Die Rache
Dienstplan nachsehen.«
»Nein, danke. Ich bin sicher, daß es drinsteht.«
»Dann lassen Sie mich in Ruhe. Was wollen Sie?«
»Kennen Sie Johnny LaGuardia, Hector?«
»Natürlich. Jeder kennt Johnny. Was hat er mit der Sache zu tun?«
Hardy beugte sich vor. Abe stand abrupt auf, streckte sich und fragte Hector, ob er sich aus der Kanne am Fenster eine Tasse Kaffee nehmen könne. Während er den Kaffee einschenkte, wandte er sich an Hardy. »Wie hört sich das an, Diz? Hector ruft bei Rusty an, um ein Treffen zu vereinbaren, damit er ihm in den Hintern treten kann. Rusty ist in Hochstimmung, weil er gerade einen Haufen Geld von der Versicherung bekommen hat, und das schmiert er Hector genüßlich unter die Nase.«
»Wovon reden Sie bloß? Was für einen Haufen Geld?« Abe fuhr fort: »Also ruft Hector seinen alten Freund Johnny LaGuardia an …«
»Ich habe nicht gesagt, daß er ein Freund ist. Ich habe nur gesagt, ich kenne den Kerl …«
»… und erzählt ihm, daß er einen Batzen Geld machen könne, wenn er zu Rusty gehen und ihn erledigen würde. Wie hört sich das an?«
»Gefällt mir«, sagte Hardy. »Klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich würde darauf wetten.«
Glitsky wandte sich an Medina: »Wie steht’s mit Ihnen, Hector? Kommt es der Wahrheit nahe?«
Medina hatte sich wieder hinter den Schreibtisch gesetzt und die Hände über der Zeitung gefaltet. »Haben Sie einen Haftbefehl?«
Abe sah Hardy an. »Hast du einen Haftbefehl? Ich habe keinen.«
»Ich sage Ihnen was«, erklärte Medina. »Kommen Sie wieder, wenn Sie einen Haftbefehl haben. Ich werde Ihnen den Dienstplan zeigen, der beweist, daß ich die ganze Nacht hier gearbeitet habe. Und Johnny LaGuardia habe ich seit sechs Monaten weder gesehen noch gesprochen.« Er nickte ihnen zu. »Gehen Sie, und suchen Sie sich einen anderen Trottel. Es war nett, mit Ihnen zu sprechen.«
»Ich glaube nicht, daß er die Wahrheit gesagt hat«, sagte Hardy.
»Wann?«
»Als er sagte, es sei nett gewesen, mit uns zu sprechen.«
Glitsky knallte die Autotür zu und steckte den Schlüssel ins Zündschloß. »Manche Leute haben einfach keinen Humor …«
»Und wohin jetzt?«
Die Straße war vom Feierabendverkehr verstopft. Sie kurbelten die Fenster herunter, warteten, bis die Ampel an der Ecke umspringen und eine Lücke entstehen würde.
»Kennst du Johnny LaGuardia?« fragte Abe.
»Nein.«
»Er arbeitet für Angelo Tortoni …«
»Ich kenne auch Angelo nicht.«
Abe fuhr mit quietschenden Reifen aus der Parklücke. »LaGuardia könnte unser Mann sein, selbst wenn er unter normalen Umständen nie jemanden mit einer .22er erschießen würde. Vielleicht war Rays Waffe dort, und da dachte er sich, er könne jemanden wie mich auf die falsche Fährte locken.«
»Jemanden wie dich?«
»Du weißt schon, einen ausgebildeten Polizeibeamten mit jahrelanger Erfahrung.«
»Ah, so jemanden.«
Abe fuhr weiter.
»Also, wohin fahren wir? Hat LaGuardia ein Büro?«
»Nein. Tortoni hat eines, aber der ist wahrscheinlich schon nach Hause gegangen. Ich werde ihn morgen besuchen. Jetzt zu ihm nach Hause zu fahren hat keinen Sinn. Jedenfalls nicht ohne einen Haftbefehl.«
»Jeder will einen Haftbefehl.«
»Wir leben in einer kleinlichen Welt.«
Sie überquerten die Market in Richtung Süden. Hardy nahm einen schwachen Duft von chinesischem Essen wahr und sah zu ein paar Rappern hinüber, die die Passanten provozierten. Die Sonne stand niedrig und warf lange Schatten, aber es war noch warm.
»Hast du’s mitbekommen?« fragte Abe. »Wir sind wieder bei dieser Leihgebühr.«
Hardy blinzelte in die Sonne, wandte sich dann zu Glitsky. »Scheint so. Meinst du, Rusty ist diesbezüglich unter Druck geraten?«
Ein Nicken. »Ich habe mir folgendes überlegt: Nimm an, Rusty konnte die Gebühr eine Zeitlang nicht bezahlten, und Johnny LaGuardia hat ihn vielleicht ein paar Wochen gedeckt, ihm aus der eigenen Tasche ausgeholfen, weil er wußte, daß Rusty diese große Versicherungssumme erwartete. Vielleicht wollte er sich einen eigenen Klientenstamm aufbauen. Aber als Johnny dann kommt, läuft alles schief – Maxine spielt nicht mit, Rusty hat das Geld schon auf der Rennbahn verspielt, was auch immer.«
»Oder«, erwiderte Hardy, »Johnny hat das Geld gesehen und sich einen Weg überlegt, um alles zu bekommen.«
Die Narbe über Abes Mund straffte sich. »Das ist noch besser. Johnny kommt, um die übliche Gebühr zu kassieren, und Rusty prahlt damit, daß er die
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