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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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ist es, wieder zu arbeiten?«, fragte Alex. Es wurde mittlerweile schon merklich kalt, und unterm Gehen sah Andy kleine Dampfwölkchen aus ihren Mündern entweichen.
    Mit der allerersten Frage hatte Alex punktgenau das Thema getroffen, das Andy in jedem wachen Moment beschäftigte. Vor drei Tagen war sie zum ersten Mal wieder angetreten, und es brach ihr immer noch das Herz, sich von Clem zu trennen. Andererseits durfte sie sich eigentlich nicht beschweren. Schließlich konnte sie, als ihre eigene Chefin, ihre Arbeitszeiten so flexibel gestalten, dass weder Arzttermine noch eine verschnupfte Clem ein Problem sein würden. Isla war einfach wunderbar und genoss Andys vollstes Vertrauen, außerdem wollte Andys Mutter künftig einen Nachmittag pro Woche auf ihre Enkelin aufpassen. Sie konnte sich eine großartige Kinderfrau leisten, bekam Unterstützung von ihrer Familie, ihr Mann nahm Anteil, ihr Kind war absolut unkompliziert. Und trotzdem war es schwer, alles auf die Reihe zu bekommen. Wie machten das bloß Frauen mit mehreren Kindern, unmenschlichen Arbeitszeiten bei niedriger Bezahlung und mit minimaler oder gar keiner Unterstützung? Andy konnte es sich nicht einmal in Ansätzen vorstellen.
    »Gut«, sagte sie automatisch. »Zum Glück habe ich einen tollen Mann und ein tolles Kindermädchen. Das macht vieles leichter.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es nie ganz leicht ist, jeden Tag von so einem kleinen Wesen fortzugehen. Sicher ist es schön, aus dem Haus zu kommen, sich mit Erwachsenen zu unterhalten und sich auf die eigene Arbeit zu konzentrieren. Aber die Kleine fehlt dir bestimmt.«
    Er sagte es ganz schlicht, klang einfühlsam, aber nicht vorwurfsvoll. Andys Kehle schnürte sich langsam und unerbittlich zu.
    »Sie fehlt mir furchtbar«, sagte sie und verbiss sich die Tränen beim Gedanken an Clem, die jetzt gerade wahrscheinlich auf ihrer Spieldecke ein bisschen herumstrampelte, dann das aufgewärmte Fläschchen bekam und ein Vormittagsschläfchen einlegte, aus dem sie munter glucksend erwachen würde: das Gesicht rosig und warm und ein bisschen knittrig vom Schlaf, das Haar ein hinreißender Wirrwarr. Wenn sie die Augen zumachte, roch Andy ihren Hals und ihren Nacken, spürte ihre samtweiche Haut, sah die niedlichen Apfelbäckchen vor sich. Und ihr Gefühl sagte ihr, dass Alex sie verstand.
    Alex ging mit ihr ein paar Stufen hinunter in eine fast gänzlich versteckte Bäckerei, die wie eine Kombination aus einer illegalen Schwarzbrennerkneipe und einem Pariser Café wirkte. Sie setzten sich an den einzigen freien Tisch, und Andy checkte kurz ihr Handy, während Alex an der Bar die Bestellung aufgab.
    »Das Übliche?«, fragte er. Sie nickte.
    »Bitte sehr.« Er stellte einen entkoffeinierten Milchkaffee in einer Art Suppenschüssel vor sie hin und nippte an seinem Iced Americano. Es war alles so selbstverständlich – fast als hätten sie sich nie getrennt.
    »Danke«, sagte Andy und gab sich Mühe, möglichst appetitlich von dem Schaum zu schlecken.
    »Okay, jetzt bist du an der Reihe. Als Erstes erzählst du mir, woher du dieses schnuckelige kleine Café kennst, das genau sechs Querstraßen von meiner Wohnung entfernt liegt und das mir noch nie aufgefallen ist.«
    »Ich würde dir gern eine Story auftischen, bei der ich cooler rüberkomme, aber ich habe schlicht und einfach in einem Reiseführer davon gelesen.«
    Andy hob die Augenbrauen.
    »Ich bin letzten Herbst wieder hergezogen und hatte das Gefühl, ich wäre überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. Darum habe ich mir so einen Nicht für Touristen -Reiseführer gekauft oder wie die Dinger alle heißen, die im Grunde für Touristen sind. Und da stand, hier kämen nur Anwohner und Insider her.«
    »Das Ding bestelle ich mir, sobald ich einen Computer zu fassen kriege«, sagte Andy und grinste. Sie trank einen weiteren Schluck. »Und wo wohnst du jetzt?«
    »Im West Village. Christopher Street, Ecke Highway. Das war wohl mal eine ziemliche Schmuddelecke, aber jetzt ist da alles auf Hochglanz poliert.«
    »Und deine Wäsche bringst du in Chelsea zur Reinigung?« Andy konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    Alex’ amüsierter Blick besagte: Ich durchschaue dich. »Nein, deswegen bin ich nicht in Chelsea. Ich will mir eine Ausstellung im Rubin Museum ansehen. Und da habe ich dich zufällig vom Gehweg aus entdeckt und bin reingegangen.«
    »Rubin Museum?«
    »Kunst aus der Himalayaregion? Siebzehnte, Ecke Siebte? Jetzt erzähl mir nicht, dass du

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