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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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kann.«
    »So alt sind Sie doch noch gar nicht, Mr. Richards!«
    »Vielen Dank, Doris. Machen Sie weiter so, schmeicheln Sie dem Chef ein wenig, und Ihre Karriere ist gesichert.«
    Sie lachte, winkte kurz mit der rechten Hand und ging.
    Wie alt bin ich eigentlich? fragte sich Duncan. In der Mitte des Lebens? Näher am Anfang oder näher am Ende?
    Er dachte an seine Eltern, die ihm schon alt vorgekommen waren, als er noch klein war, und älter noch, als er dann in diesem dumpfen, langweiligen Zuhause aufwuchs. Immer waren sie müde und angestrengt. Nie hatte es glückliche, entspannte Augenblicke gegeben, selbst nicht am Weihnachtsmorgen oder an Geburtstagen. Im Haus herrschte immer größte Ordnung, jeder Augenblick war genau verplant. Deshalb ist so ein Organisations- und Zahlenmensch aus mir geworden. Vielleicht habe ich mich dafür gehaßt und mich deshalb so für die Revolution engagiert.
    Olivia war immer so aufregend und anziehend, eine faszinierende Person. Sie hatte eine Menge Ideale, die in ihren Händen zu einer gefährlichen Sprengmasse wurden.
    Ihre Art zu sprechen, ihre Begeisterung und ihre Kampfbereitschaft hatten ihn berauscht, die ganze Zeit über.
    Damals war er noch wirklich lebendig gewesen, wenn er auch manchmal Angst gehabt hatte und Olivias Temperament ihn verschreckt hatte.
    Duncan blickte aus dem Fenster und sah einige Bankangestellte zum Parkplatz gehen. Sie waren offenbar in Feierabendstimmung, schienen fröhlich, wenn sie auch schnell gingen und sich fester in ihre Mäntel hüllten.
    Worüber sie wohl lachten? Jetzt gingen sie hinter der ersten Wagenreihe bis zum Parkplatz der Bankangestellten, wo auch sein reservierter Platz und die der Direktion lagen. Plötzlich fiel ihm ein, daß er etwas Wichtiges vergessen hatte. Er nahm den Schreibblock und schrieb das Wort Auto auf die Liste. Als er wieder nach draußen sah, waren die Leute weggegangen. Helle Straßenlaternen beleuchteten das Gelände.
    Wieviel ich doch meinen Kindern verdanke, dachte er.
    Ohne sie wäre ich genauso ruhig, genauso langweilig und unbeweglich wie meine Eltern. Daß ich anders bin, kommt durch die Kinder. Offenbar habe ich meine revolutionären Ideen gegen das Engagement für meine Familie eingetauscht.
    Und jetzt? Kann ich jetzt noch kämpfen, oder bin ich zu alt dazu? Die Antwort wird sich in den nächsten Tagen ganz von selbst ergeben.
    Megan und ihre Töchter zogen die Mäntel aus und gingen in die Küche. Die Mädchen sprachen über die Kälte draußen und fragten sich, ob es wohl bald schneien würde.
    »Jetzt bin ich richtig in Stimmung für einen heißen Kakao«, sagte Lauren.
    Diese Worte versetzten Megan einen Stich. Nichts hatte Tommy lieber getrunken. Sie legte den Hörer des Telefons wieder auf die Gabel für den Fall, daß Duncan anrief.
    Dann sah sie auf die Uhr. Jetzt würde er wohl bald nach Hause kommen. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht.
    Wenn Tommy doch bloß da wäre! Seit achtundvierzig Stunden habe ich ihn nicht mehr in die Arme genommen, dachte sie.
    »Mom, willst du auch eine Tasse?« rief Lauren aus der Küche.
    »Schmeckt wirklich sehr gut«, pflichtete ihr Karen bei.
    Megan unterdrückte ihren Schmerz, schluckte und rief dann: »Natürlich, gern!«
    Karen brachte ihrer Mutter gerade den Kakao, als das Telefon klingelte.
    »Das ist sicher für uns«, sagte Lauren. »Ich gehe ran.«
    Sie ging zum Wandtelefon und nahm den Hörer ab.
    »Hallo, Lauren hier.«
    »Und wo ist deine hübsche Schwester?« fragte Olivia Barrow unvermittelt.
    Einen Moment blieb Lauren das Herz stehen. Sie wußte, wer in der Leitung war, antwortete aber gefaßt: »Sie steht gleich hier neben mir. Wer ist denn dort?«
    Megan sah ihre Tochter blaß werden und ließ die Kakaotasse fallen. Der Krach des zersplitternden Porzellans ging in der Aufregung unter. Karen, die gerade hatte trinken wollen, zögerte zuerst, dann stellte sie die Tasse ab und rief Lauren zu: »Ich gehe ran!« Sie lief in die Diele und nahm dort den Hörer ab. »Wer ist dort?« fragte sie.
    »Ach, das klingt ja ganz wie der Vater«, sagte Olivia.
    »Genau der Ton, dieselbe Aussprache. Bist du ihm auch sonst ähnlich?«
    Karen antwortete nicht, nickte jedoch.
    »Was wollen Sie von uns?« fragte Lauren. Sie gab sich Mühe, ganz normal zu reden.
    »Ich wollte nur mal eure Stimmen hören, ich wollte nur wissen, wie es klingt, wenn ihr redet«, antwortete Olivia.
    Karen verlor die Selbstbeherrschung. Ohne zu überlegen, rief sie

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