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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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fahre, aber das hatte
ihn nicht davon abgehalten. Ich glaube, wenn man bereit ist, solche Risiken
einzugehen, kann einem nichts mehr Angst machen.
    Floyd war ganz offensichtlich einer der kommenden Stars im Radsport.
Ich glaube, Lance erkannte sich selbst ein wenig in ihm wieder – die
Furchtlosigkeit, die Zähigkeit, das Aufbegehren gegen jede Konvention –,
jedenfalls begannen Lance und Floyd viel zusammen zu trainieren. In gewisser
Weise war Floyd mein Nachfolger. Ich hatte sie gemeinsam trainieren sehen und
gehört, dass sie auch zusammen ins Trainingslager fuhren. Floyd war allerdings
kein Jasager wie ich einst. Er ließ sich nichts gefallen und gab Widerworte.
    So wies er zum Beispiel offen auf etwas hin, was auch mir lange
gegen den Strich gegangen war: Lance bekam ausgezeichnete Fahrräder für sein
Training, während der Rest des Teams mit gebrauchten auskommen musste.
Eigentlich unglaublich, aber jedes Jahr kassierte der Chefmechaniker des Teams,
Julien DeVriese aus Belgien, die Rennräder des Teams ein und rückte sie nur zur
Tour und den großen Rennen heraus; nach der Saison nahm er sie dann wieder mit – und sie verschwanden ganz einfach. Wir bekamen nicht einmal neue Helme,
obwohl wir wussten, dass Giro sie uns dutzendweise schickte. Wir vermuteten,
dass jemand die Ausrüstung unter der Hand verkaufte, was im Radsport nicht
ungewöhnlich ist. Es war auf jeden Fall sehr ärgerlich. Lance bekam unbegrenzt
das beste Equipment, das für Geld zu haben war, während wir mit schrottreifen
Rädern und verbeulten Helmen trainierten. Ich erzählte Floyd, wie Dylan Casey,
einer meiner Teamkameraden bei Postal, sein Rad schließlich mit dem Auto
überfahren hatte, um das Team zu zwingen, ihm ein neues zu geben. Floyd liebte
diese Geschichte; er hätte genauso gehandelt.
    Floyd und ich trafen uns manchmal. Wir hockten zusammen oder
unternahmen eine gemeinsame Trainingsfahrt. Floyd lästerte gern über
Neuigkeiten im Postal-Team. Über Doping sprachen wir nie, stattdessen darüber,
wie Lance nach Teneriffa oder in die Schweiz jettete, oder wie sehr Lance sich
ärgerte, wenn Floyd wissen wollte, wie viele Cappuccinos er hintereinander
trinken konnte (14, wie sich herausstellte), oder wie das gesamte Team mit dem
sogenannten Champion’s Club zusammen trainieren musste, einer Gruppe, die Thom
Weisel aus seinen Millionärsfreunden rekrutierte und die jedes Jahr zum
Postal-Team ins Trainingslager kam. Wir nannten es die Rich-Man
Rides . Diese Art Firmen-Werbeshow ging sehr gegen Floyds mennonitisch
geprägte Geisteshaltung. Einerseits hielt er es dem Team gegenüber für unfair,
dass es ohne Bezahlung Lance’ Beziehungen zur Geschäftswelt verbessern helfen
sollte, und andererseits fand er es einfach lächerlich, mit einem Haufen aufgeblasener
amateurhafter Millionäre herumzuradeln. »Wäre ich Basketball-fan, würde ich
auch gern den Lakers beim Training zuschauen«, erklärte er, »aber ich würde
nicht einmal auf die Idee kommen, mitzumachen!«
    Ich mochte Floyd. Er brachte mich immer zum Lachen. Und es gefiel
mir, wie mein neues Leben sich ohne Postal entwickelte. Ich war kein Rädchen im
System Lance Armstrong mehr, sondern bestimmte jetzt selbst über mich. Auf eine
merkwürdige Weise brachte mich das Lance allerdings sogar näher; ich konnte mich
jetzt besser in ihn hineinversetzen. Vorher war er der General und ich ein
Fußsoldat gewesen. Jetzt waren wir praktisch gleichberechtigt und mussten beide
Pläne machen, ein Team motivieren, mit Sponsoren und Co-Sponsoren verhandeln.
Ich konnte jetzt nachfühlen, was für eine Freude und zugleich welche Belastung
es sein kann, der Hoffnungsträger anderer Menschen zu sein.
    Auch die Ängste spürte ich. Besonders in jenem Sommer, als ich
meinen ersten Zusammenstoß mit den Trollen hatte – den Journalisten, die einen
in den Sumpf der Dopingskandale hinunterziehen. Bis dahin war mein Image immer
das eines sauberen Radprofis gewesen, auf den nie auch nur der Schatten eines
Verdachts gefallen war. Aber dann erzählte Prentice Steffen, der ehemalige
Teamarzt aus den Anfängen des Postal-Teams, einem niederländischen Reporter
seine Geschichte der Tour de Suisse 1996 und behauptete, Marty Jemison und ich
hätten ihn damals nach Dopingmitteln gefragt.
    Der Artikel erschien in einer niederländischen Zeitung und brachte
unsere sorgfältig konstruierte Welt ins Wanken. Durch ein einziges Zitat von
jemandem, den ich seit Jahren nicht gesehen hatte, stand ich auf einmal

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