Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
anliegenden V-Pullover aus Spitze und nicht aus extra verstärktem Elastan war. Am Ende hatte sie sogar noch einen Tanga an. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.
Selbst ihr neun Wochen alter Schützling war piekfein hergerichtet. Klein-Lola steckte von Kopf bis Fuß – Stirnband, gesmoktes Kleidchen, Strumpfhose und Schühchen – in Burberry-Karo. Bei den Treffen weinte sie selten, musste offenbar nie spucken und schlief laut Tante Sophie seit sieben Wochen durch. Während Sophie mit Lola an den wöchentlichen Treffen teilnahm, schob Lolas Mutter, Sophies Schwägerin, Überstunden in ihrer privaten Kinderarztpraxis oder in der pädiatrischen Abteilung des Mount Sinai. Lolas Mama hielt das Ganze offenbar für eine Art Krabbelgruppe – obwohl die Babys allesamt noch nicht mal sitzen konnten – und hatte Sophie gebeten, statt ihrer mit Lola hinzugehen. Also brachte die schlanke attraktive Sophie (mit ihrer zweifellos völlig unversehrten Vagina) Woche für Woche die herausgeputzte Lola zur Gruppe und hörte sich an, wie Andy und ihre neuen Mütterfreundinnen jammerten, heulten und um Rat bettelten. Das Schlimmste war, dass Andy sie gern von Herzen verabscheut hätte, aber dafür war Sophie einfach zu lieb und nett.
»Ich glaube, im Augenblick verkrafte ich es nicht, mir was von einem normalen Liebesleben anzuhören«, sagte Rachel und legte sich ihr Kind über die Schulter.
»Keine Sorge, von einem normalen Liebesleben kann bei mir keine Rede sein«, sagte Sophie und blickte zu Boden.
»Wieso nicht?«, fragte Andy. »Hast du nicht gesagt, du wohnst mit deinem hinreißenden Freund zusammen? Gibt’s Ärger im Paradies?«
Sophie kamen die Tränen, was Andy mindestens ebenso verblüffte, wie wenn das Mädchen sich hingestellt und angefangen hätte sich auszuziehen.
»Tut mir leid«, stieß sie hervor – und sah selbst beim Weinen noch anmutig und entzückend aus. »Das ist nicht der richtige Ort.«
»Willst du uns nicht erzählen, was anliegt?«, fragte Gruppenleiterin Lori mit nerviger Samtstimme, offensichtlich froh über die Gelegenheit, auch einmal etwas beisteuern zu können. »Wir können hier alle frei über das reden, was uns belastet. Ich spreche sicher im Namen aller, wenn ich sage, dass dies hier ein geschützter Ort ist und du dich gern willkommen fühlen darfst.«
Erst sah es so aus, als hätte Sophie es überhört oder sich entschieden, ebenso wie die anderen, Lori einfach nicht zu beachten; doch dann putzte sie sich sehr diskret die Nase, gab Lola einen Kuss und sagte: »Ich habe meinen Freund betrogen.«
Ein paar Sekunden lang war es in der Turnhalle totenstill, man hörte nicht mal ein Baby quaken. Andy versuchte, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Nach allem, was sie von Sophie wusste, betete sie ihren Freund förmlich an. Er hieß Xander und war laut Sophie lieb, bemüht, einfühlsam – kurzum ein toller Typ und ganzer Mann, der sonntags auch mal sechs Stunden am Stück Football schauen konnte. Sie waren seit Jahren ein Paar und kürzlich zusammengezogen, was – so jedenfalls der Stand von vor ein paar Wochen – offenbar richtig gut lief. Sie redeten nicht direkt darüber, aber für Sophie war es eigentlich ziemlich klar, dass sie irgendwann heiraten und Kinder bekommen würden, und so langsam fühlte sie sich auch bereit dafür, obwohl sie sechs Jahre jünger war als er.
»Definiere betrogen «, sagte Bethany. Andy dankte ihr im Stillen dafür, das Schweigen gebrochen zu haben.
»Na ja, nichts allzu Wildes«, sagte Sophie und blickte auf ihre Hände. »Also, wir haben nicht miteinander geschlafen oder so.«
»Dann hast du ihn nicht betrogen«, verkündete Sandrine. »Ihr Amerikaner hängt euch immer so an diesen Feinheiten auf. Keine Sorge, wenn du deinen Freund liebst und er dich liebt, dann geht so ein kleiner Flirt schnell wieder vorbei.«
»Das habe ich auch gedacht, aber es geht nicht vorbei!« Sophie war kurz davor, in Klagegeheul zu verfallen. »Er ist in einem von meinen Fotografiekursen, das heißt, ich sehe ihn dreimal pro Woche. Anfangs war es nur ein Flirten, größtenteils von seiner Seite aus, auch wenn ich zugebe, dass es mir geschmeichelt hat, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen …«
»Bekommst du von Xander denn keine Aufmerksamkeit?«
Sophie rang die Hände. »Kaum noch. Seit wir zusammengezogen sind … Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich komme mir vor wie ein Möbelstück.«
»Was meinst du wohl, wie viele von uns gern mit dir tauschen
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