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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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schaudern. Er hatte drei Black and Tans von hinten angefangen, weil er nicht daran gedacht hatte, daß Guinnes auf Bass Ale paßt, aber nicht Bass Ale auf Guinness.
    Es war kurz nach Mitternacht. Er hatte die Bar früh geschlossen, weil es keinen Sinn gehabt hatte, diese Scharade länger als nötig aufzuführen. Die Kundschaft würde es überleben. Schließlich war das hier das Little Shamrock, eröffnet im Jahre 1893. Es würde nicht zugrunde gehen, nur weil es einmal ein wenig früher geschlossen worden war. Moses mochte knurren, aber Hardy würde das später erklären.
    Er hatte begriffen, daß er sich nicht konzentrieren konnte, wenn er damit rechnete, daß jeden Augenblick jemand hereinkommen könnte, um ihn zu erschießen, während er gerade ins oberste Fach griff oder mit dem Lappen die Theke abwischte oder eine Bestellung entgegennahm.
    Nach dem Gespräch mit Tony Feeney war es ihm wenigstens gelungen, seine Waffe zurückzubekommen, die jetzt, während er das Geld zum sechstenmal zählte, hinten in seinem Gürtel steckte. Es war sinnlos. Er kam auf fünfhundertsiebenundneunzig Dollar, aber die Kasse zeigte sechshundertdreizehn Dollar an. Es wollte einfach nicht aufgehen.
    Er ging zu seinem Trinkgeldbecher und glich die Differenz aus. Dann nahm er sich ein letztes Guinness mit hinüber zu den Dartbrettern und überlegte, was er jetzt tun sollte.
    Er hatte mit Glitsky gesprochen und erfahren, daß der noch nicht mit Louis Baker geredet hatte und der Ex-Sträfling noch immer frei herumlief.
    Glitsky hatte angefangen, irgend etwas über andere Verdächtige zu erzählen, aber Hardy hatte an der Bar jede Menge zu tun und keine Zeit gehabt für den Routinemist der Polizei. Verdammt seien Glitskys Verdächtige. Louis Baker hatte Hardys Leben bedroht und war frei wie ein Vogel. Vielen Dank für deine Hilfe, Abe.
    Hardy würde auf keinen Fall nach Hause gehen, das war sicher. Rusty Ingraham war nach Hause gegangen.
    Er bewahrte die Dartausrüstung in einer ziemlich abgewetzten Lederhülle auf, die er immer bei sich trug, meistens in der Innentasche der Jacke, die er gerade anhatte, welche auch immer das war. Jetzt holte er sie heraus und begann, die hellblauen Plastikfedern in die zwanzig Gramm schweren Darts aus Wolframstahl zu stecken.
    Drei Tiffany-Lampen brannten noch, eine über der Theke, zwei im Dartsbereich. Hardy hatte sie so niedrig wie möglich eingestellt. Er sah auf die Uhr auf dem Kaminsims gegenüber der Theke, die seit dem großen Erdbeben im Jahre 1906 nicht mehr tickte und nicht so aussah, als wollte sie jetzt damit anfangen. Er stand auf, um sich auf eine Runde Dart vorzubereiten, ging aber noch mal zurück und überprüfte zum drittenmal, ob die Vordertür geschlossen war.
    Weil er schon dabei war, die Runde zu machen, ging er zu den Toiletten, deren Hinterfenster verriegelt waren. Man konnte nie wissen. Alles schien in Ordnung zu sein.
    Er trat vor die Dartlinie, warf seinen ersten Pfeil und traf nicht einmal das Brett. Hardy starrte den Pfeil an, der in der Wand neben dem Brett steckte, als wäre er eine Vision. Es war unmöglich, das Brett zu verfehlen. Das war wie Schnee im Juli. Nicht einmal beim Aufwärmen traf man neben das Brett.
    Nun gut, wenigstens war niemand hier, der es hätte sehen können. Er ging und holte den Pfeil, dann nahm er die .38er aus seinem Gürtel und legte sie neben das Guinness auf den Tisch.
    Ihm wurde bewußt, daß er nicht nur zu Hause gefährdet war. Auch hier, an seinem Arbeitsplatz, sollte er sich nicht aufhalten. Baker konnte irgendwen fragen und in Erfahrung bringen, wo er seine Tage verbrachte, und er hatte keine Lust, die Bar mit einer geladenen Special an der Hüfte zu führen. Nicht mal mit der Waffe in einem Geheimfach unter der Theke.
    Wieder versuchte er einen Wurf, diesmal weniger verkrampft, ohne richtig zu zielen. Die ganze Runde landete innerhalb der Zwanzig.
    Sein erster Gedanke war, in Janes Wohnung zu gehen, aber abgesehen davon, daß er keinen Schlüssel hatte, hatte er dort in seiner Zeit als Bezirksstaatsanwalt gewohnt.
    Moses? Jeder hier wußte, daß Moses sein Kumpel war, wußte, wo Moses wohnte.
    Abe? Den konnte man vergessen.
    Pico und Angela Morales? Sie hatten Kinder und alles andere als genug Platz.
    Er dachte an ein Hotel, doch seit San Francisco zu einem großen Teil vom Tourismus lebte, war ein Zimmer unter einhundertfünfzig Dollar pro Nacht nicht mehr zu bekommen. Er lebte nicht schlecht, aber so viel Geld besaß er nicht. Und wer

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