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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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über den Bäumen und warf fahles Licht durch die dunklen Äste.
    »Neunundsechzig, als ihr geboren wurdet, landete der erste Mensch auf dem Mond. Für euch ist das nichts Besonderes. Ihr kennt Raumschiffe und all das von Anfang an. Duncan und ich waren nicht allzu überrascht.
    Schließlich war die Technik in unserer Kindheit schon weit fortgeschritten, es gab ja auch die Atombombe und vieles andere. Aber ich weiß noch, wie meine Eltern reagierten. Wir saßen zusammen vor dem Fernseher und sahen uns die Mondlandung an. Ihr bekamt gerade Abendessen an meiner Brust. Ihr hättet sie sehen sollen, sie waren vollkommen erstaunt und fasziniert. Sie waren in den zwanziger Jahren geboren, als es noch nicht so viel Technik gab, es war die Zeit der drohenden Wirtschaftskrise. Flugzeuge waren damals gerade erst erfunden worden, und nie hätten die Leute geglaubt, daß mal ein Mensch auf den Mond fliegen würde. Das war nur etwas für Science-Fiction-Romane.«
    Wieder blickten sie auf das Haus. »Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, genau wie ihr und Tommy. Hier sind wir zu Hause. Und wir werden es immer sein. Selbst wenn ihr groß seid und woandershin zieht, immer könnt ihr herkommen und euch wohlfühlen. Egal, wie sehr ihr euch verändert.«
    »Mom«, sagte Lauren mit leichtem Vorwurf, »du bist doch nicht Scarlett O’Hara!«
    Megan sah die Mädchen an, die schnelle Blicke tauschten. Die beiden müssen mich für verrückt halten, dachte sie. Die Aufregung ist einfach zu groß für mich, und ich fange an, sentimental zu werden.
    Sie holte tief Luft. Als sie zehn war, hatten ihre Eltern eine Campingreise mit ihr unternommen. Eines Nachmittags ging sie mit ihrer Mutter in der Umgebung Beeren pflücken. Als sie langsam durch die Büsche streiften, sahen sie plötzlich eine Schwarzbärenmutter mit zwei Jungen. Die Bärin bäumte sich auf, stand dann still und fixierte Megan und ihre Mutter. Beide Familien sahen einander eine ganze Weile an. Da standen sie auf derselben Wiese und aßen die gleichen Früchte. Schließlich ließ die Bärin die Zweige los und verschwand ohne Eile mit ihren Kindern im Wald. Megans Vater hatte sie hinterher gewarnt, sich bloß nie zwischen eine Bärin und ihre Jungen zu begeben, denn dann würde sie wild und gefährlich. Ihre Mutter hatte sanft, aber bestimmt geantwortet: »Mir würde es genauso gehen.«
    Megan wandte sich wieder den Zwillingen zu und sagte:
    »Eins müßt ihr wissen: Wir werden auf keinen Fall aufgeben! Niemand darf unsere Familie kaputtmachen. Ich werde dafür kämpfen.«
    »Natürlich, das ist doch klar, Mom«, sagte Lauren.
    »Mach dir keine Sorgen«, pflichtete Karen ihr bei.
    »Keiner von uns gibt auf.«
    »Mom, weißt du, ihr habt schon alles richtig gemacht.
    Das Leben ist schön, so wie es ist, ihr habt euch viel Mühe damit gegeben«, sagte Lauren.
    »Und deshalb müssen wir auch nicht für irgendwas büßen«, sagte ihre Schwester.
    »Ihr habt recht«, sagte Megan und umarmte beide Mädchen auf einmal. Sie merkte, daß zum ersten Mal seit der Entführung Lauren dem Weinen nahe war und Karen sich auf die Lippen biß. Diese gab ihrer Schwester einen ermutigenden Stoß an den Arm. Daraufhin nahm sich Lauren zusammen und nickte Karen zu.
    Megan war, als wäre die abendliche Kühle verschwunden. Sie war erfüllt mit mütterlichem Stolz und legte die Arme um ihre Töchter. Und als sie gemeinsam zum Haus zurückgingen, waren alle drei fest entschlossen, der Herausforderung zu trotzen.
    Duncan saß am Schreibtisch und sah die Liste mit den vor ihm liegenden Aufgaben durch. Er hatte einen detaillierten Plan angefertigt. Was für ein ordentlicher Mensch ich doch bin, dachte er. In jeder noch so ausweglosen Situation lege ich Checklisten an. Nichts darf darin fehlen. Immer bin ich auf alles gefaßt. Na ja, schließlich war ich früher auch ein guter Pfadfinder. Eine ganze Sammlung von Auszeichnungen habe ich bekommen, für die besten Knoten, als schnellster Kanufahrer, für meine Flaggensignale, als bester Waldläufer. Er lächelte. Das waren die einzigen Medaillen, die ich je verdient habe.
    Würde ich eine Medaille für Bankraub bekommen?
    Diesmal vielleicht, aber für den ersten sicher nicht. Auf seinem linierten gelben Schreibblock stand als Überschrift In der Bank. Darunter folgten die einzelnen Rubriken  Alarmsystem, Haupttresorraum, automatische Kassen, Ablenkungsmanöver. Unten auf der Seite stand der warnende Satz: Diesen Zettel vernichten und dazu sechs weitere Seiten.

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