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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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vergessene Volk für einen Moment ins Stocken geriet; dann stürmten sie durchs Tor. Die Tore waren zehn Schritte breit, sodass die gesamte Truppe hindurchpasste, aber doch eng genug, um ihr Weiterkommen zu behindern.
    Auch hier schien nichts Greifbares im Dunkeln zu lauern, aber eine Meute der Stadtbewohner wartete auf der nächsten Straße, um den Weg Hethors und seiner Gruppe nach links zu blockieren. Arellya wich sofort nach rechts aus. Auch dort warteten Einheimische. Sie wurde nicht langsamer, sondern rief etwas, was Hethor nicht hören konnte. Die jungen Männer senkten ihre Speere und beugten sich vor, um mit schnellen Schritten einen Kreis um Hethor und Arellya zu bilden, in dem sie neben Malgus’ Leiche Schutz finden sollten.
    Die Hexenmeister und Hexen schwiegen noch immer; sie waren so still wie die Steine ihrer Stadt. Ihre Reihen blieben unerschrocken geschlossen, als das vergessene Volk sie nun angriff. Hethor wollte die Augen schließen, um den gespenstisch lautlosen Ansturm zu hören, das Klatschen haariger Füße auf Stein im Gegensatz zum leisen Rascheln der Gewänder, dem Kontrapunkt der versammelten Uhrwerke von tausend Herzen. Der Anblick ließ ihn verzagen. Die Stille versetzte ihn in Angst. Er erwartete das Schreien und Brüllen zu hören, das ein solcher Angriff unweigerlich mit sich brachte.
    Die Männer des vergessenen Volkes prallten in die Reihen der Hexenmeister, und ihre Speere riefen ein blendendes Licht hervor. Die ersten haarigen Männer schrien auf und brachen zusammen. Die Wucht des Angriffs trug sie durch eine Feuerwand, die mehr Blitz als Flamme war. Ihre Gegner wichen zurück.
    Der Gestank brennender Haare und kupferhaltigen Blutes schlug Hethor entgegen, als er über große und kleine Leichen stolperte. Vier oder fünf junge Männer waren durch das Feuer der Hexenmeister getötet worden, doch die anderen schien es nicht zu bekümmern. Es war beinahe so, als hätten sie es nicht bemerkt.
    Hethor rannte weiter, obwohl seine Lunge brannte und seine Beine nur unter Schmerzen das Tempo beibehalten konnten.
    Ein weiteres Tor. Diesmal waren die Schatten noch dunkler. In der Finsternis brannten Augen, groß und gelb. Hier und da funkelten spitze Fangzähne und Kristallmesser, die Hethor und seine Begleiter erwarteten.
    Diesmal waren die Wächter real, zumindest realer als eben. Die erste Reihe schrie panisch auf. Einige warfen ihre Speere weg, um mit ihren Händen ihre Gesichter zu schützen, aber das hinderte ihre Gruppe nicht daran, sich verbissen voranzukämpfen. Ein lüsterner Blick richtete sich auf sie, Krallen schlugen gnadenlos zu, und ein übelriechender Hauch strömte ihnen durch das Tor entgegen. Der widerliche Gestank erinnerte Hethor an das Krokodil und den nächtlichen Wind im salzverkrusteten Dschungel. Es schien ihm, als schlängelte sich ein unvorstellbar starkes Tier mit hundert Köpfen durch die Dunkelheit der Welt.
    Dann waren sie hindurch und auf einer neuen Straße.
    Von hier aus konnte Hethor den Leuchtturm sehen. Er wusste, dass der Hafen in der Nähe sein musste. Die Hexenmeister und Hexen hatten sich hinter ihnen wieder formiert und versperrten den Rückweg, aber der Weg nach vorn war frei. Sie schienen damit zufrieden zu sein, Angst und Dunkelheit ihre Arbeit erledigen zu lassen.
    Arellya rief einen weiteren Befehl, und das vergessene Volk rannte noch schneller. Hethor stolperte, fing sich wieder und setzte zu einem Spurt an. Seine Beine waren doppelt so lang wie die der Angehörigen des vergessenen Volkes, aber diese bewegten sich mit einer Geschicklichkeit und Ausdauer, die Hethor nicht annähernd zu erreichen vermochte. Seine Muskeln brannten.
    Ein letztes Tor lag vor ihnen, eine letzte Wegbiegung, um den Hafen zu erreichen und mit einem Boot oder dem Luftschiff zu fliehen. Auch wenn sie nicht verfolgt würden, wollte Hethor auf keinen Fall nach Sonnenuntergang in der Nähe dieser Stadt sein. Die riesigen, entsetzlichen Dinge, die in den Schatten lebten, würden Gestalt annehmen und durch die Straßen trotten. Jeden, der nicht hierher gehörte, würden sie gnadenlos jagen.
    Für einen Augenblick sah er vor seinem geistigen Auge die Stadt als lebende Kreatur. Die Menschen, die am Tag durch die Straßen gingen, waren die Fieberträume der denkenden Steine. Die nächtlichen Schrecken verkörperten die wahre Seele des Ortes.
    Dann waren sie im Torhaus. Obwohl sie auf dem Weg in die Stadt nichts dergleichen durchquert hatten, war der Durchgang so lang, dass die

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