ... zumindest ich wußte es nicht.« Oliver sah sich im Zimmer um. »Ein ziemlicher Schlamassel, aber der Schaden ist letztlich nicht allzu groß. Alle teuren Sachen haben die Verwüstung heil überstanden.«
    »Das Sofa nicht.«
    »Sogar das Sofa ist nicht völlig hin. Aufgeschlitzt, ja, aber nichts, was man nicht mit Nadel und Faden wieder reparieren kann. Ihr Fernseher ist ganz. Sogar die Fernbedienung funktioniert, ich hab's ausprobierr. Ihre Stereoanlage ist heil. Ihr gesamter Schmuck ist noch da.«
    »Also war es kein Raubüberfall«, stellte Decker fest. »Was war es dann?« Zum ersten Mal sah er sich mit Polizistenblick im Zimmer um. »Sieht aus, als hätte der Täter nach was gesucht. Hat sie was angedeutet?«
    »Mir gegenüber nicht. Das ist was Persönliches, Deck. Schau dir die Figürchen auf dem Kaminsims an.«
    Vorsichtig stieg Decker über die heruntergefallenen Bilderrahmen und Glasscherben. Hannahs kleines Gesicht schaute ihn an wie ein im Aquarium gefangener Fisch. Ohne nachzudenken, hob er das Foto auf und steckte es in die Tasche. Dann ging er zögernd zum Kaminsims. Cindy hatte schon immer Tierfigürchen gesammelt. Auf dem Sims stand nur ein kleiner Teil ihrer Menagerie. Ein Perverser hatte eine viehischen Orgie daraus gemacht. Schweine auf Schweinen in Missionarsstellung. Pferde, die einander von hinten bestiegen, zwei Kühe, die einander am Hinterteil beschnüffelten. Eigentlich ganz normales tierisches Verhalten, aber so, wie das arrangiert war, wirkte es alles andere als unschuldig.
    »Kreativer Drecksack.« Decker kochte vor Zorn, doch seine Stimme blieb ruhig. »Origineller, als Drohungen mit Lippenstift auf den Badezimmerspiegel zu schmieren.« Oliver hielt inne. »Hast du so was wie das hier schon mal

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