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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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drückte seine Zigarette aus. »Plötzlich hatten wir nicht mehr denselben Traum. Ingraham konnte sie besser überzeugen als ich.« Er starrte auf den Boden.
    Ein hübsches, solides Motiv, dachte Abe. »Was tun Sie den Tag über, Ray?«
    Ray sah auf, die Frage traf ihn unvorbereitet. »Ich fahre als Stadtkurier. Ein Dämon auf dem Fahrrad.«
    »Haben Sie was dagegen, mir zu erzählen, wo sie gestern nacht waren?«
    Die Augen wanderten hinauf und hinunter. »Ich war die ganze Nacht hier.«
    »Allein?«
    Wieder eine Pause. »Ich fürchte, ja. Macht mich das verdächtig?«
    Glitsky musterte ihn so ernst wie möglich. »Sie galten als Verdächtiger, bevor ich hierherkam. Ich versuche, Sie zu entlasten, weil ich nicht das Gefühl habe, daß sie jemanden getötet haben, den Sie so sehr liebten, aber … Haben Sie eine Waffe, Ray?«
    »Nein. Das heißt, ja. Ich hatte eine.«
    Glitsky wartete.
    »Nach dem Unfall wurde Maxine …« Weir hielt inne. »Nachdem sie ausgezogen war, genauer gesagt … Sie wolle Schutz, sagte sie, weil sie doch alleine lebe. Sie wurde richtig paranoid und fragte mich schließlich, ob sie die Waffe nehmen könne. Ich habe ja gesagt.«
    »Also hatte sie die Waffe?«
    Er nickte.
    »Und was für eine Waffe war es? Vielleicht finden wir sie in ihrer Wohnung.«
    »Kaum mehr als ein Spielzeug. Eine .22er.«
    Glitsky kannte die Art von Wunden, die eine solche Waffe verursachte. Er hatte an diesem Morgen einige solcher Wunden gesehen. »Wissen Sie, Ray«, begann er, aber dann gebot er sich Einhalt. Er war drauf und dran gewesen, Ray zu erzählen, daß er allmählich zu einem erstklassigen Verdächtigen wurde. Wenn es nur den geringsten Beweis dafür geben würde, daß er gestern nacht auf Ingrahams Barke gewesen sein könnte, hätte Glitsky ihn sofort verhaftet.
    Ray schwieg.
    »Wann haben Sie Maxine zum letztenmal gesehen?« fragte Glitsky.
    Ray dachte nach. »Vor drei Wochen vielleicht. Sie brauchte Geld für die Miete und kam hierher. Sie hat gesagt, wenn die Versicherungssumme käme, hätten wir so oder so beide einen Batzen.«
    »Sie hatten vor, das Geld zu teilen?«
    Ray steckte sich eine neue Zigarette an. »Nun ja, es stand uns beiden zu, auch wenn wir geschieden worden wären. Eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen die kalifornischen Gesetze den Ehemann unterstützen.«
    »Und Sie haben ihr ausgeholfen?«
    Wieder sah Ray hinunter auf den Boden. »Sie hat mich ein bißchen weichgemacht.«
    »Wie das?«
    Ray Weir zuckte die Schultern wie ein verlegener Schuljunge.
    »Sie haben miteinander geschlafen? Vor drei Wochen?«
    Jetzt wurde Ray nervös. »Ich weiß, das macht keinen besonders guten Eindruck, aber wir sind, wir waren noch immer verheiratet. Und sie kam her und sah so schön aus. Wirklich strahlend.«
    Glitsky mußte die Frage stellen. »Mit einer Halsstütze sah sie strahlend aus?«
    Ray schüttelte den Kopf. »Sie trug die Stütze nicht. Seit ein paar Monaten brauchte sie sie nicht mehr.«
    »Aber …« sagte Glitsky. Er dachte daran, daß Maxine die Stütze getragen hatte, als man ihre Leiche gefunden hatte. »Vergessen Sie’s. Erzählen Sie weiter.«
    »Nun, mehr ist da nicht zu erzählen. Wir haben miteinander geschlafen. Dann gab ich ihr das Geld, und sie ging.« Er drückte die eben erst angezündete Zigarette aus. »Ich dachte … Das war jedenfalls das letzte Mal, daß ich sie gesehen habe.«
    Glitsky ließ das Schweigen eine Zeitlang wirken, ehe er sich erhob. »Ray«, sagte er, »ich an Ihrer Stelle würde mich um einen guten Anwalt bemühen.«
    »Aber ich war gestern die ganze Nacht hier. Ich habe die Wohnung nicht verlassen.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Ich könnte Ihnen eher glauben, wenn Sie irgend jemanden angerufen oder sich eine Pizza nach Hause bestellt hätten.«
    Ray wollte sich dazu äußern, unterließ es dann aber. »Gut, ich vermute, das ist also die Lage.«
    Glitsky blieb einen Moment lang in der Tür stehen, die Weir für ihn aufhielt. »Das ist die Lage«, sagte er.
     
    Gewöhnlich arbeitete Hardy von halb eins bis halb acht Uhr abends, Moses McGuire von sechs bis zwei in der Nacht. Sie teilten sich also jeden Tag für anderthalb Stunden die Arbeit hinter dem Tresen.
    »Wer hat das bestellt?« Moses war ein Purist, und Hardy drückte eine Zitronenscheibe über einem Manhattan aus. »Wer immer das bestellt hat, schneid ihm die Gurgel durch.«
    Hardy sah zum erstenmal hinunter auf den Drink. Er fluchte und schüttete ihn ins

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