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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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geliehene Summe endlich zurückzahlen kann, daß er ein gemachter Mann ist. Nach allem, was wir von ihm gehört haben, hätte das zu ihm gepaßt, oder?«
    »Ja. Er hat seine Erfolge immer an die große Glocke gehängt.«
    »Und Erfolg hatte er. Also prahlte er ein bißchen vor Johnny, bezahlt, natürlich in bar, und Johnny sieht den Packen Geld oder vermutet, daß noch mehr an Bord ist. Er geht nach draußen, wartet, will zurückkommen, wenn Rusty fort ist. Aber statt dessen taucht Maxine auf. Johnny gibt ihnen eine halbe Stunde, sieht das Licht im Schlafzimmer an- und aus- und wieder angehen, schaut vielleicht durchs Fenster, als sie gerade dabei sind, das Geld zu zählen … Er tritt die Tür ein, peng, peng, schnappt sich den Zaster, weg ist er.«
    »Und die Halsstütze?« fragte Hardy.
    »Vielleicht haben sie gefeiert. Vielleicht hat sie sie ein letztes Mal angelegt, einfach so, während sie das Geld zählte, das ihnen die Stütze eingebracht hat.« Er sah Hardy an. »Ich habe gesagt: Vielleicht.«
    »Mehrmals.«
    »Richtig.«
    »Und Hector?«
    Glitsky schüttelte den Kopf. »Das war nur ein Versuch. Hector hat recht – Johnny kommt herum, jeder kennt ihn.«
    »Und Louis?«
    Sie fuhren auf den Parkplatz des County General Hospitals. »Louis weiß vermutlich nicht, was er weiß. Auch Louis bekommt ein ›vielleicht‹, allerdings ein großes: Vielleicht hat er es doch getan.« Abe zog die Handbremse und wandte sich Hardy zu. »Er war dort, er hatte ein Motiv, die Waffe war schon da. Der ausgebildete Polizeibeamte versucht, diese Dinge im Gedächtnis zu behalten. Motiv, Mittel und Gelegenheit: das Einmaleins des Recherchierens.«
    Über dem Parkplatz hing ein starker Geruch von heißem Teer.
    »Wofür war denn der andere Mist gut, den wir den ganzen Tag über gemacht haben?«
    Abe hielt inne. »Das war kein Mist. Wir legen das Fundament. Wir nageln es fest. Wir finden heraus, wo die in den Fall involvierten Personen gewesen sind, was sie gemacht haben, eliminieren unsere Zweifel …«
    »Dann glaubst du immer noch, daß Baker es getan hat?«
    »Ich denke, er ist in der Tat verdächtig. Würdest du ihn laufenlassen?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    »Aber nur, weil er hinter mir her war. Das bedeutet nicht, daß er Rusty getötet hat.«
    »Weißt du was?«
    »Was?«
    »Rein technisch betrachtet, ist die Frage, ob Rusty tot ist, noch immer offen.«
     
    Eine Minute lang fragte sich Louis Baker, ob er tot sei. Wenn ja, war er mit Sicherheit in der Hölle.
    Aus halb geöffneten Augen sah er den Mann aus der Siedlung und Hardy mit verschränkten Armen am Ende des Bettes stehen. Sie musterten ihn. Ein dumpfes Husten grollte in ihm und schien seine Lungen sprengen, den Lungenflügel, in dem das Loch von der Kugel war, noch weiter zerreißen zu wollen. Seine Kehle brannte, und die leichte Bewegung durch das Husten ließ ihn die Hautabschürfungen am Hals spüren. Er versuchte, die Hand zu heben, und merkte, daß er an beiden Seiten des Bettes festgebunden war.
    Der Mann sagte: »Louis, hören Sie mich?«
    Er versuchte, die Augen weiter zu öffnen. Sie waren verklebt. Es würde ihn zuviel Anstrengung kosten, sie zu öffnen. Er ließ sie zu.
    »Ich glaube, er ist bewußtlos.«
    »Louis«, wiederholte der Mann. Dieselbe ruhige Stimme. Was konnten sie ihm noch antun, das sie ihm noch nicht angetan hatten? Er machte einen neuen Versuch mit den Augen. Sie waren näher gekommen. Hardy, der weiter hinten stand, vielleicht einen Schritt, während der Mann – eine böse Narbe zog sich von oben nach unten durch böse Lippen – über ihm schwankte wie der Teufel selbst.
    »Möchten Sie etwas Wasser?«
    Der Mann führte ein Glas an seine Lippen und kippte es. »Jetzt langsam.«
    Das Zeug brannte. Alles brannte da drin. Beim zweiten Versuch ging es ein wenig besser. Er behielt das Wasser im Mund, ließ es tropfenweise in seine Kehle rinnen. Beim Schlucken begann der Schmerz.
    »Können Sie sprechen?«
    Er öffnete die Augen und schloß sie wieder. Der Mann wollte immer sprechen, und Louis hatte nichts zu sagen. Wollte nur hier heraus und zurück nach Hause.
    Wieder ein Geräusch. Er hob die Lider. Eine Frau in weißer Kleidung erklärte, er stehe unter Sedativa, sie sollten besser morgen wiederkommen. Vielleicht war sie die ganze Zeit über hier gewesen, auf der anderen Seite des Bettes. Er fühlte etwas Kühles auf der Stirn, es tat ihm gut. Weiße Frau in Weiß. Sie hatte gute Hände, in denen sie etwas wie ein Handtuch hielt.
    Der Mann

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