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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Aussatz des Strafvollzugs? Verdammt unwahrscheinlich, Duncan. Vielleicht für Megan - laß uns auch ihre Rolle in dem Ganzen nicht vergessen - aber du, Duncan? Ein bißchen Zuchthaus, würde ich schätzen …«
    Olivia grinste und zögerte.
    »…Natürlich kann ich mich auch völlig irren. Vielleicht werden diese Herrschaften da draußen dir einfach auf den Rücken klopfen und die Vergangenheit ruhen lassen. Was glaubst du?«
    »Rede weiter.«
    Olivias Stimme schien sich zusammenzupressen, ihr Haß war förmlich zu hören: »Darum habe ich ihnen nie etwas erzählt, Duncan. Obwohl es bedeutet hätte, daß ich früher herausgekommen wäre. Ich wollte nicht, daß du deine Schulden dem Staat Kalifornien zahlst. Was du schuldest, schuldest du mir.«
    Sie zögerte, dann zischte sie im Flüsterton:
    »Mir, du Hundesohn!«
    Wieder legte sie eine Pause ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
    »Und du wirst zahlen und zahlen. Selbst wenn du deinen Jungen wiederbekommst - selbst wenn du das schaffst, und persönlich zweifle ich daran, daß du das Zeug hast -, habe ich immer noch das As im Ärmel. Du weißt, daß es da draußen einen Staatsanwalt gibt, der sich die Finger nach dir lecken würde. Auch noch ein paar FBI-Agenten.
    Und laß uns nicht die Familienangehörigen der Toten vergessen. Auch die würden gern die Namen von den anderen Mitgliedern der Phoenix …«
    Er fühlte, daß er am ganzen Körper zitterte.
    »… Sie werden es nie vergessen. Nicht in achtzehn Jahren. Nicht in hundert Jahren. Sie werden es nie vergessen.« Sie flüsterte wieder: »Genau wie ich es auch nicht vergessen habe.«
    Duncan erinnerte sich an einen Augenblick kurz nach Tommys Geburt; in den Abendnachrichten war damals dauernd von dem Krabbelkind die Rede, das in einen Abwasserkanal gefallen war und nicht wieder rauskonnte.
    Die ganze Nacht durch hatten die Rettungsmannschaften daran gearbeitet, das winzige Kind zu befreien. Duncan wußte noch, wie er Tommy in den Armen gehalten und seinen zappelnden Sohn aus dem Fläschchen gefüttert und die Szenen in den Spätnachrichten gesehen hatte, während ihm die Tränen das Gesicht hinunterströmten und sein Inneres sich verkrampfte. Er wußte noch, wie überrascht er gewesen war, daß das Kind die Sache überlebte, gewöhnlich kamen solche Happy-Ends und wunderbaren Rettungen nicht vor. Die Welt ist dauernd damit beschäftigt, unsere Kinder abzumurksen, dachte er. Sie sind so leichte Opfer.
    Olivia sah auf die Armbanduhr.
    »Ich muß anrufen«, sagte sie brüsk.
    »Was?«
    Sie packte das Telefon und zog es zu sich herüber.
    »Ich muß anrufen. Du möchtest, daß dein Kind leben bleibt, dann sag mir, was ich wählen muß, wenn ich außerhalb anrufen will!«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Duncan, sei nicht so beschränkt. Wenn ich nicht alle zehn Minuten eine Serie von Anrufen mache und der betreffenden Person am anderen Ende sage, daß ich okay bin, dann muß er - oder sie - annehmen, daß ich wieder verraten worden bin, und den Richter und den Jungen umlegen. Wieviel genauer kann ich dir das noch erklären?«
    Duncan sah sie entsetzt an.
    »Was muß ich vorwählen, Duncan?«
    »Eine Neun.«
    »Danke. Noch eine Minute Zeit.«
    Olivia wählte rasch eine Nummer.
    Drei Blocks entfernt in einer Telefonzelle stand Ramon Gutierrez und wartete, er sah auf die Armbanduhr, unsicher, was er tun würde, wenn das Telefon nicht läutete. Er atmete erleichtert auf, als er es klingeln hörte.
    Er nahm den Hörer in die Hand: »Ja.«
    »Alles ist okay.«
    »Alles klar? Weiter zu Telefon Nummer zwei?«
    »Genau.«
    Er hängte auf, lächelte.
    Olivia legte den Hörer auf. Sie nahm die Armbanduhr ab und legte sie vor sich hin auf den Schreibtisch. »Ich behalte die Uhr besser im Auge«, sagte sie lächelnd. »Es täte mir leid, wenn ich anzurufen vergäße.«
    Sie sah Duncan mit finsterem Blick an.
    »Eine dumme Art abzukratzen, nicht? Weil jemand anzurufen vergißt. Als ob du in der Todeszelle sitzt, und sie führen dich zur Gaskammer - oder zum elektrischen Stuhl, wohin auch immer -, und ein paar Straßen weiter im Büro des Gouverneurs sucht der Chefassistent verzweifelt nach dem Zettel mit der Nummer vom Hinrichtungsraum und merkt dann, daß er ihn wahrscheinlich in der anderen Hose vergessen hat.«
    Sie lachte.
    »Wußtest du, daß sie mir damit gedroht haben, Duncan?«
    »Womit?« fragte er, fast sprachunfähig.
    »Mit der Todesstrafe. Zum Glück haben sie sie in meinem Fall noch rechtzeitig abgebogen …

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