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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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jeder Hexenmeister, an denen er auf den glattpolierten Steinplatten dieser Straße vorbeiging, war laut wie das Räderwerk einer Kirchturmuhr, das dringend geschmiert werden musste.
    Entweder waren die Bewohner dieser Stadt Gott wesentlich näher oder viel weiter von ihm entfernt als die meisten Leute. Hethor hätte auf Letzteres gewettet, aber vielleicht erlag er bei dieser Einschätzung nur einem Vorurteil.
    »Das sind seltsame Wesen«, sagte Arellya zu ihm. »Sie lassen sogar dich normal wirken.«
    Er musste lachen. Zugleich verletzten ihn ihre Worte.
***
    Den Rest des Tages verbrachten sie damit, sich zwischen den Mauern und den großen Torhäusern hindurchzuschlängeln und die Stadt zu durchsuchen.
    »Was ist, wenn wir uns verlieren?«, fragte Hethor irgendwann, als er eine weitere lange Straße vor sich sah, die in der Ferne um eine Ecke bog. Zu beiden Seiten erhoben sich überdimensionale Gebäude.
    »Das vergessene Volk verläuft sich nicht«, sagte Arellya. »Wenn wir irgendwo hingehen, können wir stets zurückkehren.«
    »Da bin ich aber froh«, grummelte Hethor.
    Das Desinteresse der Stadtbewohner nagte an ihm. Es schien wirklich so, als wären er und das vergessene Volk bloß wandelnde Leichen. War es eine Art Prophezeiung, dass sie bei Sonnenuntergang ein schreckliches Schicksal erwartete, wie in einer Erzählung von Edgar Allen Poe? Oder ging es um etwas anderes, einen Aspekt ihrer Körper und ihrer Seelen, um eine seltsame Physiologie, die ein Leben unter der afrikanischen Sonne und die Ausübung von Zauberei ermöglichte?
    Hethor bezweifelte, dass es Zauberei wirklich gab. Aber er hatte in den letzten Monaten, seitdem er von zu Hause fortgegangen war, viele seltsame und erstaunliche Dinge gesehen.
    Am späten Nachmittag erreichten sie die Stadtmitte, wo sich ein großer runder Platz befand. An seinem Rand standen sich die kleinsten Steingebäude, die Hethor bisher in dieser Stadt gesehen hatte. Sie waren nicht viel mehr als Hütten mit niedrigen Wänden, die aussahen wie Verkaufsstände oder Buden, nur dass es hier keinen Markt gab.
    Mehrere Dutzend bunt gekleidete Stadtbewohner flanierten über den Platz. In der ganzen Stadt schien es keine Faulenzer zu geben, denn diese magiebegabten Wesen schritten tüchtig aus und schienen füreinander kaum mehr Zeit oder Interesse zu haben wie für die uneingeladenen Gäste.
    In der Platzmitte erhob sich eine Säule, die dem Leuchtturm sehr ähnelte, aber nur etwa fünfzehn Meter hoch war. An ihren Seiten hingen Ketten herab, und an der Spitze war ein Mann festgebunden.
    Simeon Malgus.
    Hethor lief es kalt über den Rücken. Jetzt endlich wusste er, wo der Navigator nach seinem Sturz aus dem Himmel gelandet war.
    »Das ist mein Führer«, sagte er zu Arellya und deutete nach oben.
    »Hast du vor, ihm dorthin zu folgen?«
    »Nein.« Hethor sprach bestimmt und entschlossen. »Gibt es eine Möglichkeit ihn herunterzuholen?«
    »Sicher.«
    Arellya flüsterte schnell mit ihren Begleitern, die sich um sie versammelt hatten. Die Männer gestikulierten und gaben Handzeichen. Dann huschte die gesamte Gruppe los und verteilte sich um die Säulenbasis. Nur Arellya blieb bei Hethor.
    Hethor schaute ihnen erstaunt zu, als sie eine Pyramide bildeten, indem einer nach dem anderen auf Rücken und Schultern des unter ihm Stehenden kletterte, bis die obersten die herabhängenden Ketten erreichen konnten. Sie verwandelten sich in eine Art Leiter aus haarigen Menschen, die jede Akrobatentruppe vor Neid erblassen ließe. Zum Schluss kletterten die Kleinsten bis ganz nach oben.
    Das Ergebnis ihrer Anstrengungen war, dass vier Männer des vergessenen Volkes an der Säulenspitze Malgus umgaben. Jeder trug ein Feuerstein- oder Bronzemesser mit sich. Sie machten sich daran, seine Ketten zu lösen, indem sie die Kettenglieder durch langsames, vorsichtiges Schaben zerbrachen, nicht durch rohe Gewalt, denn sowohl ihre Materialien als auch ihre kleinen Körper gaben nicht die nötige Härte und Kraft her.
    Einige Minuten vergingen, dann wurde Malgus über den Rand gereicht. Sie reichten ihn an den Steinkrallen der Säulenspitze vorbei nach unten in die Arme der anderen, wobei die Kraft eines jeden bis aufs Äußerste beansprucht wurde, denn Malgus’ Gewicht war viel zu groß. Hethor sah mit wachsendem Entsetzen zu, wie ihre akrobatische Leiter zu schwanken begann und die Männer des vergessenen Volkes verzweifelt am Stein oder an den Ketten Halt suchten.
    Der Zusammenbruch geschah mit der

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