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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Megan.
    Sie winkte die Mädchen heran. »Kommt schon, los, wir brauchen mal Abwechslung, und ich hab’ euch was zu sagen!«
    Die beiden folgten ihrer Mutter nach draußen, von Neugierde getrieben. Die letzten Minuten des Tages gingen ihrem Ende zu, vom grauen Himmel stieg feuchte Kälte herab. Megan fröstelte. Die Zwillinge hüllten sich fester in ihre Mäntel. Sie gingen den Weg zum Bürgersteig hinunter, wandten sich um und blickten auf das Haus.
    »Wie lange wohnen wir hier jetzt schon?« fragte Megan.
    »Mom, das weißt du doch!« sagte Lauren schnell.
    »Acht Jahre, seit der Zeit gleich nach Tommys Geburt«, sagte Karen eifrig. »Zuerst war noch nichts richtig fertig, und das Haus kam uns viel zu groß vor.«
    »Im ersten Winter ging die Heizung kaputt, und wir sind fast eingefroren«, erinnerte Lauren sich. »Karen, du sahst aus wie ein Marsmensch, du trugst Socken an den Händen und so einen komischen roten Hut. Unten im Schrank war zu wenig Platz für all die Wintersachen, und der Fernseh-empfang war so schlecht, daß wir nie richtig das Kinderprogramm sehen konnten. Erst als wir das Kabel kriegten, wurde es besser.«
    »Wißt ihr, warum ich dieses Haus so liebe?« fragte Megan.
    »Wegen der schönen Wohngegend?« fragte Lauren.
    »Nein, weil es hier so gute Schulen gibt«, widersprach Karen.
    »Weder noch«, antwortete ihre Mutter. »Es ist das erste Haus, das richtig meines ist. Als ihr auf die Welt kamt, lebten wir noch bei meinen Eltern. Dann zogen wir in ein Mietshaus in Belchertown, dann in ein kleines Bauernhaus in South Deerfield, das Duncan günstig gekauft hatte. Ich mochte beide Häuser nicht so sehr. Aber dieses hier hat mir von Anfang an gefallen. Auch wenn nicht gleich alles so reibungslos klappte, ich habe mich hier mehr zu Hause gefühlt als irgendwo sonst. Hier seid ihr aufgewachsen, hier begann das Leben von Tommy mit allen Problemen, die er hatte. Und Weihnachten nach Großmutters Tod fuhren wir nicht mehr zu ihm, sondern Großvater kam zu uns.«
    Die beiden Mädchen nickten.
    »Mir war an diesem Weihnachten ziemlich elend zumute. Nicht so sehr, weil meine Mutter tot war; sicher, das war traurig, und ich fühle mich bis heute von ihr allein gelassen. Der Hauptgrund war, daß ich jetzt nicht mehr Kind sein konnte, sondern jetzt ganz ich selbst werden und auf eigenen Füßen stehen mußte. Mom hätte das verstanden. Euch kommt das sicher ein bißchen komisch vor, aber irgendwann werdet ihr wissen, was ich meine. Es ist ganz normal, daß man sein eigenes Leben führen will, aber es ist nicht immer leicht, seinen Weg zu finden.«
    »Damals, in den sechziger Jahren, habt ihr da nach eurem Weg gesucht, du und Daddy?« fragte Karen.
    »Ja, so kann man das sagen. Wir alle haben damals nach etwas gesucht, und es hat lange gedauert, bis wir es gefunden hatten.«
    Megan kamen Friedenssymbole und langes Haar, brennende US-Flaggen, Jeans mit weitem Schlag und Lederwesten mit Fransen in den Sinn. Revolutionsmusik, harter Baß und kreischende Gitarren. Columbia. Berkeley.
    Haight. Liebessommer. Woodstock und dann Altamont und Kent State. Ihr Puls ging schneller.
    »Wir haben damals nichts Unrechtes getan«, sagte sie.
    »Es scheint manchmal so, aber damals empfanden wir es nicht als falsch.« Sie zögerte einen Moment und fuhr dann fort:
    »Natürlich war das mit dem Raub ein großer Fehler. Aber uns kam es nicht so vor. Im Vergleich zu allem Schrecklichen, was in der Welt geschah, erschien es uns harmlos.«
    »Und heute? Seht ihr das noch genauso wie damals?« fragte Lauren.
    »Ja und nein. Die Welt hat sich geändert und wir mit ihr.
    Es war so, als ob alle ganz schnell vergessen wollten, was passiert war, und wir wollten auch, daß man unsere Sache vergaß. Vielleicht war das ein Fehler, und es wäre besser gewesen, sich weiter Gedanken über die Probleme zu machen, die uns damals beschäftigten. Aber alles wurde so radikal, so unerbittlich in Frage gestellt. Das war mehr, als die Leute vertragen konnten. Deshalb beruhigte sich alles ziemlich schnell wieder, und man regte sich nicht mehr über die Dinge auf.«
    »Und Olivia? Hat sie sich nicht geändert?« fragte Karen.
    »Nein, sie nicht.«
    »Wie sollte sie auch?« gab Karen zurück. »Sie war doch im Gefängnis. Sie hat nichts sonst erlebt. Da konnte sie sich nicht ändern.«
    »Und deshalb haßt sie uns wahrscheinlich so«, sagte Lauren.
    Megan nickte. Sie wollte etwas antworten, schwieg aber dann und sah hinauf zum Himmel. Der Mond stand

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