Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
folgte ihm eine ganze Horde müßiger junger Männer – nicht höhnisch grölend, wie es in seiner Heimatstadt New Haven der Fall gewesen wäre, und auch nicht mit Fragen auf den Lippen. Sie folgten ihm einfach nur, und sie besaßen eine unersättliche Neugier, die sie mit großen Augen in die Welt blicken ließ. Hethors Gefolgschaft wirkte wie ein seltsamer, stummer Chor stark behaarter Kinder.
    Mittschiffs blieb er stehen, als er eine Art brummendes Flüstern hörte, das er auf dem Weg bugwärts vermisst hatte. Er lehnte sich an die Reling und blickte nach unten. Das Geräusch wurde weder lauter noch leiser. Hethor betrachtete die nächste Stütze und suchte aufmerksam nach einem Zugang zum Tragkörper.
    Da war ein kleiner Abschnitt mit einzelnen verschnürten Säumen, der zwei Stützen hinter ihm begann.
    Hethor zog Gürtel und Schuhe aus. Im Gegensatz zu dem Zugang auf der Bassett gab es hier keine Leiter. Er griff einfach über den Kopf nach oben und öffnete die Schnüre am Tragkörpermaterial. Dieses schien dem mit Guttapercha überzogenen Segeltuch auf der Bassett zu ähneln. Hethor schlug es auf, um hineinzuschauen.
    Offensichtlich kletterte man einfach innerhalb des Tragkörpers entlang, um den gewünschten Ort zu erreichen. Nur – wie kam man hinein? Es gab es keine Strickleiter oder Ähnliches; wie es aussah, musste man sich mit Hilfe der Armkraft in die Höhe ziehen. Hethor griff hinein, machte sich bereit, sich nach oben zu ziehen und merkte plötzlich, dass er schwebte.
    Er schaute nach unten und erkannte ein Dutzend Paar haariger Hände an seinen Beinen und Füßen, die ihn hochhoben und hineinschoben.
    »Besten Dank«, sagte er zu den jungen Männern, die sich abmühten, ihn an sein Ziel zu bringen.
    Im Inneren des Tragkörpers stank es nach Guttapercha, Segeltuch und Schimmel. Das brummende Flüstern war hier lauter und hörte sich fast wie ein Wiehern an. Hethor sah, dass die Konstruktion des Tragkörpers sich deutlich von dem der Bassett unterschied. Leichte Balken durchkreuzten die gesamte Schiffsbreite und verbanden die senkrechten Stützen miteinander; andere Balken verliefen nach oben und riefen den Eindruck eines sehr großen, grob geflochtenen Korbes hervor. Wo die Bassett über riesige Gaszellen verfügte, die die einzelnen Abschnitte des Tragkörpers ausfüllten, hatte dieses Luftschiff viele kleine Zellen, die wie auf den Kopf gestellte, zu groß geratene Kissen aussahen.
    Eine viel intelligentere Bauweise, dachte Hethor. Bei diesem Grundriss konnte man Wasserstoff sparen und das Risiko minimieren, wegen einer gerissenen Gaszelle plötzlich an Höhe zu verlieren oder einen Mann einzubüßen.
    Hethor folgte dem Weg, den seine Ohren ihm wiesen, während er sich in nahezu völliger Dunkelheit einen Weg durch die schmalen Spanten und Stützen suchte. Er erreichte ein seltsam geformtes Gebilde, das er als Quelle der Geräusche erkannte. Als er es vorsichtig mit den Händen berührte, stellte er fest, dass es sich um einen langen Zylinder handelte, der in den Stoff des Tragkörpers eingewickelt und der Sammelpunkt zahlreicher biegsamer Rohre war, die er in der Dunkelheit zuvor nicht bemerkt hatte. Hethor kam zu dem Schluss, dass es sich um eine Art Motor handeln musste. Aber wie er funktionierte, war ihm auf den ersten Blick nicht klar. Sicherlich waren auf der Steuerbordseite und vermutlich auch an Bug und Heck, weitere solcher Motoren angebracht, um die Flugstabilität des Schiffes zu verbessern.
    Hethor wünschte sich, die Mechanismen zu verstehen, die das Schiff antrieben. Und wie war es zu steuern?
    »Genug«, sagte er laut zu sich selbst. Die weichen Wände schluckten seine Worte und verhinderten ein Echo in der Dunkelheit. »Zurück aufs Deck.«
    Der schwache Schimmer vom offenen Zugang half Hethor, ohne Zwischenfälle ans Tageslicht zurückzukehren.
***
    Arellya befand sich auf Deck. Sie war aus ihrem Versteck aufgetaucht, wo immer sie sich gestern Abend auch aufgehalten haben mochte. Hethor wusste nicht, warum sie ihn ignorierte. Als er Arellya sah, wurde ihm klar, wie sehr er sie vermisst und wie bitter er bereut hatte, allein zu sein.
    In New Haven hätte man sie als Affe angesehen und eingesperrt, dachte Hethor. Was war geschehen, dass er sie nun als Frau betrachtete?
    Es war unwichtig. Irgendwie erweckte Arellya Gefühle in ihm, über die die Jungs in der Schule gesprochen hatten und die der Grund für einige peinliche Momente in Hethors Leben gewesen waren. Der Gedanke an das

Weitere Kostenlose Bücher