Die Rache. Thriller.
versuchte, ihnen ermutigend zuzulächeln. Sie würden ihr doch nicht glauben, das wußte sie.
Sie gingen wieder ins Haus und stellten sich auf eine lange Wartezeit ein. Megan gingen viele Gedanken durch den Kopf, aber sie sagte nichts. Jedes ihrer Worte wäre ihr lächerlich erschienen. Einen Augenblick lang hatte sie Angst, keinen der Männer aus der Familie wiederzusehen.
Sie schob den Gedanken beiseite, um nicht völlig die Nerven zu verlieren. Dankbar nahm sie die dampfende Teetasse von Lauren entgegen und ließ die Wärme des Getränks durch ihren Körper strömen, um die Kälte und Angst, die sie erfüllten, zu vertreiben.
Duncan sah nicht auf die Uhr, aber er war sicher, daß die Zeit abgelaufen war. Er fuhr seinen Wagen in eine Bushaltestelle und hoffte, daß ihn kein Polizist dabei beobachtet hatte. Als er auf die Telefonzelle zuraste, hörte er schon das Telefon klingeln. Er stürzte hinein und riß den Hörer von der Gabel.
»Ja!«
»Hallo, Duncan. Na, das klappt ja prima«, sagte Olivia.
»Ich hätte nicht gedacht, daß du das schaffst.«
Sie stand mit den beiden Männern im Einkaufszentrum.
Dort hatten sie sich mehrere Telefonzellen ausgesucht, die sie wechselweise benutzen wollten.
»Was kommt als nächstes dran, sag schon«, forderte Duncan Olivia auf.
»Nur ruhig Blut!«
»Ich will meinen Sohn zurück!«
»Na gut! Dann mach dich mal auf zum Stop and Shop am anderen Ende der Stadt. Da kauft Megan immer ein.
Du hast acht Minuten. Aber, Duncan …«
»Ja?«
»Sieh mal nach, was du unter dem Telefonbuch findest!«
Sie hängte den Hörer ein, bevor er reagieren konnte, und sah auf ihre Uhr.
Duncan fühlte unter die Telefonhalterung. Etwas war daruntergeklebt. Er löste es ab und hielt einen Kompaß in der Hand. Er steckte ihn in die Tasche und lief zu seinem Auto. Er dachte an seinen Sohn. Er mußte sich beeilen. Er durchfuhr eine Ampel bei Gelb und überholte einen Wagen, der daraufhin laut und energisch hupte. Als er auf dem Parkplatz vor dem Gemüseladen hielt, stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn. Er lief zur Telefonzelle. In dem trüben Licht der Schaufensterlampen wirkte der Ort grau und trostlos.
Das Telefon klingelte nicht.
Duncan sah auf die Uhr. Sieben Minuten, dachte er. Ich habe doch nicht länger gebraucht, um hierher zu kommen.
Er wartete. Acht Minuten waren vergangen, das Telefon blieb stumm.
Duncan legte seine Hand auf den Hörer. Nichts geschah.
Er wurde von Panik ergriffen, sein Herz schlug wie wild.
Er sah sich um, fürchtete, in die falsche Zelle gegangen zu sein. Aber es waren nirgendwo andere zu sehen. Wieder sah er auf die Uhr.
Neun Minuten. Was ist nur passiert, fragte er sich. Es war inzwischen sehr kalt geworden und wurde schnell dunkel. Duncan kam es vor, als wäre er im letzten Licht des Tages gefangen, während Olivia aus dem Dunkel heraus operierte. Er sah sich aufgeregt nach allen Seiten um.
Zehn Minuten.
O Tommy, dachte er verzweifelt.
Da klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer auf und hielt ihn hastig ans Ohr.
»Hallo! Ich wollte dir ein bißchen mehr Zeit gönnen, bei dem Verkehr und so«, sagte Olivia freundlich.
Duncan knirschte mit den Zähnen vor Wut.
»Sicher weißt du, daß wir dich beobachten, Duncan. Immer sind wir hinter dir und beobachten dich. Das ist ja auch der Zweck der Übung. Mal sehen, ob du Befehle ausführen kannst. Vor achtzehn Jahren warst du jedenfalls dazu nicht in der Lage.«
»Wo soll ich jetzt hin?«
»Fünf Meilen von hier an der Straße 9 liegt Harris’ Gärtnereibedarf. Kennst du bestimmt. Da kauft man Samen und auch Weihnachtsbäume, Mutterboden für Sträucher. Du arbeitest doch gerne im Garten, oder? Na, du kennst jedenfalls den Weg. Du hast zirka sechs Minuten. Das Telefon steht direkt davor.«
Duncan rannte zu seinem Wagen.
Als er das Schild des Gärtnereibetriebs erkannte, steuerte er durch den Verkehr auf den Parkplatz zu. Die sechs Minuten waren vorüber. Er sprang aus dem Wagen. Sein Herz schlug laut. In der Telefonzelle stand eine Frau. Er sprang beinahe auf sie zu.
»Es dauert nicht lange«, sagte sie, »noch eine Minute.«
»Es ist ein Notfall«, rief Duncan.
Die Dame war mittleren Alters und trug einen Parka.
»Mom, ich hole die Kinder ab, sobald ich mit Einkaufen fertig bin, es dauert nicht mehr lange.«
»Bitte, beeilen Sie sich«, flehte Duncan.
Die Frau sah ihn verärgert an. »Da will jemand unbedingt telefonieren, ich komme so schnell, wie es geht.«
Duncan streckte seine
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