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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hielt der Wagen. Wie sie angekündigt hatte, leuchtete das Bremslicht auf. Das Abblendlicht wurde erst in einer Entfernung eingeschaltet, in der er weder Autonummer noch Marke erkennen konnte. Dann verschwand der Wagen in der Dunkelheit. Duncan wollte zuerst hinterherrennen, aber das Auto war schon hinter einer Kurve verschwunden. Eine Weile stand er so da und starrte verständnislos in die Nacht. Dann tat er das einzige, was ihm zu tun blieb: Er begann auf den Knien zu rutschen und seine Schlüssel zu suchen.

KAPITEL 10
Sonntag
    Es war lange nach Mitternacht, aber Duncan suchte noch immer im Keller herum und murmelte vor sich hin, während er in der staubigen Ansammlung von Kisten und Kasten, alten Steuerquittungen, gebündelten Zeitschriften und zerkratzten Möbeln stöberte, die in dem dunklen Raum verstreut lagen. Megan saß auf der Kellertreppe unter einer nackten Hundertwattbirne und sah ihrem Mann zu. Sie wußte nicht genau, was er suchte. Sie fühlte sich erschöpft und elend. Die Stunden, seit er verdreckt, halberfroren und allein nach Haus zurückgekehrt war, hatten sie zuerst mit Weinen und Schreien und Vorwürfen verbracht, bis ein Zustand der Betäubung gefolgt war, der nur noch ein Schweigen zuließ. Plötzlich war Duncan aufgestanden und hatte gesagt: »Eines, glaube ich, wird nicht noch einmal passieren.« Dann war er in den Keller hinabgestampft, ohne seinen geheimnisvollen Satz zu erklären. Sie hatte ihm eine halbe Stunde lang bei seiner Suche zugesehen, ohne ein Wort zu sagen - sie hatte Angst davor zu sprechen -, weil jedes Wort ihre erschreckende Situation nur noch unterstreichen konnte. »Verdammt, ich weiß, daß sie irgendwo hier ist«, sagte Duncan, als er eine Kiste wegschob. »Mein Gott, was für ein Durcheinander!«
    Als er sich bewegte, glitt sein verzerrter Schatten über den Boden.
    Megan setzte die Ellbogen auf die Knie und stützte das Kinn in die Hände.
    »Duncan«, sagte sie ruhig, »meinst du, daß sie noch am Leben sind?« Sie hätte die Worte am liebsten im gleichen Augenblick hinuntergeschluckt.
    Er hielt an, rückte einen Pappkarton beiseite und warf ihn dann mit einer plötzlichen gewaltsamen Bewegung gegen die Wand, gegen die er krachte und wo er in einer Staubwolke explodierte.
    »Ja! Was für eine Frage -«
    »Warum?« flüsterte sie.
    »Was für einen Grund sollte sie haben, die beiden zu -«, fing er an.
    »Einhunderteinundvierzigtausend-siebenhundertsechsundachtzig Gründe«, sagte Megan finster.
    Duncan blieb stehen und wartete, daß seine Frau weiterredete.
    »Sie hat das Geld. Sie hat wahrscheinlich auch unser Leben ruiniert. Was sollte sie davon abhalten, die beiden umzubringen und dann einfach zu verschwinden - reicher, zufrieden und frei wie ein Vogel?«
    Duncan antwortete mehrere Minuten lang nicht. Er stand da und dachte nach, legte sich seine Worte sorgfältig zurecht.
    »Stimmt«, sagte er. »Es wäre von ihr ausgesprochen unvernünftig, Zeugen zu hinterlassen. Es ist nicht klug von ihr, sich einen Augenblick länger hier aufzuhalten, als sie muß. Sie weiß, daß es Montag früh in der Bank vor Bullen wimmeln wird. Sie weiß, daß sie uns bis zum Äußersten getrieben hat. Wenn sie hierbleibt, gefährdet sie das nur noch mehr. Sinnvoll wäre es, die Tommys zu erschießen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.«
    Megan kämpfte gegen die Tränen an.
    »Und darum«, sagte Duncan, »wird sie es nicht tun.«
    »Was?«
    »Sie wird’s nicht tun. Sie wird nicht das tun, was vernünftig wäre.«
    »Aber - wie - ich verstehe nicht -«, stotterte Megan.
    Duncan holte tief Luft. »Weißt du, es ist komisch, ich habe es neulich gesagt. War es Donnerstag? Mittwoch?
    Gott, es kommt mir vor, als wäre es ewig her. Jedenfalls habe ich es gesagt und wieder vergessen, und das hätte ich nicht tun sollen: Es geht ihr nicht um die Tommys. Es geht ihr nicht ums Geld. Was sie will, sind wir.«
    Megan öffnete den Mund, um zu antworten, doch sie hielt inne.
    Sie blieben beide einen Augenblick still. Dann wiederholte Duncan: »Uns will sie haben. Verstehst du! Darum ist sie noch hier. Darum will sie noch nicht weg, noch nicht. Ganz gleich, wie vernünftig es für sie wäre abzuhauen. Nicht, solange noch immer ein oder zwei Karten auszuspielen sind.«
    »Was meinst du, was für Karten noch da sind?«
    »Nur noch zwei«, sagte Duncan ruhig. Er zeigte erst auf Megan und dann auf sich selbst. »Der Trumpfkönig und die Trumpfkönigin.«
    Megan nickte.
    »Meinst du,

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