Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
einer Schar wildfremder Leidensgenossinnen gefunden hatte, und liebte insgeheim diesen Müttertreff.
»Das kannst du laut sagen. Wir sitzen im selben Boot«, sagte Stacy und hakte ihr Stilloberteil wieder zu. Ihre Tochter Sylvie, die für ihre gerade mal acht Wochen eine ungewöhnliche Haarpracht aufwies, gab einen Mordsrülpser von sich. »Ich weiß, es ist viel zu früh, um an Schlaftraining zu denken, aber so langsam verliere ich den Verstand. Letzte Nacht war sie von eins bis drei wach – und putzmunter! Hat mich angegrinst, gekräht, nach meinem Finger gegrabscht. Kaum habe ich versucht, sie wieder hinzulegen, ist sie ausgerastet.«
Bethany, die als Vertriebsleiterin eines Kosmetikunternehmens arbeitete und laut eigener Aussage von Lipgloss so viel verstand wie die Kuh vom Tanzen, gab zu bedenken: »Ich weiß, du hältst nichts davon, sie bei euch schlafen zu lassen, Stacy, aber in dem Fall solltest du es dir vielleicht doch noch mal überlegen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel leichter es geworden ist, seit Micah neben mir liegt. Du drehst dich einfach um, stopfst ihm die Brust rein und schläfst weiter. Vergiss den ganzen Quatsch drum herum, von wegen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und Eltern-Kind-Bindung – ich mache es aus schierer Bequemlichkeit.«
Stacy steckte Sylvies Decke fest. »Ich hab einfach das Gefühl, das kann ich Mark nicht antun. Sylvie beansprucht ja jetzt schon neunundneunzig Prozent meiner Zeit und meiner Kraft. Muss ich nicht wenigstens so tun, als wäre ich auch noch eine Ehefrau?«
»Ehefrau? Mit einem zwei Monate alten Säugling?«, kreischte Melinda, deren Sohn Tucker gerade am Auge operiert worden war. »Was denn, geht’s bei euch im Bett vielleicht so hoch her, dass du deine Süße nicht dabeihaben willst?«
Alle lachten. Andy nickte: Sie und Max hatten das mit dem Sex auch noch nicht wieder auf die Reihe gekriegt, und sie konnte damit sehr gut leben.
Rachel, die als Letzte aus der Gruppe Mutter geworden war, beugte sich vor. Sie war eine zierliche Blondine mit rotfleckiger Haut und einer langen geschwungenen Narbe auf der rechten Hand. »Ich hatte gerade meine Nachuntersuchung«, sagte sie fast schon im Flüsterton.
»Oje, sind die sechs Wochen schon um? Und, haben sie dich zum Abschuss freigegeben?«, fragte Sandrine mit ihrem leichten französischen Akzent. Ihre Tochter, ein durchsichtig zartes Ding von vier Monaten und mit doppelter Staatsbürgerschaft, begann zu weinen.
Rachel nickte. Ihr stand die nackte Angst ins Gesicht geschrieben, und dann fing sie ebenfalls an zu schluchzen. »Ethan kann von nichts anderem mehr reden. Seit Wochen hat er so eine Liste am Kühlschrank und streicht die Tage ab – und allein bei dem Gedanken daran kriege ich schon Panik. Ich bin noch nicht so weit!«, jammerte sie.
»Natürlich nicht«, sagte Bethany. »Ich konnte drei Monate lang noch nicht mal daran denken. Und eine Freundin von mir hat gesagt, es hätte sechs Monate gedauert, bis es nicht mehr so mörderisch wehgetan hat.«
»Max kommt immer mit diesem Blick an, und er kapiert es einfach nicht«, sagte Andy. »Ich schwör’s euch, sogar meine Frauenärztin war bei der Nachuntersuchung entsetzt, wie es da unten aussieht. Und dann soll ich mich damit vor meinem Mann blicken lassen?«
»Nein. Ganz einfach nein«, meldete sich Anita zu Wort, die normalerweise eher still war und wenig von sich preisgab.
»Meine Schwester hat drei Kinder, und sie hat mir versichert, dass es besser wird. Man erholt sich immerhin so weit, dass man sich an die Zeugung des nächsten machen kann«, sagte Andy.
»Klingt echt scharf. Da kommt Freude auf«, sagte Rachel und lächelte.
»Entschuldigung, aber ihr macht mir eine Heidenangst«, sagte Sophie, die einzige Nichtmutter in der Runde. »Alle meine Freundinnen mit Kindern sagen, es ist gar nicht so schlimm.«
»Dann lügen sie.«
»Wie gedruckt.«
»Und machen damit weiter, bis du selbst ein Kind hast und sie zur Rede stellen kannst. So läuft es nun mal.«
Sophie schüttelte ihre dichte kastanienbraune Mähne, die in frisch geschnittenen Stufen ihr Gesicht umrahmte, und lachte. Als Einzige der Anwesenden trug sie weder Leggings, Sweatshirt noch ein Kleid, bei dem die Taille unter der Brust saß. Ihre Nägel waren sorgsam manikürt, sie war braun gebrannt und wirkte rundum gesund. Andy wäre jede Wette eingegangen, dass ihre Beine so ordentlich rasiert oder gewachst waren wie ihre Bikinizone und dass der BH unter dem eng
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