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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Licht. Kalt, feucht, schimmlig. Und riecht nach Kloake. Sehr deprimierend, voller Krankheiten und sonstwas. Vielleicht legen wir den Jungen da unten eine Weile gefesselt rein.«
    »Bitte, nein! Ich möchte hierbleiben!« rief Tommy mit halberstickter Stimme. Richter Pearson fühlte, wie der Körper seines Enkels sofort zu zittern anfing.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Wir tun alles, was Sie sagen.«
    »Zeig deine Stirn her.«
    »Bitte! Sehen Sie sich es an!«
    Olivia steckte den Revolver weg und holte ein Erste-Hilfe-Kästchen heraus. Sie tupfte etwas Betadin auf die Beule an der Stirn des Richters.
    »Irgendwelche Kopfschmerzen?« fragte sie.
    »Nicht mehr als in so einer Situation zu erwarten ist.«
    »Wenn du Schwindelgefühle hast, sag’s.«
    »Wenn ja, sage ich Bescheid.«
    Sie steckte das Medizinkästchen ein und richtete sich auf. »Du hast nur etwas noch nicht kapiert, Richter.«
    »Was denn?«
    »Ich hab’s dir vorhin schon gesagt. Daß das hier keine normale Entführung ist. So was wie hier hast du noch nicht erlebt.«
    Sie lachte.
    »Paß gut auf. Wir zeigen euch jetzt, was Angst ist.«
    Er starrte sie an, ohne zu begreifen.
    Sie klatschte energisch in die Hände.
    »All right, Jungs, wer muß vor dem Schlafengehen noch mal auf den Topf?«
    Weder der Richter noch Tommy reagierte.
    »Also, jetzt hopp hopp. Hier ist eure Chance - jetzt könnt ihr euch die schmachvolle Benutzung des Kübels ersparen. Wer will gehen?«
    Sie rührten sich nicht.
    »Na, ihr geht beide. Richter, du bist zuerst dran. Steh auf, geh durch die Tür. Mein Landsmann erwartet dich da draußen mit seiner hübschen kleinen MP-ausgezeichnetes Gerät, Richter. Schon mal eine benutzt? Weißt du, man hört fast gar nichts, wenn man jemanden damit umnietet.«
    Richter Pearson wußte nicht, ob sie sich nur aufspielen wollte oder ob sie aus Erfahrung sprach.
    Sie lachte wieder.
    »Ich sehe, was du denkst, Herr Richter. Aber dieses kleine Geheimnis wollen wir euch noch nicht verraten, nicht wahr?«
    Sie veränderte jäh ihren Tonfall, aus dem Spiel wurde Ernst: »Jetzt geht’s ab mit Karacho, Alter, soll ich dir Beine machen? Los, in die Toilette, ich bleibe hier und leiste unserem kleinen Tommy Gesellschaft.«
    »Großvater, bitte, laß mich nicht allein!«
    Richter Pearson stand da und zögerte.
    »Zisch los, Alter!«
    »Großvater!«
    Olivia stand neben dem Bett und legte die Hand auf Tommys Schulter.
    »Bitte, laß mich nicht allein, Großvater. Bitte! Ich will nicht, daß du gehst! Großvater!«
    »Siehst du, Richter, wie schwer zu durchschauen all unsere Entscheidungen sind? Fühlst du dich hin- und hergerissen? Was werde ich hinter deinem Rücken tun?
    Was wird nun passieren? Vielleicht gehst du jetzt los, und wenn du zurückkommst, ist der Junge weg und liegt schon unten im Keller. Aber wenn du nicht gehst, nehme ich ihn mir vielleicht einfach, und es läuft auf dasselbe hinaus.
    Komm, Richter, triff deine Entscheidung. Das tun Richter doch immer, oder? Es kann schieflaufen, wenn du gehst, aber auch, wenn du nicht gehst. Komm, Alter, rate mal! Was werde ich wohl tun? Wie grausam kann ich sein? Welches ist die richtige Entscheidung?«
    »Großvater?«
    »Ich gehe«, sagte der Richter. »Tommy, du bleibst hier. Ich bin gleich wieder da.«
    »Großvater! Bitte!«
    Olivia packte den Jungen bei der Schulter. Sie starrte den Richter an.
    Du Bestie! dachte er. Er drehte sich um, eilte zur Tür der Dachkammer hinaus und hörte bei jedem Schritt, den er tat, den Jungen schreien und schluchzen. Das belastete ihn so schrecklich, daß er schwankte, ob er nicht auf Tommys Schreien reagieren sollte, statt sich von den Drohungen beeindrucken zu lassen. Was wird sie tun? Tommy! Er wollte rufen, um seinen Enkel zu beruhigen, der nicht aufhörte zu schreien. Dann sah er Bill Lewis, der ihn grinsend mit der Maschinenpistole unten in der Diele erwartete.
    »Hier rein«, sagte Lewis mit einer Geste. »Die Tür bleibt offen. Du möchtest das bestimmt hören.«
    Der Richter beeilte sich, stand ungeduldig vor dem Klosettbecken, während er urinierte.
    »Los, Beeilung, Richter!«
    Er betätigte die Spülung und rannte zur Dachkammer zurück, aus der er Tommy ununterbrochen schreien und weinen hörte. Er atmete erleichtert auf: Wenigstens hatte sie ihn nicht fortgebracht!
    »Ich bin ja hier, Tommy, ich bin ja wieder hier, beruhige dich doch, ist ja alles wieder gut.«
    Er nahm den Jungen in die Arme und tröstete ihn. Er war voller Wut, als

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