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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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trat zurück. »Wie stehen seine Chancen?«
    »Wenn keine Komplikationen auftreten, sollte er in ein paar Wochen wieder auf den Beinen sein. In ein paar Tagen kann er wieder sprechen, jedenfalls besser als jetzt.«
    »Gut.«
    Dann eine andre Stimme, Hardy. »Kann er überhaupt nicht sprechen?« Er sah ihn undeutlich über die Schulter der Frau hinweg. »Ich brauche nur ein oder zwei Worte.«
    Er kam wieder näher, wie vorher. »Louis«, sagte er, »Sie mögen mich nicht, und ich mag Sie auch nicht besonders. Aber ich glaube nicht, daß Sie Rusty Ingraham getötet haben, hören Sie?«
    Ja, er hörte das. Woher kam dieser Mist auf einmal? Warum war er hier, wenn sie das nicht glaubten? Seit wann glaubten sie es nicht mehr?
    Er öffnete die Augen, so weit er konnte, und sah Hardy an. Wenigstens sah er im Gegensatz zu dem anderen nicht wie der Teufel aus.
    »Wa …«, sagte er krächzend.
    »Er möchte Wasser.« Die Schwester paßte auf ihn auf.
    Er hatte ›Was?‹ sagen wollen. Aber er nahm das Wasser trotzdem.
    Hardy wandte sich ihm wieder zu. »Sie haben mir erzählt, wie Rusty Sie zu seiner Wohnung gefahren hat, erinnern Sie sich?«
    Er schloß die Augen halb, deutete ein Nicken an.
    »Das Auto, mit dem Sie gefahren sind – welche Farbe hatte es?«
    Was war das wieder für ein Mist? Was für ein Spiel spielten diese Idioten? Er öffnete die Augen wieder. Alles war wie vernebelt. Seine Lunge schmerzte, die Kehle brannte, aber Hardy wartete auf eine Antwort. Louis atmete mühevoll ein. Zum Teufel, er hatte nichts zu verlieren. »Blau«, sagte er und hustete wieder.
    »Laß uns gehen«, sagte der Mann.
    Dann waren sie fort.
     
    Ein Zufallstreffer?
    Hardy könnte die Darts werfen und versuchen, den Zen-Zustand hundertprozentiger Konzentration zu erreichen, oder mit den Stammkunden des Shamrock an der Bar sitzen und vier irische Whiskeys trinken. Sechs, denn Lynne und Moses schenkten gut ein.
    Als Hardy um halb sieben gekommen war, war er noch nicht viel weiter gewesen. Lynne Leish, der seinetwegen Überstunden machte, hatte an der Bar bedient und ein bißchen beleidigt auf Hardys Lebenswandel, seine freien Tage, seine Begeisterung für andere Interessen geschimpft.
    Dann war Moses McGuire zur Spätschicht gekommen. Moses war aus anderen Gründen auf Hardy wütend gewesen.
    Die beiden Männer, beste Freunde und gemeinsame Besitzer der Bar, hatten sich an einen der kleinen Tische hinten bei den Dartbrettern gesetzt. Hardy war bei seinem ersten Whiskey gewesen, Moses hatte sich wie immer an seinen MaCallan gehalten.
    »Muß ich erst fragen?«
    Hardy erinnerte sich, wie er Moses, dem sie die Beine zerschossen hatten, unter den feindlichen Kugeln weggezogen hatte, und dabei selbst von einer Kugel in der Schulter getroffen worden war. Moses, der ihm Arbeit gegeben hatte, als er nach dem Tod seines Sohnes den Beruf aufgegeben hatte.
    »Ich spiele nicht mit ihr, falls du das meinst.«
    »Wenn ich das denken würde, hätte ich dir schon das Gesicht zerschlagen.«
    Moses hatte keine Angst vor einer Faust im Gesicht. Als Besitzer einer irischen Bar kam man immer wieder mal in Schwierigkeiten, selbst wenn man wie Moses einen Doktortitel in Philosophie hatte. Seiner Nase, pflegte er zu sagen, gefiel es, einmal im Jahr in Ordnung gebracht zu werden, ob es nun nötig war oder nicht.
    »Irgendwas passiert, Moses. Ich glaube, sie weiß auch nicht, was. Hat sie dich angerufen?«
    »Nein. Ich habe sie angerufen. Ich hatte vier oder fünf Tage lang nichts von ihr gehört und fing an, mir Sorgen zu machen.«
    Moses hatte seine Schwester großgezogen. Hardy wußte, daß ihm nur zehn Dinge im Universum wirklich etwas bedeuteten. Acht davon waren Frannie.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Daß du dich eine Weile bei ihr versteckt hast.« Moses beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den kleinen Tisch. »Aber da war so ein Ton in ihrer Stimme.«
    Hardy trank seinen Whiskey aus, entschied, daß die kommende Nacht keine Nacht der Vernunft werden würde, und gab Lynne ein Zeichen, eine neue Runde zu bringen.
    Er steckte den Zeigefinger in den neuen Drink und rührte um.
    »Auf jeden Fall«, sagte Moses, »ist es rausgekommen.«
    »Was willst du mir sagen?«
    »Diz, sie ist mein Baby. Es fällt mir noch immer schwer, sie als Erwachsene zu sehen, auch wenn ich weiß, daß sie längst erwachsen ist.« Die Fältchen unter Moses Augen vertieften sich. Mit dem schwarzen, von grauen Stellen durchzogenen Bart sah Moses aus, wie Hardy sich Gott in

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