Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Brust reichte. Jenseits, vielleicht eine halbe Meile entfernt, konnte er die dunkle Linie eines Waldes erkennen. Das Feld breitete sich zum Wald hin aus wie ein Ozean zur Küste. Duncan ging auf die Mauer zu und kletterte hinüber. Er dachte dabei an seinen Sohn und das Geld in dem Aktenkoffer. Kaum hatte er einige Schritte gemacht, da blieb er bis zum Knöchel im Matsch stecken.
    Mit einem zischenden Geräusch zog er den Fuß heraus.
    Er ging weiter vorwärts, kämpfte gegen den schlammigen, unsicheren Boden, die Hosenbeine und Socken voller Matsch, die Füße naß. An manchen Stellen war der Boden von einer dünnen Eisschicht bedeckt, und er hörte bei manchen seiner Schritte ein leises Krachen.
    Einmal stolperte er und ließ den Aktenkoffer fallen. Er raffte sich auf und stapfte weiter.
    Was suche ich nur, fragte er sich. Er riß die Augen auf, suchte irgendwo nach einem Anhaltspunkt. Jetzt war es fast vollends dunkel, und Duncan war verzweifelt.
    Er kämpfte sich weiter vorwärts. Als er sich nach seinem Wagen umsah, stellte er fest, daß er schon fast das halbe Feld durchquert hatte.
    Hier muß es doch irgendwo sein, dachte er. Er fühlte, wie die Kälte immer mehr Besitz von seinem Körper ergriff. »Wo ist es?« schrie er plötzlich laut.
    Wieder machte er einige Schritte, dann sah er einen Schatten vor sich, wahrscheinlich ein hölzerner Pfahl, der in die Erde gerammt war. Da muß es sein, dachte er und rannte darauf zu. Als er den Pfahl erreichte, blieb er stehen und versuchte, irgendeinen Hinweis oder eine Nachricht daran zu finden. Nichts. Ein ganz gewöhnlicher Pfahl mitten in einem ganz normalen Feld. Duncan war verwirrt und enttäuscht.
    Seine eisigen Füße bewirkten, daß er bald am ganzen Körper fror, und er sehnte sich nach der Wärme des Tages.
    Ich soll auf ihre Anweisungen warten, hat sie gesagt.
    Also warte ich.
    Nichts als Schweigen um ihn herum.
    Er lehnte sich gegen den Pfahl und versuchte, ruhig und langsam zu atmen. Unwillkürlich liefen ihm die Tränen herunter. Was ist bloß mit mir los? fragte er sich. Ich bin stark, ich habe Mut. Aber er glaubte selbst nicht daran und wurde seiner Gefühle nicht Herr. Die Dunkelheit um ihn herum verstärkte seine Verzweiflung. Er hielt krampfhaft den Aktenkoffer gegen seine Brust, als ob er ein Kind sei, und bewegte sich vor und zurück, um sich ein wenig zu wärmen. Er versuchte sich vorzustellen, was schiefgegangen war, fragte sich, was er jetzt tun sollte. Er dachte an seinen Sohn, was ihn nur verzweifelter machte. Er stieß einen Seufzer aus, aber er bewegte sich nicht von dem Pfahl weg. Ihm war klar, daß er keine andere Möglichkeit hatte, als zu warten.
    Aus einer Entfernung von etwa dreißig Metern beobachtete ihn Olivia durch ihr Fernglas. Sie hatte sich im Wald verborgen und war zutiefst befriedigt.
    »Na, Duncan, wie lange hältst du das aus? Da stehst du mitten im Nichts. Wartest du die ganze Nacht auf deinen Sohn? Oder nur ein paar Minuten? Wie groß ist deine Geduld? Und die Kälte, ob du sie aushältst? Und der Schmerz, ob du das allein schaffst? Wie lange, Duncan?
    Achtzehn Jahre«, flüsterte sie. »Achtzehn Jahre!« Sie beobachtete ihn weiter und wartete ab.
    Nachdem er eine Stunde dort gestanden hatte, war Duncan sicher, daß Olivia nicht kommen würde. Aber er fand nicht die Kraft sich zu bewegen. Er wartete eine weitere Stunde, bis seine Füße keinerlei Gefühl mehr hatten, und er fürchtete, den Weg durch die stockdunkle Nacht nicht zurückzufinden. Schließlich trat er einen Schritt nach vorn. Ihm war schwindelig, und er schwankte wie ein Betrunkener. Die Tränen in seinem Gesicht waren getrocknet. Er fühlte in sich eine endlose Leere. Er ging mit stetigem Schritt, fast wie ein Roboter, durch das Feld, dorthin, wo er seinen Wagen vermutete. Ihm war, als sei es Jahre und nicht nur ein paar Stunden her, daß er durch Greenfield gehetzt und schließlich bis zu diesem einsamen Ort gelangt war.
    Er glitt aus und schlug mit dem Kopf auf, einen Moment blieb er auf dem matschigen, zerklüfteten Boden liegen. Er schmeckte Blut auf seiner Lippe. Dann raffte er sich auf und versuchte, den Schlamm vom Mantel zu wischen. Er stolperte weiter vorwärts, bis er endlich die Steinmauer erreichte. Sie sah aus wie eine dunkle Welle, die auf ihn zurollte. Er umklammerte fest den Griff des Aktenkoffers und kletterte über die Mauer. Er sah sein Auto oben am Straßenrand und stolperte darauf zu.
    Was er tun sollte, wenn er wieder zu Hause wäre,

Weitere Kostenlose Bücher