Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Wände. Ihre Andenken standen Seite an Seite (Andys afrikanischer Holzfrosch, der ein Quaken von sich gab, wenn man ihm mit einem Stock über den gerillten Rücken rieb; Max’ ruhender Buddha, den er aus Thailand mitgeschleppt hatte), genau wie ihre Bücher und Tausende von CD s. So hatten sie sich ein behagliches Zuhause geschaffen, einen Rückzugsort von der Hektik des Alltags.
»Ruf mich nach deinem Termin gleich an, ja? Ich mache mir Sorgen um dich. Wenn du etwas brauchst – ein Antibiotikum oder was auch immer –, kann ich es dir heute Abend auf dem Heimweg besorgen. Ich komme, so früh ich kann, damit wir alles bereden können. Wir kriegen das wieder hin, Andy. Glaub mir. Ich hätte es dir sagen müssen, das weiß ich jetzt. Aber ich schwöre dir, dass ich dich liebe. Und auf den Bermudas ist nichts passiert. Nicht das Geringste.«
Die Hand auf ihrer Schulter fühlte sich wie ein Übergriff an.
»Andy?«
Sie sah ihn nicht an, sie antwortete nicht.
»Ich liebe dich so sehr. Ich tue alles, um dein Vertrauen zurückzugewinnen. Es war ein Fehler, dir nichts von der Begegnung mit meiner Ex zu sagen, aber betrogen habe ich dich nicht! Und ich bin auch nicht meine Mutter. Bitte, komm heute Abend nach Hause und sprich dich mit mir aus, ja?«
Und nun suchte sie doch seinen Blick. Der Mann mit den traurigen Augen, der so gequält aussah, wie sie sich fühlte, war ihr bester Freund, ihr Partner, der Mensch, den sie mehr liebte als alles andere auf der Welt.
Es war noch nicht vorbei. Auch nach einem klärenden Gespräch würde es dauern, bis sie ihm wieder bedingungslos vertrauen konnte. Aber das musste sowieso bis zum Abend warten. Sie nickte, drückte seinen Arm, schlang sich wortlos die Tasche über die Schulter und ging.
»Andrea? Schön, dass Sie auch mal wieder kommen«, sagte Dr. Palmer, während er Andys Krankenblatt überflog.
Er beachtete sie nicht weiter. Es musste schwer sein, sich auch noch nach dreißig, vierzig Berufsjahren die immer selben Leidensgeschichten über irgendwelche Zipperlein anzuhören. Es fehlte nicht viel, und er hätte Andy leidgetan.
»Wollen wir mal sehen. Ihre letzte Vorsorgeuntersuchung hatten Sie vor zwei Jahren – langsam wird es mal wieder Zeit. Aber heute sind Sie hier, weil Ihnen etwas fehlt? Was haben Sie denn für Beschwerden?«
»Es ist bestimmt nichts Ernstes, aber mir geht es seit einer Woche ziemlich mies. Und es will einfach nicht wieder besser werden. Mir ist ständig übel, und ich habe Kopfschmerzen.«
»Klingt mir ganz nach dem Virus, das gerade die Runde macht. Irgendwelche Erkältungssymptome?« Er bedeutete ihr, den Mund zu öffnen. Als er ihre Zunge runterdrückte, bekam sie einen Würgereflex.
»Nein, eigentlich nicht. Nur ein bisschen Fieber.«
»Hm. Atmen Sie mal tief ein. So, ja.«
Er untersuchte ihre Augen und Ohren und tastete ihren Bauch ab. Als er wissen wollte, ob das wehtue, antwortete sie zwar »Gar nicht«, hätte ihm aber am liebsten einen Nasenstüber verpasst.
»Gut, ich werde einen Streptokokkenabstrich machen, nachdem Sie sich schon mal herbemüht haben und Ihr Rachen leicht gerötet ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Infektion ist. Ich gehe davon aus, dass es tatsächlich nur ein Virus ist, das sich in ein paar Tagen ausgetobt hat. Außerdem würde ich Ihnen anschließend zu einer Grippeschutzimpfung raten. Nehmen Sie bei Bedarf Paracetamol, trinken Sie ausreichend, schonen Sie sich und rufen Sie mich an, wenn das Fieber steigt.«
Während er sich noch ein paar Notizen machte und ihre Akte mit einer endgültigen Geste zuklappte, ratterte er seine Empfehlungen nur so herunter. Warum hatten es diese Ärzte immer so eilig? Andy hatte fast eine geschlagene Stunde im Wartezimmer gesessen, und er? Wollte sie nach vier Minuten abservieren.
»Möchten Sie sich auch auf Geschlechtskrankheiten testen lassen?«, fragte Dr. Palmer wie nebenbei, ohne vom Schreibtisch hochzublicken.
Andy hüstelte. »Wie bitte?«
»Eine reine Routinefrage, die wir allen unverheirateten Patienten und Patientinnen stellen. Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen.«
»Ich bin aber verheiratet«, sagte Andy. »Seit einer Woche.« Es fühlte sich immer noch sehr ungewohnt an, es auszusprechen. Verheiratet.
»Herzlichen Glückwunsch! Nun, wenn das alles wäre: Auf Wiedersehen. Ich habe mich gefreut, Sie mal wieder bei mir zu sehen. Sie sind sicher bald wieder auf dem Posten.«
Er stand auf und wandte sich zum Gehen. Bevor Andy
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