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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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bis sie ruhig waren und ihm zuhörten:
    »Ihr müßt immer daran denken, daß ihr einander habt und daß er ganz allein ist, und ihr müßt immer für ihn einste-hen, weil er auch ein Teil von euch ist. Alle Familien haben irgendein Problem, und Tommy wird unser Problem sein.«
    Lauren und Karen hatten das nie vergessen.
    Sie meinten jedoch, daß ihre Eltern zuviel von Tommys Unfähigkeit und Geistesabwesenheit hermachten. Sie hatten seine Besonderheiten immer einmalig und wundervoll gefunden: »Wie ein Kind in einem Buch, das in sein eigenes Wunderland weggetragen wird wie Narnia oder Middle-Earth«, sagte Lauren einmal. »Er ist vielleicht sehr glücklich da draußen, wenn er träumt. Vielleicht ist er wie der Kleine Prinz und fängt sich manchmal einen Meteor ein, mit dem er auf Reisen geht.«
    Aber während Lauren ein bißchen eifersüchtig gewesen war, hatte Karen verständnisvoll reagiert. Wenn Tommy seine Anfälle bekam, sich heulend und schreiend zu Boden warf, gegen die Wände stieß und so rot im Gesicht wurde von all dem, das in ihm gegeneinander kämpfte, hatte ihn immer die praktische Karen fast so gut wie seine Mutter zu trösten und zu beruhigen verstanden. Sie nahm ihn einfach in die Arme und redete ihm irgendeinen Unsinn ins Ohr, und dann ließ seine Wut allmählich nach, er wurde still, und schließlich hob er das Gesicht zu ihr auf und lächelte. Sie sagte etwas auf von Ogden Nash oder ›Jabberwocky‹ von Lewis Carroll und die schrecklichen Witze, die sie kannte, und dann wurde er ganz zahm.
    Tommy hatte es auch nie schwer gefunden, die beiden Mädchen zu unterscheiden, nicht mal, wenn sie die Kleider getauscht hatten, um ihn auf den Arm zu nehmen.
    Das war eines ihrer Lieblingsspiele gewesen, und Tommy hatte sie immer erkannt.
    »Bestimmt. Mit dem wird kein Entführer fertig, Tommy ist eisern. Weißt du noch, mit vier, als er von der Schaukel herunterfiel und sich das Handgelenk brach und zwei Tage lang keinem was erzählt hat? Erst als du merktest, wie schwarz und blau und geschwollen die Hand war, ist Mom schließlich zu Doktor Schwartzmann gegangen.«
    Lauren lächelte. »Ich weiß noch. Ich hab’ mir nur immer Sorgen gemacht, weißt du, wenn er so einen von seinen geistesabwesenden Augenblicken hatte und sich so zurückzog, gar nichts mehr sagte und nur noch dasaß und vor sich hinstarrte. Da hätte ihm jeder weh tun können. Stell dir vor, er hat wieder so einen Anfall, und die Entführer verstehen ihn nicht. Und tun ihm vielleicht weh.«
    »Großvater ist ja da. Er kann es ihnen erklären.«
    »Wenn sie ihn lassen. Und vielleicht tun sie ihm auch weh.«
    »Mensch, du hast ja keine Ahnung von Entführungen.
    Das nützt ihnen doch gar nichts, wenn sie den Leuten weh tun, die sie sich schnappen. Dann kriegen sie kein Geld.«
    »Ich weiß. Das weiß doch jeder. Aber manchmal kriegen die Leute Angst. Und Großvater wird sie wahrscheinlich wütend machen, weil er so ein saurer alter Meckerbock ist und sich von keinem etwas sagen läßt. Darüber mach’ ich mir Sorgen.«
    »Wo sind denn die Sahne und der Zucker?«
    »Genau vor deiner Nase, du Träne.«
    »Au ja. Hab’ schon.«
    »Und wieso entführen die ausgerechnet Tommy und Großvater?«
    »Ja. Das versteh’ ich ja auch nicht. Meistens schnappen die sich doch reiche Leute. Söhne von Ölmilliardären und so. Oder Filmstars.«
    »Wie können Mom und Dad sie denn bezahlen?«
    »Ach, die haben wahrscheinlich genug Geld.«
    »Woher weißt du denn das?«
    »Ich habe seine Kontoauszüge gesehen, und da waren mehr als siebentausend Eier drauf.«
    »Entführer verlangen meistens Millionen.«
    »Könnte er sich die leihen?«
    »Von wem?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Worüber streiten die sich eigentlich?«
    »Das möchte ich auch wissen. Und warum haben sie nicht die Polizei angerufen? Hast du dir das schon mal überlegt?«
    »Entführer sagen einem immer, daß sie die Leute umbringen, wenn man die Polizei anruft.«
    »Ja, aber im Fernsehen rufen sie trotzdem immer die Bullen an.«
    »Ja. Ich weiß. Oder so einen Privatdetektiv wie Magnum.«
    »Meinst du, daß sie das tun werden?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es gibt keine Privatdetektive in Greenfield. Ich hab’ da noch niemand entdeckt, der so aussieht.«
    »Meinst du, wir müssen morgen in die Schule?«
    »Daran hab’ ich noch nicht gedacht.«
    »Armer Tommy. Ich wette, er hat Angst.«
    »Ja, wahrscheinlich. Meinst du, sie haben ihn gefesselt?«
    »Nein. Höchstens vielleicht die Füße.

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