Die Rache. Thriller.
diese Leute. Wenn sie versuchen sollten, euch Mädchen zu greifen, also, ich glaube nicht, daß euer Vater und ich das aushielten.«
»Oh, Mom, das ist doch verrückt.«
»Wieso weißt du das?« schnauzte Megan sie an.
Die Mädchen waren beide still. Sie beobachteten ihre Mutter aufmerksam.
Ich nehme an, das soll so ein Test sein, dachte Megan.
Wie weit traue ich ihnen? Für wie erwachsen halte ich sie?
Sie zögerte. Sie begreifen es einfach noch nicht. Sie sind wirklich noch Kinder. Sie haben keine Vorstellungen von dem, was sich abspielt, weil es für sie noch nicht Wirklichkeit ist. Sie wissen nur, etwas ist passiert, und trotzdem sind sie noch hier, und das Leben scheint normal weiterzugehen.
»All right«, sagte Megan schließlich. »Milch, Sodawas-ser, ein paar Scheiben Fleisch und ein Brot. Das ist alles.
Oh, und noch Instant Coffee. Ich gebe euch zwanzig Dollar, und ihr könnt zu dem Convenience Store auf dem East Prospect fahren. Auf direktem Weg dahin, auf geradem Weg hinein und dann sofort wieder nach Haus.
Redet mit niemandem, und bleibt nirgendwo stehen. Wenn ihr glaubt, daß jemand etwas tut, was euch verdächtig vorkommt, laßt ihr sofort alles liegen und kommt augenblicklich nach Haus, verstanden?«
»Mom …«
»Verstanden?«
»Okay, okay, okay. Können wir wenigstens ein paar Zeitschriften kaufen?«
»Und eine Tageszeitung«, sagte Megan. »Klar.« Sie fand ihre Brieftasche und nahm ein paar Scheine heraus. »Aber kein Kaugummi«, sagte sie. »Auch nicht ohne Zucker.«
Sie gab ihnen das Geld und kam sich blöd vor, daß sie sich Sorgen machte, und dann wieder verrückt, weil sie sich nicht noch mehr ängstigte.
Als die Mädchen das Haus verließen, lief sie hinüber zum Fenster und sah sie in ihren Wagen steigen. Sie sah Lauren hinter dem Steuer, was sie beruhigte, weil sie, die jüngere der beiden, die bessere Fahrerin war. Karen winkte, und dann stotterte der Wagen und fuhr los, die Straße hinunter.
Megan drehte sich um und ging zurück in die Küche.
»Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Bill Lewis laut, obwohl er in dem Leihwagen an seinem Beobachtungsposten etwas weiter unterhalb des Hauses allein war. Er sah den roten Sportwagen der Mädchen an der Stelle vorbeifahren, wo er geparkt hatte. »Die anderen Kids gehen aus. Das gibt’s doch wohl nicht.«
Er dachte schnell darüber nach, was das hieß: Megan allein im Haus. Die beiden Zwillinge ab mit unbekanntem Ziel. Olivia hatte ihm gesagt, er solle etwas, das sie lockere Überwachung des Hauses nannte, durchführen, nämlich ein paar Minuten parken und ungefähr alle fünfundvierzig Minuten daran vorbeifahren. Gerade noch genug, um zu sehen, ob sich am Haus irgend etwas verändert hatte, aber nicht so oft, daß jemand ihn identifizieren würde oder ihn verdächtig fände. Er trug einen Anzug mit Krawatte, was die Gefahr verringerte, daß jemand, der hier zu Fuß die Straße lang käme, zweimal über seine Gegenwart nachdächte. Er wußte, daß er auf Beamte achten mußte, auf die Bullen oder das FBI. Er hatte nicht erwartet, daß die Familie in verschiedene Richtungen aufbrechen würde.
Er begriff, daß sich ihm eine Gelegenheit bot, und er fragte sich einen Augenblick lang: Was würde Olivia tun?
Er lächelte vor sich hin und kam zu einem Entschluß.
Duncan bekam kein Wort heraus.
Er starrte Olivia an, die vor ihm stand. Sie ist es, dachte er. Er schluckte heftig, deutete auf einen Stuhl und fragte sich einen Augenblick, warum er nicht durchs Zimmer hechtete, sie am Hals packte und erdrosselte. Er sah Olivia Platz nehmen, und dann wies sie ihn an, sich zu setzen. Er war sich bewußt, daß seine Muskeln darauf reagierten - in dem einen Augenblick stand er, in dem anderen saß er schon und beobachtete sie über die weite Fläche seines Schreibtisches hinweg. Sie kam ihm vor wie eine Gestalt aus Alice im Wunderland, in dem einen Augenblick unmittelbar vor ihm, so nah, daß er die Hand ausstrecken und sie berühren konnte, im nächsten weit entfernt, als lägen viele Meilen zwischen ihnen. In seinem Kopf drehte es sich, und sein Mund war trocken, als er schließlich sprechen konnte, kamen seine Worte wie das Gekrächze eines Ochsenfrosches heraus:
»Wo sind sie? Wo ist mein Junge?«
»Nicht zu weit weg«, sagte Olivia, als antworte sie auf leeres Gerede über das Wetter.
»Ich möchte …«, fing er an, aber sie schnitt ihm das Wort ab.
»Ich weiß, was du willst«, sagte sie. »Und es ist kaum von
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