Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)
Johan
Bruyneel, Dr. Luis del Moral und Dr. Ferrari. In einem Interview mit dem Wall Street Journal erklärte del Moral, er habe nie
verbotene Mittel eingesetzt oder bei Sportlern illegale Methoden angewendet. In
einer Erklärung auf seiner Website schrieb Bruyneel: »Ich war nie an irgendwelchen
Dopingaktivitäten beteiligt, und ich bin in allen Anklagepunkten unschuldig.«
Ferrari erklärte in einer E -Mail: »Mein Leben lang
war ich NIEMALS im Besitz von EPO oder Testosteron. Ich habe NIEMALS einem Sportler EPO oder Testosteron verabreicht.« Dr. Pedro Celaya und
Pepe Martí, Dr. del Morals Assistent, die ebenfalls von der USADA angeklagt wurden, gaben keine öffentlichen
Erklärungen ab. Alle fünf reagierten nicht auf Bitten um Interviews für dieses
Buch. Bjarne Riis, der von 2002 bis 2003 Hamiltons Teamdirektor bei CSC war, gab folgendes Statement ab: »Ich bin wirklich
traurig über diese Vorwürfe, die gegen mich vorgebracht werden. Aber da dies
nicht das erste Mal ist, dass jemand versucht, mich in Misskredit zu bringen,
und es wahrscheinlich leider auch nicht das letzte Mal sein wird, werde ich
darauf verzichten, mich zu diesen Vorwürfen zu äußern. Ich persönlich bin der
Ansicht, dass ich meinen Platz in der Welt des Radsports verdient habe und dass
ich meinen Beitrag dazu geleistet habe, die Anti-Doping-Arbeit im Radsport zu
verbessern. Ich habe mein eigenes Bekenntnis zum Doping abgelegt, ich habe bei
der Erstellung des biologischen Passes eine entscheidende Rolle gespielt, und
ich leite ein Team mit einer klaren Anti-Doping-Politik.«
»Lance war immer anders als wir anderen«, erklärte Hamilton. »Wir
alle wollten gewinnen. Aber Lance musste gewinnen. Er
musste sich jedes Mal hundertprozentig sicher sein, dass er gewinnen würde, und
deshalb hat er meiner Meinung nach Dinge getan, die über das Ziel hinausschossen.
Mir ist klar, dass er für eine Menge Leute viel Gutes getan hat, aber es ist
trotzdem nicht richtig. Sollte er für das, was er getan hat, angeklagt und ins
Gefängnis gesteckt werden? Ich finde nicht. Aber sollten ihm sieben Siege
nacheinander bei der Tour zuerkannt werden? Ganz sicher nicht. Ich glaube, die
Leute haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Sie sollen wissen, wie alles
wirklich war, und anschließend können sie sich ihre eigene Meinung bilden.« [1]
1
IM SPIEL
Ich kann gut mit Schmerzen umgehen.
Ich weiß, das klingt seltsam, aber es stimmt. In allen anderen
Lebensbereichen bin ich eher Durchschnitt. Ich bin keine Intelligenzbestie. Ich
habe keine übermenschlichen Reflexe. Ich bin 1,72 Meter groß und wiege mit
nassen Haaren gerade einmal 59 Kilo. Würde man mir auf der Straße
begegnen, würde ich in keiner Weise auffallen. Aber in Situationen, in denen
man körperlich und geistig bis aufs Äußerste gefordert wird, zeigt sich meine
besondere Gabe. Ich halte durch, ganz gleich, was passiert. Je schwieriger die
Situation, desto besser. Das hat nichts mit Masochismus zu tun, denn ich habe
eine bestimmte Methode. Das Geheimnis ist: Man darf den Schmerz nicht
verdrängen, man muss ihn annehmen.
Ich glaube, diese Einstellung habe ich zum Teil meiner Familie zu
verdanken. Die Hamiltons sind und waren immer schon zäh. Meine Vorfahren,
rebellische Schotten, stammen aus einem kriegerischen Clan; meine Großväter
waren abenteuerlustige Kerle: Skifahrer und Naturburschen. Großvater Carl war
einer der Ersten, die den Mount Washington auf Skiern hinabfuhren; Großvater
Arthur heuerte auf einem Frachter nach Südamerika an. Meine Eltern lernten sich
bei einer Skitour an Tuckerman’s Ravine kennen, der steilsten, gefährlichsten
Abfahrt im Nordosten – vermutlich war das ihre Version eines beschaulichen,
romantischen Dates. Mein Dad hatte einen Laden für Bürobedarf in der Nähe von
Marblehead, einer Küstenstadt mit zwanzigtausend Einwohnern nördlich von
Boston. Er erlebte Höhen und Tiefen mit seinem Geschäft. Wie sagte Großvater
Arthur immer so schön? Heute essen wir Steak und morgen Hamburger. Aber mein
Vater fand immer einen Weg. Als ich klein war, erklärte er mir gern, dass es
bei einem Kampf nicht auf die Größe des Hundes ankomme, sondern auf dessen
Kampfeslust. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber ich habe immer ganz fest
daran geglaubt und tue es heute noch.
Wir wohnten in einem alten gelben Haus im Kolonialstil in der High
Street Nr. 37, in einem mittelständisch geprägten Stadtteil. Ich war das
jüngste von drei Kindern, nach meinem
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