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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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genauso
professionell arbeiteten. Aber als sie dann weg waren, stellten sie fest, dass
es keine anderen gab.
    Bei aller Besorgnis, in den sich entwickelnden Skandal
hineingezogen zu werden, musste ich angesichts dieser taktischen Brillanz
zugleich den Hut ziehen. Ufe, du gerissener Bastard! Du hast das hingekriegt,
du hast die Schattenseiten unserer Welt genutzt, um meisterlich mit allen nur
erdenklichen Tricks zu arbeiten. Selbst nach vorsichtigen Schätzungen verdiente
Ufe Millionen . Du warst nicht nur ein begabter Arzt,
du warst auch ein talentierter Betrüger. Außerdem wusstest du die ganze Zeit
über, dass dir nichts passieren kann, weil es in Spanien keine Gesetze gegen
Doping im Sport gab. [5]
    Die Operación Puerto schlug im Radsport – ähnlich wie der
Festina-Skandal acht Jahre zuvor – unmittelbar vor Beginn der Tour de France 2006
wie eine Bombe ein. Einige betroffene Fahrer wie Ivan Basso und Frank Schleck
(der zugab, Fuentes 7000   Euro gezahlt zu haben) gaben halbherzige Erklärungen
ab, sie hätten nicht gedopt. Andere, wie Ullrich, waren so einsichtig, ihren
Rücktritt vom Wettkampfsport zu erklären (das war eine gute Idee, denn DNA -Tests zeigten, dass zu Ufes Lagerbeständen neun BBS von Ullrich gehörten).
Die Tour ging weiter, aber nichts wurde besser: Der spätere Sieger Floyd
Landis, an dessen Wechsel zu Phonak ich noch mitgewirkt hatte, wurde wenige
Tage nach dem Finale der Tour mit Testosteron erwischt.
    Ich hatte Mitgefühl mit all den Jungs, die in jenem Jahr aufflogen,
aber am stärksten war dieses Gefühl bei Floyd – wegen der Art, in der es
geschah. Er hatte die Tour mit einer dramatischen Aufholjagd gewonnen, und
dabei war ihm etwas gelungen, was altgediente Beobachter als die größte
Alleinfahrt der Tourgeschichte bezeichneten, eine Solo-Flucht auf der 17. Etappe, bei der er das Verfolgerfeld mit einem Husarenritt über einige der
steilsten Tourberge auf Distanz hielt. Es war die wagemutigste Fahrt, die ich
je sah, vor allem, wenn man bedenkt, dass Testosteron nur recht geringe
Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hat. [6]
    Ich schaute mir Floyds Pressekonferenz an, nachdem er erwischt
worden war, sah sein halbherziges Dementi (bei der Frage, ob er gedopt habe,
zögerte er kurz und sagte dann: »Ich sage mal Nein«). Ich spürte, wie sehr er
in der Falle saß, und erkannte, dass er denselben Weg nehmen würde, den ich
gegangen war. Er würde das Testergebnis anfechten und dabei aller
Wahrscheinlichkeit nach verlieren. Als ich das Geschehen auf meinem Laptop
mitverfolgte, hätte ich am liebsten durch den Bildschirm gegriffen und ihn
umarmt. Ich fragte mich, wie Floyd – der unabhängige, furchtlose Floyd – diese
Sache wohl verkraften würde. [7]
    Allerdings konnte ich mich nicht zu lange mit Floyd aufhalten, denn
die Folgen der Puerto-Ermittlungen bescherten mir meine eigenen Probleme. Es
dauerte nicht lange, bis einige Kalender und Materialien aus Ufes Beständen im
Internet auftauchten. Das meiste davon war verschlüsselt, aber ein im Klartext
gehaltenes Schriftstück war eine von Hand geschriebene Rechnung, die Ufe an
Haven gefaxt hatte. Aus diesem Papier ging hervor, dass wir ihm bereits 31   200
Euro gezahlt hatten und noch 11   840   Euro schuldeten, auch von »Sibirien« war die
Rede. Jedermann konnte den Dopingkalender für 2003 nachlesen, den Ufe für mich
ausgearbeitet hatte, die Datumsangaben, die zu meinem Rennplan passten, und
seine dazugekritzelten Notizen zu den Spritzen und Transfusionen, die er
empfohlen hatte. Ich bestritt, der Fahrer 4142 gewesen zu sein, und beteuerte
meine Unschuld, aber jeder denkende Mensch konnte diese Verbindung herstellen.
    Manche Leute fragten sich später, warum nur mein Rennkalender
veröffentlicht worden war und keine vergleichbaren Materialien, die sich auf
jüngere, noch aktive Stars wie Alberto Contador bezogen, den man hinter dem
Kunden mit der Codebezeichnung A. C. vermutete. Ich weiß darauf nur eine
einzige, naheliegende Antwort: Diese Sportart weiß ihre Aktivposten zu
schützen. Auf die Gefahr eines neuen, verheerenden Skandals reagierte sie mit
der bewährten Strategie: Opfere ein paar Sündenböcke, schütze den Rest und mach
einfach weiter.
    Durch die Verstrickung in die Puerto-Ermittlungen war ich mit
amtlicher Bestätigung toxisch geworden: Kein großes Team reagierte mehr auf
meine Anrufe, und ich fand mich genau dort wieder, wo ich 1994 angefangen
hatte: Ich war ein Außenseiter, der eine Mannschaft

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