Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
geguckt hat, als ich von der Knutscherei erzählt habe? Da hat sie bestimmt versucht, sich ein passendes inspirierendes Zitat einfallen zu lassen«, sagte Sophie.
Andy verstaute Clementine im Kinderwagen und verabschiedete sich von den anderen.
Dass Max schon zu Hause war, merkte sie erst, als sie sich im Wohnzimmer ans Auspacken machte.
»Ja, wen haben wir denn da?«, fragte er, gab Andy ein Küsschen auf die Wange und hatte ansonsten nur Augen für seine Tochter, die es ihm mit einem breiten zahnlosen Grinsen lohnte. Andy grinste unwillkürlich mit. »Da freut sich aber wer«, sagte er, nahm Clementine hoch, küsste sie flüchtig auf die Nase und drückte sie Andy in die Arme.
»Willst du sie nicht ein bisschen nehmen? Sie findet es bestimmt toll, wenn sie ihren Papa mal eine Zeitlang für sich hat.«
»Ich muss mich unbedingt ein paar Minuten hinlegen«, sagte Max und steuerte auf das Schlafzimmer zu. »Die Woche war elend lang. Und furchtbar stressig.«
Andy ging ihm nach. »Das tut mir leid. Aber ich könnte jetzt wirklich dringend eine halbe Stunde gebrauchen, um kurz unter die Dusche zu springen und vielleicht noch eine Portion Müsli zu essen.« Sie gab ihrer Tochter einen Kuss und legte sie auf Max’ Kissen ab.
»Andy«, sagte Max in dem Ton, den er ihr gegenüber manchmal anschlug und der glasklar signalisierte, dass er kurz davor war, die Geduld zu verlieren. »Ich stehe im Augenblick sehr unter Druck.«
»Na, dagegen gibt es doch kein besseres Mittel als fröhliches Babyglucksen. Viel Spaß mit deinem Töchterchen«, meinte sie nur und schloss die Schlafzimmertür hinter sich.
Nach einer Schnelldusche im Gästebad warf sie sich wieder in Yogahose und Fleecepulli, suchte im Kühlschrank erfolglos nach Milch, machte sich statt Müsli ein Sandwich mit Banane und Erdnussbutter und ließ sich mit einer Cola light auf die Couch fallen. Wann hatte sie zuletzt ferngesehen, ohne dass ihr ein Baby am Busen hing? Oder ungestört etwas gegessen? Es war die pure Wonne. Als sie wieder zu sich kam, saß Max neben ihr auf der Couch und kitzelte Clementine am Bauch.
»Alles okay?«, fragte er und setzte die Kitzelaktion unter Clems Armen fort.
»Jetzt schon«, sagte sie.
Clem setzte auf ihr ohnehin schon unwiderstehliches Grinsen noch eins drauf und gab so etwas wie ein vergnügtes Quieken von sich.
»War das ein Lachen?«, fragte Max. »Ich dachte, dafür wäre sie noch zu klein.«
Andy drückte seinen Arm. »Es klang eindeutig wie ein Lachen.«
Klar, sie war total in die Kleine vernarrt, aber ihren Mann ebenso hin und weg zu erleben überraschte sie immer wieder. Max war ein wunderbarer Vater – interessiert, Anteil nehmend, liebevoll, lustig –, und sie konnte sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als die beiden so wie jetzt zusammen zu erleben. Nein, es war alles in bester Ordnung bis auf kleine Grabenkämpfe wie den von vorhin. Endlich waren die Dinge wieder im Lot. Ihre Tochter war gesund und munter, ihr Mann einfach entzückend und im Großen und Ganzen redlich bemüht, und sie genoss die wenigen – zwar anstrengenden, aber doch durch nichts zu ersetzenden – Monate mit ihrem Neugeborenen. Der Brief ihrer Schwiegermutter, die Tatsache, dass Max Katherine getroffen und Andy nichts davon erzählt hatte – das alles war Schnee von gestern. Was da in ihr noch an verschwommener Angst lauerte, war auf die Hormone, den Schlafmangel oder beides zusammen zurückzuführen. Für Andy gab es nur noch ihre kleine Familie. Sie waren beieinander, müde, aber glücklich, erfreuten sich an ihrem Baby, und sie gedachte, jede Sekunde davon auszukosten.
17
Eine Mischung aus James Bond und Pretty Woman mit einem Schuss Mary Poppins
»Bist du denn bald so weit?«, rief Max aus dem Wohnzimmer, wo er sich eine Sprite genehmigte. Andy sah ihn vor sich, hingegossen auf der Couch in seinem schicken dunklen Anzug und den teuren italienischen Halbschuhen, wie er an der Dose nippte und dabei mit seinem iPhone herumspielte: frisch vom Friseur, frisch rasiert, nach Shampoo, Pfefferminz-Aftershave und – rätselhafterweise – nach Schokolade duftend, in freudiger Erwartung der Party mit jeder Menge Menschen, die er kannte und mochte. Womöglich klopfte er schon ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Im Kinderzimmer wurde Clementine unterdessen von Isla gefüttert, der zweiundzwanzigjährigen australischen Babysitterin, die Andy auf eine Empfehlung aus der Müttergruppe und eine Google-Recherche hin eingestellt hatte –
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