Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
besonders unerfreulichen Begegnung mit ihrer Schwiegermutter zu Max, doch der lachte nur. Andys Mutter kam einmal in der Woche zu Besuch und half ihr mit der Kleinen; auf diese Tage lebte Andy hin, denn ansonsten war sie von der Außenwelt ziemlich abgeschottet. Jill war wieder in Texas. Emily fragte bei jedem Telefonat pflichtschuldig nach Clementine, aber Andy wusste natürlich, dass sie nicht anrief, um zu erfahren, wie oft Clem an dem Vormittag schon in die Windel gemacht hatte und ob sie gern auf dem Bauch lag. Emily wollte nur eins – die Gespräche mit Elias-Clark wiederaufnehmen. Miranda und Stanley umkreisten sie wie Haie; Emily zählte buchstäblich die Tage bis zum Ende von Andys Erziehungsurlaub. Die Einzige, die endlos über Stillsitzungen morgens um vier und die Vor- und Nachteile von Schnullern reden wollte und konnte, war Lily, und die war Tausende Meilen weit weg, wurde selbst von einem Kind in Atem gehalten und war bereits wieder mit dem zweiten schwanger.
Lily sah zu, wie Andy sich behutsam auf der Couch niederließ. Es war ein Uhr mittags und Andy immer noch im Schlabberlook: eine Jogginghose von Max, plüschige Hüttenschuhe, die wie Uggs für drinnen aussahen, und ein Kapuzenpulli von so gewaltigen Ausmaßen, wie man sie sonst nur an Footballspielern sah.
»Immer noch nicht alles wieder okay da unten?«, fragte Lily mitfühlend.
»Nicht mal entfernt.« Andy nickte in Richtung der Limonade, die sie Lily hingestellt hatte.
Lily lächelte und nahm einen Schluck. »Es heißt ja, man vergisst das alles, was ich nie für möglich gehalten habe, aber ich schwöre dir, ich erinnere mich an nichts mehr. Außer an die Schmerzen beim Nähen. Daran erinnere ich mich sehr genau.«
»Ich weiß immer noch nicht, ob ich dir verzeihen kann, dass du mich so miserabel vorbereitet hast. Du bist doch angeblich meine beste Freundin. Du hast das schon mal durchgemacht. Und sagst mir keinen Ton.«
Lily verdrehte die Augen. »Wieso auch?! So gehört es sich für die Frauen dieser Welt, daran ist nicht zu rütteln. Noch weniger als an der ehernen Regel, nicht mit den Exfreunden deiner Freundinnen zu schlafen.«
»Das ist einfach purer Bockmist. Also ich erzähle es jeder, die es wissen will, alles haarklein bis ins letzte eklige Detail. Die Frauen müssen doch wissen, was sie erwartet. Diese ganze Geheimniskrämerei gegenüber werdenden Müttern ist einfach absurd.«
»Andy! Worüber hättest du denn gern Genaueres erfahren? Dass man beim Pressen das Gefühl hat, gleich mittendurch gerissen zu werden? Hätte dir das wirklich dabei geholfen, es selbst durchzustehen?«
»Ja! Vielleicht hätte ich dann nicht gedacht, dass ich sterben muss. Mal sehen, was noch: Ich hätte auch gern gewusst, dass es normal ist, knöcheltief in Blut zu waten, wenn die Krankenschwester zum ersten Mal mit dir zum Pinkeln geht; dass sie dich an Stellen nähen, von denen du bisher überhaupt nicht gewusst hast, dass es sie gibt. Und dass Stillen sich anfühlt, als würde sich ein Piranha an deinen Brustwarzen festbeißen.«
Lily grinste. »Und dass die Epiduralanästhesie meistens nur auf einer Seite funktioniert? Oder dass du dich ernsthaft fragst, ob du wohl je wieder was anderes tragen wirst als diese großmaschigen Omaschlüpfer zum Wegwerfen, die du aus dem Krankenhaus hast mitgehen lassen? So was in der Art?«
»Ja! Ganz genau.«
»M-hm. Weißt du was? Du hättest einen Nervenzusammenbruch gekriegt, wenn ich dir was davon gesagt hätte, und außerdem hätte ich dich um die Freude gebracht, das alles selbst herauszufinden.«
»Das ist ein absoluter Schwachsinn.« Andy schüttelte den Kopf.
»Aber so ist es nun einmal.«
Andy erinnerte sich noch an ihr fassungsloses, absolut ungläubiges Staunen, als Dr. Kramer nach sechzehn Stunden Wehen einen plärrenden, blutverschmierten Säugling zwischen ihren Beinen herausfischte und verkündete: »Ein prächtiges kleines Mädchen!« Erst nach diversem Windelwechseln und jeder Menge Geschenken – Strampelanzügen, Kuscheldecken, Teddybären und Tutus in Rosa – holte die Realität Andy ein: Sie hatte eine Tochter. Ein hinreißendes, unglaublich süßes kleines Mädchen.
Wie um diese Tatsache weiter zu unterstreichen, gab Clementine etwas von sich, das eher nach Maunzen als nach Protestgeheul klang. Andy nahm sie Lily ab und trug sie ins Kinderzimmer.
»So, mein Schätzelchen«, säuselte sie, legte die Kleine sacht auf den Wickeltisch und befreite sie von dem lila Strampelanzug und
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