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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Und sie war leider so ein Mensch, der einen zu allem überreden konnte. Wenn Olivia etwas vorschlug, dann sah es so aus, als ob es ganz genau so und nicht anders laufen müsse. Sie war schön und intelligent und reaktionsschnell. Sie hatte uns alle eingewickelt, außer vielleicht eure Mutter. Sie ging mit jedem von uns auf ganz spezielle Weise um. Mich behandelte sie mit beißendem Spott, sie beschämte mich, und sie demütigte mich. Und so köderte sie mich, daß ich bei ihrer Aktion mitmachte. Bei den anderen arbeitete sie mit sexuellen Anreizen, mit Argumenten und mit ihrer Logik - sie setzte alles ein, was sie hatte.«
    Die Mädchen waren an den Sofarand gerutscht und beobachteten ihren Vater, während er sich wand und es ihnen zu erklären versuchte.
    »Wir taten etwas mit ihr zusammen«, sagte Duncan vorsichtig. »Wir - nein, ich hauptsächlich, eure Mutter war immer dagegen - ich begleitete sie bei dem, was wir als einen revolutionären Akt ansahen. Eine Aktion, um der Gesellschaft, die wir so sehr haßten, einen Schlag mitten ins Herz zu versetzen. Oh, ich hatte mir verdammt noch mal einfach eingeredet, daß das, was wir taten, gerecht und korrekt und angemessen war. Und bestimmt kein Verbrechen. Nein, wir waren keine Verbrecher. Wir waren Revolutionäre. Es war ein reiner Akt revolutionärer Begeisterung!«
    Er wandte sich ab, redete aber weiter:
    »Ich war so naiv. Ich war einfach ein alberner Student mit albernen Idealen, und ich brachte uns in eine Situation, der wir nicht gewachsen waren.«
    Er zögerte.
    »Nein«, sagte Megan. »Das stimmt nicht.«
    Duncan drehte sich um und sah sie an.
    »Es war nicht albern, daß wir etwas ändern wollten. Es war nicht falsch, daß wir den Krieg beenden wollten.«
    Sie holte tief Luft. »Wir folgten nur dem falschen Führer, das ist alles. Wir haben nicht selbst nachgedacht.«
    »Olivia?« fragte Karen.
    »Sie konnte einen gut zu etwas überreden«, sagte Megan. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie überzeugend sie wirkte. Vor allem, wenn man reif war, sich überzeugen zu lassen.«
    Lauren sagte: »Ich verstehe immer noch nicht. Wieso können wir nicht die Polizei anrufen und diese Frau verhaften lassen?«
    Duncan wandte sich ab.
    Megan holte tief Luft.
    »Diese Sache, die wir da gemacht haben - sie hat man erwischt und ins Gefängnis gesteckt. Wir kamen davon. Vor achtzehn Jahren.«
    »Aber –«
    Megan sprach schnell weiter.
    »Sie hat nie verraten, wer sonst noch daran beteiligt gewesen ist. Wenn wir zur Polizei gingen, würden sie uns wahrscheinlich mit ihr in Verbindung bringen.«
    »Aber es ist achtzehn Jahre her, und heute ist alles anders-«
    »Etwas ändert sich nie«, sagte Duncan abrupt.
    Die beiden Mädchen sahen ihn an, und Megan sah weg.
    »Fünf Menschen sind dabei umgekommen.«
    Die beiden Mädchen starrten ihren Vater mit aufgerissenen Augen an.
    »Hast du -«, fing Lauren an.
    »Nein. Also nicht direkt. Habe ich jemanden getötet?
    Nicht mit einer Waffe. Aber war ich daran beteiligt? Ja.«
    »Aber was ist passiert?« fragte Karen.
    Duncan holte tief Luft. »Wir haben versucht, eine Bank auszurauben.«
    »Was habt ihr?«
    »Wir haben eine Bank auszurauben versucht. Der Überfall war genau für den Augenblick geplant, in dem ein Geldtransporter Bargeld und Quittungen aus einem Chemiewerk brachte. Das Chemiewerk hing nämlich mit einer Firma zusammen, die Napalm herstellte –«
    »Ja und?«
    »Ihr müßt das verstehen. Napalm wurde im Krieg eingesetzt und -« Er zögerte. »Es klingt jetzt wirklich verrückter, als ich je gedacht hatte.«
    »Aber warum eine Bank?«
    »Um Geld zu beschaffen. Um Waffen zu kaufen und Propaganda machen zu können. Damit die Leute auf uns aufmerksam wurden.«
    »Das haben wir wirklich geschafft«, flüsterte Megan verbittert.
    »Aber, Dad -«, fing Lauren an.
    »Hört zu! Ich weiß, daß all diese Erklärungen idiotisch klingen, aber so war das nun mal.«
    »Aber was ist passiert?« fragte Karen leise.
    Duncan seufzte. »Es ist vom ersten Augenblick an schiefgegangen. Die Sicherheitsbeamten der Bank warfen nicht ihre Waffen weg, wie wir gedacht hatten. Sie fingen an zu schießen. Zwei von ihnen und drei aus unserer Gruppe wurden erschossen. Es war eine Katastrophe. Ich fuhr den Lieferwagen, mit dem wir nach Beendigung der Aktion alle zusammen flüchten wollten. Ich sah, was geschah, und statt ihnen zu helfen, haute ich ab. Ich hatte sehr großes Glück. Ich fand eure Mutter, und wir kamen einfach wieder zurück

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