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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Autos noch nicht vermerkt. Vielleicht sollte er das morgen noch einmal überprüfen.
    Wieder setzte Moses sich zu ihm. Hardy blickte auf. »Ich habe eine Idee«, sagte er.
    »Dann prüf sie sorgfältig. Das hier ist kein guter Ort für Ideen.«
    Hardy hob sein Glas, bewegte es in der Hand. »Rusty hatte eine immense Leihgebühr zu bezahlen.«
    Moses nickte.
    »Er kommt durch die Versicherung zu einem Haufen Geld. Jetzt erfährt er, daß Louis Baker bald aus dem Gefängnis entlassen wird, und erinnert sich an die Drohung von damals. Vielleicht fängt er an herumzuspinnen, überlegt, daß es eigentlich gar nicht so schlecht wäre, wenn Louis ihn töten würde – es würde ihn von der Gebühr befreien …«
    »Also arrangiert er seinen Tod mit Absicht? Das ist nicht dein Ernst.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Er arrangiert seinen vermeintlichen Tod. Die ganze Sache ist ein Trick. Er will als tot gelten, um die Kredithaie loszuwerden.«
    »Warum zieht er nicht einfach um? Macht sich aus dem Staub?«
    »Weil du diesen Geldtypen nicht entkommen kannst. Sie finden dich, egal, wo du bist, das ist für die eine Sache der Ehre. Aber wenn du tot bist …«
    »Wenn du tot bist, suchen sie dich nicht …«
    »Richtig. Bringst du mir einen Kaffee? Und nimm das Glas hier mit.«
    Hardy sah zu, wie Moses, während er an der Theke vorüberging, ein paar Drinks ausschenkte und dann den Kaffee herrichtete. Er nahm seine Dartpfeile aus der Tasche, öffnete auf der Theke die Ledertasche und fuhr mit den Fingern zärtlich über das abgeschabte Samtfutter.
    Der großartige Kaffee gehörte zu den Dingen, die das Shamrock unsterblich gemacht hatten. Zu neunzig Prozent wurde er in einem Getränk serviert, das allgemein ›Irish Coffee‹ genannt wurde und das Hardy zum Erbrechen fand. Drei herrliche Getränke zusammengepanscht zu einem üblen Gesöff … Aber wenn man einfach nur eine Tasse Kaffee wollte, war das starke Zeug aus dem Shamrock unschlagbar.
    »Ich weiß nicht, Diz … Es gibt noch zu viele Lücken. Warum, zum Beispiel, ist er zu dir gekommen?«
    »Weil ich seine Verbindung zu Baker bin. Wenn ich nicht in die Sache verwickelt bin, wer kommt dann auf Baker?«
    »Waren nicht Bakers Fingerabdrücke in Rustys Wohnung? Reicht das nicht?«
    »Nein, ein ehemaliger Staatsanwalt ist bedeutend besser. Ich war der Hinweis auf Bakers Motiv. Baker war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, und ich würde, weil ich mich ja selbst bedroht fühlen müßte, Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Baker wieder hinter Gitter zu bringen, was ich auch getan habe, oder?«
    »Er war hinter dir her.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er nicht hinter mir her war. Mose … Damit sich Rusty die Leihgebühr vom Hals schaffen konnte, mußte er offiziell für tot erklärt werden, nur als vermißt zu gelten, reichte nicht. Ohne Bakers Drohung wäre er jetzt vermißt, aber so … Und ich diene ihm als ›Beweis‹, bin der beste Zeuge für seine angebliche ›Ermordung‹, denn ich verbreite überall die These von der Rache Bakers.«
    »Sein Blut war auf dem Bett, Diz … Und warum hat er eine Waffe gekauft, wenn er sie nie benutzen wollte?«
    Hardy beugte sich über die Bar. »Rusty war der große amerikanische Staatsanwalt, der nie einen Fall verloren hat. Du kannst darauf wetten, daß er ein verdammt gründlicher Bursche ist und an alles denkt, damit sein Betrug funktioniert. Du weißt, was ein Genie ausmacht, Moses: die Liebe zum Detail.«
    Moses wandte sich ab, um einen Gast zu bedienen.
    Hardy spielte mit den Pfeilen, nippte am Kaffee und versuchte, sich Rusty Ingraham auf dem Grund des Meeres vorzustellen. Es gelang ihm nicht.
    Nicht mehr.

22
     
    Vorsichtig entfernte Lace das Brett aus der Holzterrasse des Hauses, in dem Samson sich meistens aufhielt. Es war noch vor Sonnenaufgang, aber er hatte sowieso nicht schlafen können. Und er brauchte die Dunkelheit.
    Jumpup war, nachdem sich die Dinge so zugespitzt hatten, zu seinem Cousin nach Hunter’s Point gezogen, aber Lace war hier geblieben und würde nicht weggehen. Hier war seine Heimat, und er hatte inzwischen verstanden, daß es seiner Heimat nicht mehr gutging, weil dieser Mann dabei war, sie zu zerstören.
    Er unterdrückte seine Furcht vor Ratten – oder was sonst dort unten leben mochte –, steckte die Hand tief in das dunkle Loch unter der Treppe und suchte zitternd den Boden ab. Hoffentlich hörte ihn niemand von denen im Haus.
    Nichts.
    Er setzte sich, schlang die Arme um die Beine,

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