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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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gewesen war, starrten ihn und das vergessene Volk nun an, als wären sie glühende Kohlen auf einem Wohnzimmerteppich.
    »Der Hafen«, sagte Hethor. »Ich werde hier keine Hilfe finden. Entweder lag der Abt des Jade-Tempels falsch, oder Malgus hat sich geirrt.« Oder er war zum Verräter geworden, und der Name William of Ghent waren die letzten Worte aus dem Mund des Navigators gewesen. »Aber das macht nichts. Es gibt im Süden keine Weisen, die mich beraten könnten.«
    »Dann werden wir zum Hafen gehen«, entgegnete Arellya. »Aber wir müssen uns beeilen.« Sie rief die jungen Männer zusammen. Zwei waren bei ihrem Sturz von Malgus’ Bestrafungssäule schwer verletzt worden, und mehrere andere humpelten und stolperten. »Kiklo und Barshee müssen getragen werden. Ihr anderen haltet die Speere bereit. Wir müssen uns den Weg zum Hafen freikämpfen.«
    Hethor erwachte aus seiner Enttäuschung. »Malgus. Wir müssen Malgus mitnehmen. Ob er nun ein Held oder ein Verräter war, ich werde ihn nicht hier liegenlassen.«
    »Dies ist ein seltsamer, wundersamer Ort«, sagte Arellya, und zum ersten Mal, seit er ihre Sprache verstand, hörte er so etwas wie Dringlichkeit in ihrer Stimme. »Auch im Tod wird er seltsam und wundersam sein. Wir müssen uns beeilen, Bote.«
    »Malgus und ich gehören nicht zum vergessenen Volk«, sagte Hethor und überlegte sich seine nächsten Worte gut, als die jungen Männer sich um ihn und Arellya formierten, sodass das Klappern ihrer Speere zu hören war. »Gott hat uns aufgetragen, uns auf unsere Weise um unsere Seelen zu sorgen. Ich werde Malgus beerdigen und ein Gebet für ihn sprechen.«
    Arellya schaute ihm einen Moment tief in die Augen. Dann zuckte sie mit den Achseln und wies vier Männer an, Malgus’ Leiche zu tragen.
    Sie eilten los. Die Stadtbewohner stellten sich entlang des Weges auf, den Hethor und das vergessene Volk nahmen, hinderten sie aber nicht an ihrer Flucht.
    Wir sind dafür verantwortlich, dass dies geschehen ist, dachte Hethor. Unsere Entscheidungen formen unsere Zukunft.
    Er wusste nicht wirklich, was sie bei ihrer Ankunft am Hafen tun würden. Vielleicht würden sie auf ein Schiff gehen oder sogar das Luftschiff entern, aber ein Gedanke ließ ihn schier verzweifeln: Wie sollte dieser Haufen haariger Wesen als Mannschaft funktionieren? Er konnte es sich nicht vorstellen.
    Sie durchquerten das Tor und erreichten eine der gekrümmten Straßen. Das vergessene Volk bog ohne zu zögern nach links ab. Hethor war sich nicht einmal dieser Entscheidung sicher. Als er über die Schulter blickte, sah er, dass Malgus’ Leiche auf den Schultern von vier Männern des vergessenen Volkes getragen wurde. Hinter Malgus und den letzten tanzenden Speeren folgten die groß gewachsenen Hexenmeister. Ihre Verfolger strömten zügig durch das Tor, wirkten aber immer noch gelassen.
    Hethor hätte schwören können, dass er diese Straße nie zuvor gesehen hatte, dass diese Kombination aus Gebäuden, Straßen und hohen, schmalen Türen neu für ihn war, aber er musste Arellya und ihrem Volk glauben. Sie liefen weiter und summten im Rhythmus ihrer Schritte. Alle waren wachsam.
    Das nächste riesige Tor erschien zu ihrer Rechten. Die Sonne zog langsam ihre Bahn gen Westen. Hethors kleine Schar rannte durch Schattenblöcke hindurch, die die hohen Gebäude auf sie warfen. Der Durchgang des Tores lag in noch tieferen Schatten. Als sie es durchquerten, hatte Hethor für einen Augenblick das Gefühl, wachsame Augen in der Dunkelheit zu sehen. Noch wurden sie nicht belästigt, aber die Zahl ihrer Verfolger wuchs stetig an.
    Als sie die nächste Straße entlangliefen, spürte Hethor, wie die Männer des vergessenen Volkes kurz zögerten.
    »Was ist?«, fragte er Arellya.
    »Die Tore haben sich bewegt«, sagte sie. »Wir werden dieser Straße folgen, denn es gibt keine andere.«
    Die Tore hatten sich bewegt? Wie war das möglich? Die ganze Stadt war in Kreisen angelegt, wie eine Schießscheibe, aber es erschien ihm unvorstellbar, dass sie auf ihrer zentralen Achse rotieren konnte.
    Hexenmeister, dachte Hethor. Er war überzeugt gewesen, dass Hexenmeister und Zauberer in dieser Stadt lebten. Nun sah er den Beweis, dass unheimliche Kräfte am Werk waren.
    Ein weiteres Tor tauchte zu ihrer Linken auf, von dem Hethor sicher war, es noch nie gesehen zu haben. Arellya und die jungen Männer bogen ohne zu zögern ab. Hier waren die Schatten noch schwärzer und strahlten so viel Bedrohlichkeit aus, dass das

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